Melanom Die Therapie des Schwarzen Hautkrebs im Überblick

Autor: MPL-Redaktion

Wichtig ist die penible Untersuchung kritischer Hautmerkmale. © iStock/kali9

Über 200.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an Hautkrebs. Er lässt sich in zwei Kategorien einteilen: in den hellen beziehungsweise weißen sowie in den schwarzen Hautkrebs, der auch malignes Melanom genannt wird. Die hellen Formen behandeln Dermatologen in der Regel standardisiert und problemlos. Beim schwarzen Hautkrebs, der etwa ein Zehntel der Neuerkrankungen ausmacht, hängen die Entscheidungen zur richtigen Therapie vor allem vom Umfang des Tumors ab.

Noch vor wenigen Jahren verbreitete die Diagnose schwarzer Hautkrebs bei Betroffenen Angst und Schrecken. Mittlerweile hat die medizinische Krebsforschung viele wirksame Therapieoptionen hervorgebracht. Was Betroffene nach der Diagnose zu erwarten haben, erklärt Professor Dr. Markus Meissner. Der Hautkrebsexperte ist Leiter der Bereiche für operative Dermatologie und Dermatoonkologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und Leiter des Hautkrebszentrums Frankfurt sowie der Forschungsgruppe Endothelzellbiologie.

Die Dicke ist entscheidend

„Ein Melanom wird stets chirurgisch entfernt. Handelt es sich um eine oberflächliche Form, sind die Heilungschancen sehr gut. Meist ist die Behandlung damit abgeschlossen“, sagt Prof. Meissner. „Ist der Tumor in tiefere Hautschichten vorgedrungen, sind gegebenenfalls weitere Maßnahmen notwendig.“ Nach der Entnahme wird das Melanom sehr genau untersucht. Entscheidend für die Wahl der Behandlungsoptionen ist seine Dicke. Dabei geht es um Bruchteile von Millimetern.

„Der erste Therapieschritt ist allerdings für alle Melanom-Größen immer gleich: An der Entnahmestelle schneiden wir mit einem Sicherheitsabstand nach. Wir entfernen also das Gewebe rings um das entnommene Melanom“, erklärt Prof. Meissner. „So stellen wir sicher, dass dort kein bösartiges Gewebe verbleibt“. Der Sicherheitsabstand hängt wiederum von der Tumoreindringtiefe ab. Liegt diese unter zwei Millimetern, wird mit einem Zentimeter nachgeschnitten. Lag der Tumor tiefer, beträgt der Sicherheitsabstand zwei Zentimeter.

Suche nach Metastasen

Neben der Eindringtiefe ist die Dicke des Melanoms entscheidend. „Ist es dicker als ein Millimeter, entfernen wir standardmäßig noch den sogenannten Wächterlymphknoten“, betont Prof. Meissner. Der Wächterlymphknoten ist der im Lymphabflussgebiet eines Primärtumors an erster Stelle liegende Lymphknoten. „Um diesen ausfindig zu machen, spritzen wir dem Patienten eine leicht radioaktive Substanz rund um die Entnahmestelle. Dieses wandert dann entlang der Lymphbahnen in den ersten Lymphknoten und markiert ihn.“ Nach der Entfernung untersuchen Experten den Wächterlymphknoten auf Metastasen.

Ab bestimmten Tumordicken oder bei Metastasen im Wächterlymphknoten wird zudem nach weiteren Metastasen im Körper gesucht. Dies geschieht durch eine Computertomographie der Lunge und des Bauches sowie einer des Kopfes. All diese Untersuchungen sind für die Einteilung des Stadiums der Tumorerkrankung und damit für die weitere Therapie beziehungsweise die Nachsorge von Bedeutung.

