Prostatakrebs Potenz und Kontinenz – Bewahren Sie die Ruhe!

Autor: MPL-Redaktion

Das Gespräch mit dem Arzt ist jetzt wichtig. © fotolia/Monkey-Business

Die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Männern ist das Prostatakarzinom. Und bei jeder Therapiebesprechung steht vor allem eine Frage im Raum: Wie können die Potenz und die Kontinenz erhalten werden?

Pro Jahr werden in Deutschland zirka 60.000 neue Dia­gnosen von Prostatakrebs gestellt. Dies bedeutet, dass in einer Gemeinde mit 200.000 Einwohner Jahr für Jahr 120 Männer an Prostatakrebs erkranken. „Dies ist im Vergleich zu anderen Krebsarten eine sehr große Anzahl von Patienten“, sagt Professor Dr. Theodor Klotz, Chefarzt der Klinik für Urologie, Klinikum Weiden. „Doch die gute Nachricht dabei ist, dass Patienten mit Prostatakrebs in den allermeisten Fällen geheilt werden können.“

Ein Haustierkrebs wird aktiv überwacht

Schon 1981 erkannte Professor Dr. Julius Hackethal, dass eine Prostatakrebserkrankung unter gewissen Umständen „in Ruhe“ gelassen werden soll. Er bezeichnete diese Art der Erkrankung als sogenannten Haustierkrebs. Damals war diese These stark umstritten. Aber inzwischen sind die Diagnostik und das Wissen über den Prostatakrebs so weit vorangeschritten, dass ungefähr 30 Prozent der Erkrankungen nicht aktiv durch eine Operation oder Strahlentherapie behandelt werden müssen. Der Prostatakrebs wird dagegen engmaschig beobachtet. Fachleute sprechen dann von einer „aktiven Überwachung“.

„Der Vorteil für die Patienten liegt auf der Hand“, betont Prof. Klotz. „Die Patienten haben keinerlei Einschränkungen der Lebensqualität hinsichtlich Potenz und Kontinenz zu befürchten.“ Darüber hinaus werden durch die aktive Überwachung das Risiko nicht erhöht und keine Chancen auf Heilung durch eine Operation oder Bestrahlung vergeben. Lediglich die regelmäßigen Untersuchungen sind dann zu bewältigen.

Wenn der Krebs zum Raubtier wird

Behandlungspflichtige Krebserkrankungen hat Prof. Hackethal als Raubtierkrebse bezeichnet. Wie diese Raubtierkrebse in der Prostata behandelt werden müssen, schlägt der Arzt anhand mehrerer Untersuchungen vor. Zum einen wird der Blutspiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) analysiert. Ein hoher oder ansteigender PSA Wert ist ein wichtiger Hinweis auf einen Prostatatumor. Denn Krebszellen der Prostata bilden viel mehr PSA als normale Prostatazellen – wodurch dann der PSA-Spiegel im Blut ansteigt. Zum anderen wird mit den Biopsie-Proben Art und Ausmaß der Erkrankung bestimmt.

Der sogenannte Gleason-Grad gibt dem Arzt zudem wichtige Hinweise zur Aggressivität des Tumors. Auch das Alter und der allgemeine Zustand sind wichtige Faktoren für die weitere Therapieplanung. „Neben der rein medizinischen Diagnose werden natürlich auch die Lebensumstände der Patienten bei der Therapieentscheidung mit berücksichtigt“, sagt Prof. Klotz. „Aber ganz klar steht die Bekämpfung des Krebs im Vordergrund der Behandlung.“ Und dabei gilt auch immer, dass das Risiko, ein Rezidiv zu entwickeln, vermindert wird.

Die Nerven behalten

Je nachdem wie gut die Nerven bei der Operation erhalten werden konnten, wird sich die Potenz und Kontinenz nach einer Prostataoperation wieder einstellen. In Zahlen ausgedrückt sind über 95 Prozent der Patienten langfristig so kontinent wie vor der Operation. Bei rund 70 Prozent der Männer bleibt auch die Potenz erhalten. Allerdings ist das Sexualerlebnis anders als vor der Operation. Beim Orgasmus bleiben der Samenerguss und das Kontraktionsgefühl der Prostata aus.

Im Falle einer Bestrahlung des Prostatakrebses bleiben Potenz und Kontinenz zunächst im Wesentlichen unverändert. Allerdings gilt, wenn nach einer Strahlentherapie Rezidive auftauchen, ist eine erneute Behandlung mit hohen Risiken behaftet. Daher ist die Bestrahlung eines Prostatakrebses eher angezeigt, wenn die Patienten älter beziehungsweise die Risiken einer Operation zu hoch sind. Und immer gilt: Die Bestrahlung oder Operation des Prostatakrebses werden die Potenz und Kontinenz nicht verbessern.

In Ruhe entscheiden

Nach der Diagnose von Prostatakrebs haben die Patienten ausreichend Zeit, sich bei ihrem behandelnden Arzt umfassend zu informieren, die Entscheidung über die Behandlung zu treffen und sich auf die Therapie vorzubereiten. „Dabei gilt immer, dass der Einzelfall zählt und daher keine pauschalen Antworten und Empfehlungen ausgesprochen werden können“, sagt Prof. Klotz. „Wenn sich Patienten unsicher sind, empfehle ich, unbedingt eine zweite Meinung einzuholen.“

Er betont dabei, dass die Zweitmeinung, wenn immer möglich, in einem persönlichen Gespräch eingeholt werden sollte. Nur so ist gewährleistet, dass eine umfassende Beratung erfolgen kann. Die Erfahrung zeigt dabei, dass eine dritte und vierte Meinung den Patienten keine Vorteile oder bessere Informationen bringen. „Und ich rate dringend davon ab, sich im Internet selbständig auf die Suche nach Informationen zu Erkrankung und Therapie zu machen“, warnt Prof. Klotz. „Die Gefahr ist viel zu groß, falsche oder nicht auf die eigene Situation zutreffenden Informationen zu bekommen. Die Folge sind dann immer große Verunsicherung und Sorgen.“


Prof. Dr. Theodor Klotz, Chefarzt der Klinik für Urologie, Klinikum Weiden © privat