Wirkstoffgruppen So wirken Immuncheckpoint-Inhibitoren bei Hautkrebs

Autor: Perspektive LEBEN

In den letzten Jahren erhält die Immuntherapie immer mehr Bedeutung und schenkt Krebspatienten Hoffnung. © iStock/pepifoto

In Deutschland erkranken jährlich rund 21.000 Menschen am Schwarzen Hautkrebs, dem sogenannten malignen Melanom. Hinzu kommen noch etwa 6000 bis 7000 Fälle von Vorstufen dieser Erkrankung. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei Männern und Frauen gleichermaßen bei circa 60 Jahren.

Die Hautkrebsvorsorge sowie die medizinische Entwicklung haben der Krankheit ihren Schrecken genommen. In der Regel entdecken Ärzte die malignen Melanome frühzeitig und können sie wirksam behandeln. Sie werden einfach chirurgisch durch den Dermatologen entfernt. Das führt zu guten Heilungschancen. Dringt der Tumor in tiefere Hautschichten vor, sind jedoch weitere Maßnahmen notwendig. In jüngster Zeit tritt die Immuntherapie als Behandlungsmethode bei höheren Tumorstadien immer mehr in den Vordergrund.

Professor Dr. Markus Meissner weiß, warum das so ist. Er leitet als Geschäftsführender Oberarzt die Dermatochirurgie und das Hautkrebszentrum am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Uns erklärt er, wie diese Therapie wirkt.

Entdeckt der Hautarzt ein Melanom, das dicker als einen Millimeter ist, wird er neben dem Melanom in der Regel auch den Wächterlymphknoten entfernen. Um diesen ausfindig zu machen, spritzt er dem Patienten eine leicht radioaktive Substanz rund um die Entnahmestelle. Diese wandert dann entlang der Lymphbahnen in den ersten Lymphknoten und markiert ihn. Ist der Wächterlymphknoten entfernt, untersucht man ihn anschließend auf Metastasen, also auf Absiedlungen des Tumors.

„Ab bestimmten Tumordicken oder bei Absiedelungen im Wächterlymphknoten suchen wir zudem mit bildgebenden Verfahren nach Metastasen. Dazu gehören die Computertomographie der Lunge und des Bauches sowie die Kernspintomographie des Kopfes“, erklärt Prof. Meiss­ner. „All diese Untersuchungen sind für die Einteilung des Stadiums der Tumorerkrankung und damit für die Therapie beziehungsweise die Nachsorge von Bedeutung.“

Eine Therapie-Revolution

Finden die Experten an unterschiedlichen Organen Metastasen, setzen sie Medikamente ein. Dabei kommen entweder Wirkstoffe zum Einsatz, die zielgerichtet den Tumor bekämpfen, oder solche, die das körpereigene Immunsystem so mobilisieren, dass es wieder in der Lage ist, den Tumor zu bekämpfen.

Bei dieser Immuntherapie werden dem Patienten sogenannte PD-1- oder CTLA-4-Antikörper verabreicht, die das körpereigene Immunsystem maximal stimulieren. Sie werden als Immuncheckpoint-Inhibitoren bezeichnet. „Die Ergebnisse sind teilweise wirklich spektakulär. Oft beobachten wir, dass sich die Metastasen schon nach einigen Wochen wesentlich verkleinern und teilweise ganz verschwinden“, schwärmt Prof. Meissner und betont: „Es handelt sich um eine Therapie-Revolution.“

Medikamente, die indirekt helfen

Immuncheckpoint-Inhibitoren gelten als vergleichsweise neue Option in der onkologischen Therapie. Sie wirken nicht direkt gegen Krebszellen. Sie greifen vielmehr in die Steuerung der Immunantwort gegen Tumoren ein, an den sogenannten Immun-Checkpoints. Das sind wichtige Schaltstellen im Immunsystem, an denen Proteine dafür sorgen, dass eine laufende Immunreaktion auch wieder beendet wird. Besonders wichtig ist diese Kontrolle der Immunreaktion, um eine Autoimmunreaktion zu verhindern. Hierbei würde sich die Immun­abwehr langfristig gegen das gesunde Gewebe richten.

Diese Bremse der Immunreaktion gegen den eigenen Körper kommt allerdings auch manchen Krebszellen zugute. Da sie immer noch viele Merkmale ihres Ursprungsgewebes aufweisen, können sie typische Checkpoints und damit die eigentlich gegen sie gerichtete Immunreaktion ausschalten. Eine dieser wichtigen Schaltstellen im Immunsystem ist CTLA-4, ein Eiweiß auf der Oberfläche von T-Zellen, die für die Immunreaktion zuständig sind.

Erste Medikamente, die eine tumorbedingte Bremse der Immunabwehr über diesen Checkpoint aufheben, sind bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt. Viel Potenzial hat auch eine weitere Gruppe, die sich gegen den Immun-Checkpoint PD-1 richtet. Die PD-1-Hemmer sorgen ebenfalls dafür, dass Tumoren vom Immunsystem erkannt und zerstört werden.

Nebenwirkungen – im Vergleich geringer

Die Nebenwirkungen einer Immuntherapie sind im Vergleich zur klassischen Chemotherapie geringer. „Durch die Stimulierung des Immunsystems kommt es beispielsweise bei rund einem Drittel der Patienten zu Durchfällen unterschiedlicher Ausprägung und Hautausschlag“, stellt Prof. Meissner fest und erwähnt besonders: „Der Hormonhaushalt und die Leberfunktion können sich zudem verändern und müssen überwacht werden.“

Wo man den Schwarzen Hautkrebs am besten behandelt

Bei den frühen Stadien des Schwarzen Hautkrebses werden Betroffene gut bei niedergelassenen Dermatologen versorgt. Bei fortgeschrittener Erkrankung sind Hautkrebszentren zu empfehlen. Weiterführende Informationen finden Sie hier:


Prof. Dr. Markus Meissner, Geschäftsführender Oberarzt der Dermatochirurgie und des Hautkrebszentrums am Universitätsklinikum Frankfurt a.M. © Privat