Prostatakarzinom Prostatakrebs mit Laserlicht schonender behandeln

Autor: Jonathan Fasel

Achten Sie bei der Wahl der Behandlung stets auf zertifizierte Zentren. Diese haben am meisten Erfahrung. © iStock/ThomasVogel, skynesher

Bei etwa 60 000 Männern wird pro Jahr ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Damit ist es mit großem Abstand die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Nun lassen sich die Tumoren auch mit Laserlicht und Medikamenten zurückdrängen. Lesen Sie, wie diese neue Methode funktioniert und angewendet wird.

Bisher werden Patienten, die an einem Prostatakrebs mit einem niedrigen Risiko leiden, entweder aktiv überwacht, mit Strahlentherapie behandelt oder minimalinvasiv operiert. Welche Methode angewendet wird, hängt, abgesehen von der Einstufung des Risikoprofil des Krebses, auch von Alter, Gesundheitszustand und Konstitution der Patienten ab. Für die aktive Überwachung kommen all jene Patienten infrage, deren Tumor aktuell ein geringes Risiko darstellt und so langsam wächst, dass er kein Risiko für eine Lebensverkürzung darstellt.

Engmaschige Kontrollen stellen dabei sicher, dass mögliche gefährliche Veränderungen rechtzeitig erkannt und im Fall der Fälle behandelt werden können. Die Patienten profitieren während der aktiven Überwachung davon, dass ihnen eine Operation oder Bestrahlung – zumindest vorerst – erspart bleibt. So bleiben Lebensqualität, Kontinenz und Potenz erhalten.

Eine neue Option der Behandlung

Seit Ende des vergangenen Jahres steht diesen Patienten eine weitere Option zur Verfügung. Um sich nicht allein auf eine aktive Überwachung verlassen zu müssen und trotzdem die Lebensqualität zu erhalten, bietet sich eine nur auf den sichtbaren Tumor beschränkte „fokale“ Behandlung an. Dieser neue Ansatz beruht auf dem schon länger bekannten Prinzip der photodynamischen Therapie: „Dabei werden Medikamente eingesetzt, die nur dann wirken, wenn sie mit monochromatischem Laserlicht aktiviert werden“, erklärt Professor Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie Tübingen am Universitätsklinikum Tübingen. „So können wir mit dem Laserstrahl ganz gezielt den Krebs bekämpfen.“

Ein häufiger Krebs bei Männern

In Deutschland sterben knapp drei von hundert Männern an Prostatakrebs. Er gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Mannes. Die Erkrankung ist im Frühstadium symptomlos; im fortgeschrittenen Stadium können Blasenentleerungsstörungen, Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Blutarmut auftreten.

Wird die Diagnose gestellt, wenn Symptome aufgetreten sind, hat häufig schon eine Metastasierung stattgefunden. Das Prostatakarzinom tritt überwiegend bei älteren Männern auf, die eine Symptomatik vielfach nicht mehr erleben würden. So hat sich das aktive Beobachten als brauchbares Konzept entwickelt.

Ärzte sprechen bei diesen Medikamenten von den sogenannten Photosensibilisatoren. Nur wenn sie mit Licht angeregt werden, setzen sie giftige Stoffe frei, die die feinen Blutgefäße im und um dem Tumor herum verschließen und ihn so dazu bringen, dass dieser Teil der Prostata mit dem darin befindlichen Krebs abstirbt.

Technischer Kniff: Ultraschall plus MRT

Für die Behandlung wird mit dem Kernspintomographen, auch MRT genannt, zunächst die Lage und Größe eines Tumors in der Prostata genau bestimmt. Im nächsten Schritt werden dem Patienten die Photosensibilisatoren über eine Infusion in die Blutbahn verabreicht, die sich dann über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilen. Zur eigentlichen Behandlung werden mehrere Sonden über die Sitzfläche – den Damm – zu den erkrankten Bereichen der Prostata geführt. Dieser Vorgang wird mit einer Ultraschalluntersuchung gesteuert.

„Allerdings kann das Ultraschallgerät den Tumor nicht genau anzeigen“, erläutert Prof. Stenzl. „Daher kombinieren wir die Bilder aus dem Kernspintomographen mit den Bildern des Ultraschalls in einer Bildfusion. Mit diesem technischen Kniff können wir das kranke Gewebe sehr genau mit dem Laserlicht beleuchten und das Medikament aktivieren.“

Methode in Studie getestet

In den letzten Jahren wurde diese Methode in klinischen Studien intensiv mit Patienten untersucht, die an einem Prostatakrebs mit niedrigem Risiko („low risk“) leiden. Insgesamt wurden über 400 Patienten per Zufalls­prinzip entweder aktiv überwacht oder mit der neuen Methode behandelt. „Ganz grob zusammengefasst können wir mit dieser Methode das Risiko halbieren, dass der Krebs dieser Patientengruppe weiter fortschreitet“, so der Experte. „Hinzu kommt, dass diese Behandlung sehr gut vertragen wird und kaum Nebenwirkungen zu erwarten sind.“

Wichtig ist auch, dass die photodynamische Therapie eine weitere sehr schonende Option für die Patienten ist. „Schreitet der Krebs trotzdem voran, bleiben alle bisherigen Therapieoptionen voll und ganz erhalten“, betont Prof. Stenzl. „Wir haben damit, im wahrsten Wortsinn, einen guten und neuen Plan A und einen guten bewährten Plan B, falls Plan A nicht greift.“

Die Möglichkeiten der Zukunft

„Dieses Behandlungsprinzip steht beim Prostatakrebs noch ganz am Anfang. Wir erwarten hier noch sehr große Fortschritte“, meint Prof. Stenzl. „Wir hoffen, dass auch bald Patienten mit höheren Risikofaktoren von dieser Behandlung profitieren können und so Operationen und Bestrahlungen reduziert oder zumindest weiter verzögert werden können.“ Das wäre ein entscheidender Beitrag, um die Lebensqualität der Patienten noch besser zu erhalten, ohne das Risiko einer Verschleppung der Erkrankung mit Entstehung von Metastasen oder eines krebsbedingten Todes zu erhöhen.


Prof. Dr. Dr. h.c. Arnulf Stenzl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Urologie Tübingen, Universitätsklinikum Tübingen © Privat