Prostatakrebs Kontinenz und Potenz können oft erhalten bleiben!

Autor: Heiko Schwöbel

In zertifizierten Zentren werden Behandlungen nach dem höchsten Standard der Medizin geboten – wichtig für die Patienten! © Jenny Sturm, annawin – stock.adobe.com

Viele Patienten schweigen über ihre Inkontinenz und Impotenz. Aus Scham lassen sie sich nicht beraten und behandeln. Lesen Sie in Perspektive ­LEBEN, warum diese Fragen offen auf den Tisch gehören – und wie das Wohlbefinden verbessert werden kann.

Etwa 20 Prozent aller Männer in Deutschland leiden unter Impotenz und etwa 10 Prozent der Frauen und Männer in Deutschland leiden unter einer Blasenschwäche oder Inkontinenz. Daher sind Inkontinenz und Impotenz für Urologen Alltag und ein Schamgefühl der Patienten fehl am Platz.

Besonders Patienten mit Prostatakrebs können nach der Behandlung von Inkontinenz und Störungen der Potenz stark betroffen sein. „Sie sollten unbedingt sehr rasch und konsequent dieses Thema offen angehen. Dies ist deshalb so wichtig, weil uns zahlreiche Behandlungsoptionen offen stehen. Mit ihnen schaffen wir es, die Probleme ganz in den Griff zu bekommen oder zumindest ganz erheblich zu lindern“, sagt Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie in Tübingen. „Deshalb rate ich jedem Patienten: Sprechen Sie uns an! Nur so kann der Behandler schon in der Rehabilitation die richtige Therapie in Angriff nehmen und der Arzt zu Hause die notwendigen Maßnahmen über die stationäre Rehabilitation hinaus fortsetzen.“

Gute Aussichten

Jüngste Studien zeigen, dass die allermeisten Patienten mit Prostatakrebs die Kontinenz und Potenz wiedererlangen können. Wie gut dies gelingt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum einen gilt, dass jüngere Patienten bessere Erfolge erzielen als ältere Betroffene. Zum anderen gilt, dass je früher der Krebs erkannt und behandelt wird, die Potenz und Inkontinenz meist besser erhalten werden kann.

Das A und O dabei ist, dass die versorgenden Nerven bei der Operation oder Bestrahlung gut geschont beziehungsweise erhalten bleiben. Deswegen rät der erfahrene Arzt dringend dazu, Prostatakrebs nur in speziell zertifizierten Zentren behandeln zu lassen. „Dort können sich Patienten sehr sicher sein, dass modernste Operations- oder Bestrahlungsmethoden eingesetzt werden“, betont Dr. Renninger. „Diese Methoden bekämpfen einerseits den Krebs optimal und erhalten andererseits die Lebensqualität nach der Behandlung möglichst gut.“

Gut vorbereitet

Meist schreitet der Prostatakrebs nur sehr langsam voran. Deshalb bleibt genügend Zeit, sich intensiv auf die Behandlung vorzubereiten. Das gilt nicht nur für die Seele und den Verstand. Das gilt auch für den Körper. Schon im Vorfeld einer Behandlung von Prostatakrebs ist es wichtig, den Beckenboden gezielt zu trainieren. „Das erhöht die Chance enorm, rasch wieder kontinent und potent zu werden“, sagt Dr. Renninger. „Immer vorausgesetzt, dass die Nerven während der Operation entsprechend geschont werden konnten.“

Mit zusätzlicher fordernder Bewegung können die Patienten den gesamten Körper auf die Behandlungen vorbereiten. Studien belegen eindeutig, dass „fitte“ Patienten die Folgen einer Tumorerkrankung besser bewältigen. Operationsnarben verheilen besser und schneller, die Patienten erholen sich zügiger und können damit rascher mit dem Training beginnen beziehungsweise dieses wieder fortführen.

Geduld und Fleiß

„Ich rate allen Patienten nach einer Prostatakrebs-Behandlung, die Angebote einer stationären oder ambulanten Rehabilitation zu nutzen“, sagt Dr. Renninger. „Zum einen erfahren die Patienten, dass sie nicht allein mit ihrer Erkrankung sind. Zum anderen werden dabei sehr früh Methoden erlernt, die Potenz und Kontinenz zu verbessern.“ Damit legt die Rehabilitation eine wichtige Basis, auf der die Patienten aufbauen können.

„Alles Üben und Trainieren bringt aber nichts, wenn es falsch gemacht wird“, betont der Experte. „Deshalb ist es so wichtig, dass ein Physiotherapeut das Training anleitet und begleitet.“ Meist kennen Urologen spezialisierte Therapeuten in der Umgebung. Sollte dies nicht der Fall sein, können Patienten in den Prostatakrebszentren oder bei der Deutschen Kontinenzgesellschaft anfragen.


Dr. Markus Renninger, Facharzt für Urologie, Tübingen © Privat