Neue Therapien mit großen Erfolgen

Finden die Ärzte nun solche Metastasen, haben sie verschiedene Möglichkeiten, diese zu entfernen. „Bei einer geringen Anzahl können wir sie meist operieren. Haben wir es jedoch mit vielen Metastasen an unterschiedlichen Organen zu tun, setzen wir Medikamente ein“, so Prof. Meissner. Zur Verfügung stehen den Onkologen hierzu relativ neue Therapieoptionen, die zu einem großen Fortschritt bei der Bekämpfung des schwarzen Hautkrebses geführt haben. Es handelt sich dabei nicht mehr um die klassische Chemotherapie, sondern entweder um eine Immuntherapie oder eine zielgerichtete Therapie.

Wo man den Schwarzen Hautkrebs heute am besten behandelt

Bei den frühen Stadien des schwarzen Hautkrebses sind Sie gut bei niedergelassenen Dermatologen aufgehoben. Ansonsten sollten Sie sich an Hautkrebszentren halten. Weitere Informationen:

Bei der Immuntherapie werden dem Patienten sogenannte Antikörper verabreicht, die das körpereigene Immunsystem maximal stimulieren. Es wird so in die Lage versetzt, den Tumor wirkungsvoll bekämpfen zu können. „Die Ergebnisse sind teilweise wirklich spektakulär. Oft beobachten wir, dass sich die Metastasen schon nach einigen Wochen wesentlich verkleinern und teilweise ganz verschwinden“, berichtet Prof. Meissner. 40–60 Prozent der Patienten sprechen auf eine Immuntherapie an und nach drei Jahren leben noch 50–60 Prozent der Patienten, was vor vielen Jahren noch undenkbar war.

Als Alternative zur Immuntherapie kommen zielgerichtete Wirkstoffe infrage. Es handelt sich dabei um Medikamente, die auf die häufig im Tumor vorkommende BRAF-Mutation zielen. So können die Metastasen in sehr schneller Zeit zerstört werden. Diese Medikamente werden als Tabletten eingenommen und zeigen bei fast 70 Prozent ein Ansprechen, nach drei Jahren leben noch circa 45 Prozent der Patienten. Durch diese verschiedenen Therapieoptionen kann das Überleben und die Lebensqualität der Patienten wesentlich verbessert werden. In Zukunft wird man auch Immuntherapien und zielgerichtete Therapien kombinieren, die klinischen Studien dazu laufen.

Neueste Daten zeigen, dass man sowohl die Immuntherapie als auch die zielgerichtete Therapie in früheren Stadien des Melanoms anwenden kann. Dazu könnten die Medikamente in diesem Jahr zugelassen werden. Eine neue Entwicklung ist die onkolytische Virustherapie des Melanoms, bei der im fortgeschrittenen Stadium genetisch veränderte Herpesviren in den Tumor gespritzt werden und es hierdurch zu einer effektiven Aktivierung des Immunsystems und einem Rückgang des Tumors kommt.

Nebenwirkungen – gut in den Griff zu bekommen

Die Nebenwirkungen sind im Vergleich zur klassischen Chemotherapie überschaubar und relativ gut in den Griff zu bekommen. Durch die Stimulierung des Immunsystems kommt es beispielsweise bei rund einem Drittel der Patienten zu Durchfällen unterschiedlicher Ausprägung und Hautausschlägen. Der Hormonhaushalt und die Leberfunktion können sich zudem verändern und müssen überwacht werden, bei einigen wenigen Patienten kommt es auch zu Entzündungen der Lunge.

Bei der zielgerichteten Therapie kann es beispielsweise zu sehr trockener Haut, Lichtempfindlichkeit, Veränderungen an der Netzhaut des Auges oder auch Nebenwirkungen am Herzen kommen. All diese Nebenwirkungen sind meist effektiv und gut behandelbar.


Prof. Dr. Markus Meissner, Leiter der Bereiche für operative Dermatologie und Dermatoonkologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und Leiter des Hautkrebszentrums Frankfurt sowie der Forschungsgruppe Endothelzellbiologie © Privat