Prostatakrebs Umgang mit Impotenz nach der Therapie: Binden Sie Ihre Partnerin aktiv ein!

Autor: MPL-Redaktion

Nur das offene Gespräch kann wirklich Hilfe für die Beziehung bringen. © iStock/PhotoInc

Die Diagnose Prostatakrebs hat ihren medizinischen Schrecken weitgehend verloren. Zu gut sind die heutigen Behandlungsmethoden, zu hoch die Heilungsraten. In frühen Tumorstadien wird heutzutage gar nicht behandelt, stattdessen lediglich beobachtet. Ist der Prostatakrebs fortgeschritten, therapieren die Urologen erfolgreich mittels Operation, Bestrahlung, Hormon- oder Chemotherapie. Die Fünfjahres-Überlebensraten liegen bei weit über neunzig Prozent.

„In der Regel muss heute tatsächlich niemand mehr nach der Diagnose Prostatakrebs um sein Leben fürchten“, bestätigt der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e. V., Walter Kämpfer. „Nach der Therapie können allerdings anders geartete Probleme auftreten. Denn viele der Männer leiden unter Potenzstörungen nach einer Operation oder Bestrahlung. Etwa 30 Prozent sind sogar dauerhaft impotent. Treten diese Fälle ein, ist automatisch die Partnerin mit betroffen. Walter Kämpfer rät zu einem aktiven Umgang mit solchen Nebenwirkungen.

Für die Partnerschaft gilt – alles offen und ehrlich ansprechen

Für Betroffene lautet die Kernfrage nach der erfolgreichen Therapie: Was soll ich tun? Wie gehe ich mit meiner Partnerin um? „Treten Potenzprobleme nach der Therapie auf, ist es ganz wichtig, die Partnerin mit einzubinden. Und zwar bereits bei ersten ärztlichen Untersuchungs- und Gesprächsterminen“, betont Walter Kämpfer und begründet dies mit der meist eingeschränkten Wahrnehmung von Betroffenen und besonders der von Männern: „Es gibt Studien, die zeigen, dass Männer bei unangenehmen Nachrichten schneller abschalten. Wichtige Informationen erreichen oftmals nicht den Empfänger.“ Die Partnerin sorgt in solchen Fällen für eine vollständige Aufnahme aller entscheidenden Informationen rund um die Therapie.

Besonders wichtig in diesen Situationen ist die Ehrlichkeit gegenüber dem Partner. Der Betroffene sollte stets offen aussprechen, wie er sich fühlt und was ihn bedrückt. Das gilt gleichermaßen für die Partnerin. Nur wenn beide Seiten genau wissen wie es dem Anderen geht, können Lösungen erarbeitet werden.

„Es macht durchaus Sinn, solche Aussprachen regelmäßig zu einem festen Zeitpunkt durchzuführen. So gerät nichts in Vergessenheit oder bleibt unausgesprochen“, rät Walter Kämpfer. „Andernfalls können Konflikte aufgrund von Fehlinterpretationen entstehen.“

Wenn möglich, wird heute die Prostata schonend operiert. Eine Impotenz kann somit immer häufiger vermieden werden. „Allerdings ist es selbst nach einer schonenden Op. nicht mehr so wie vorher. Die Potenz hat in der Regel etwas nachgelassen“, berichtet Walter Kämpfer. Betroffene können dann aber auf Medikamente gegen Erektionsstörungen oder andere Helferlein zurückgreifen.

Die Erfahrung zeigt in diesen Fällen meist, dass sich das Sexualleben sogar zum Positiven verändert. „Die Sexualität verstärkt sich. Die Partner setzen beim Liebesspiel mehr Kreativität ein. Die Kommunikation zwischen den Partnern ist dabei von besonderer Bedeutung. Das steigert den Reiz“, so Walter Kämpfer und ergänzt: „Die gute Nachricht lautet: Der Orgasmus ist für den Mann sogar intensiver als vor der Operation.“

Achten die Partner auf ausreichend Sport und eine bewusste Ernährung, steht einer gut funktionierenden Partnerschaft auch auf körperlicher Ebene nichts mehr im Wege.

Medizinische Hintergrundinformationen schaffen Klarheit für beide Partner

Zur Bewältigung der Probleme rund um die Potenzstörungen hilft – neben der Einbindung der Partnerin – auch der Beitritt zu einer Selbsthilfegruppe. Dort gibt es Gleichgesinnte, die erzählen können, wie es ihnen ergangen ist und welche Lösungen ihnen helfen. „Der Erfahrungsaustausch unter Betroffenen ist fast durch nichts zu ersetzen. Das sage ich aus eigener Erfahrung“, so der Experte.

Auch der Krebsinformationsdienst in Heidelberg bietet Hilfe an. Hier können Betroffene kostenlos anrufen und Ärzten ihre Fragen stellen. Ergänzend dazu bietet der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. eine kostenlose Hotline, bei der entsprechend geschulte Betroffene sich den Fragen der Anrufer stellen.

Walter Kämpfer empfiehlt zu guter Letzt allen betroffenen Männern, ihre Krankheit zu managen, sich mit ihr vertraut machen. Der ärztliche Rat darf natürlich niemals ignoriert werden. „Jedoch sollten auch Betroffene wissen, was in ihnen vorgeht. Und die ärztlichen Informationen auch wirklich verstehen. So wird der Umgang mit der Erkrankung erleichtert.“ Konkret heißt das für Betroffene und ihre Partnerinnen: nachfragen, nachfragen, nachfragen. Und bei Unsicherheiten auch mal eine Zweitmeinung eines weiteren Arztes einholen. Das sind Sie sich selbst und ihrer Partnerin schuldig – für ein auch körperlich glückliches Zusammenleben.


Walter Kämpfer, Stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e. V © Privat