Nierenkrebs Nierentumor: Präziser Eingriff mit Roboterhilfe

Autor: Jonathan Fasel

Nierenerhaltende Operationen werden zunehmend mithilfe des Operationsroboters „da-Vinci" durchgeführt. © hywards – stock.adobe.com

Das Nierenzellkarzinom gehört zu den häufigeren Tumoren bei Erwachsenen. Männer sind in Europa öfter als Frauen betroffen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern zwischen 65 und 70 Jahren, bei Frauen über 70 Jahren. Die Operation stellt die wichtigste Therapieoption dar.

Nierenkrebs wird meist per Zufall mit sogenannten bildgebenden Verfahren diagnostiziert: Die Ultraschalluntersuchung zeigt Veränderungen der Niere. Zur genauen Bestimmung folgt eine Computertomographie, kurz CT, oder eine Magnetresonanztomographie, kurz MRT. Diese Verfahren zeigen dann sehr präzise, ob ein Nierentumor vorliegt, wie groß er ist und ob eine Streuung in die Lymphknoten oder in andere Organe, wie Lunge oder Knochen, erfolgte. „Die exakte Diagnose des Tumors ist wichtig für die individuelle Planung der Therapie“, sagt Professor Dr. Roman Ganzer, Chefarzt des Center of Excellence Urologie, Asklepios Stadtklinik Bad Tölz, und Spezialist auf dem Gebiet der roboterassistierten Chirurgie.

Operation kann vollständige Heilung bringen

Die Festlegung der individuellen Therapie hängt in erster Linie vom Erkrankungsstadium ab. Darüber hinaus spielen Alter und Gesundheitszustand des Patienten eine wichtige Rolle. „Die Operation ist die wichtigste Behandlungsoption. Nur mit ihr können wir eine vollständige Heilung erreichen“, sagt Prof. Ganzer und erläutert: „Wenn der Tumor auf die Niere begrenzt ist und nicht gestreut hat, können wir eine entsprechende Operation vornehmen.“ Der Chirurg entfernt dabei den befallenen Teil der Niere. Der gesunde Teil der Niere bleibt wann immer möglich erhalten, um so viel Nierenfunktion wie möglich zu bewahren. Dadurch wird das Risiko späterer Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert, womit das Gesamtüberleben erwiesenermaßen verlängert wird. Und: Eine weitere Nachbehandlung durch eine Chemotherapie ist bei kompletter Entfernung nicht nötig.

Minimal-invasiver Eingriff schont

Eine komplette Nierenentfernung, fachsprachlich Ne­phrektomie, führen Experten heutzutage in der Regel minimal-invasiv durch. Bei einer solchen laparoskopischen Operation, auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt, führt der Chirurg ein Endoskop und Operationsgeräte in den Bauch ein. „Wir benötigen hierzu vier bis fünf kleine Schnitte, um Zugänge für alle Operationsinstrumente und die Kamera zu haben. Im Vergleich zu einer offenen Operation, mit einem relativ großen Bauchschnitt, schont diese Form des Eingriffes den Patienten. „Das Zugangstrauma wird reduziert, der Patient benötigt weniger Schmerzmittel und sein Blutverlust ist geringer“, fasst Prof. Ganzer die Vorteile zusammen. Der Patient kann überdies sein Bett deutlich schneller wieder verlassen, wodurch auch der Krankenhausaufenthalt verkürzt wird.

Präziser Eingriff per Roboter

Nierenerhaltende Operationen, sogenannte Nierenteilresektionen, werden zunehmend auch mithilfe eines Operationsroboters durchgeführt. Diese als da-Vinci-Operationssystem bezeichnete Technologie kombiniert die Vorteile der minimal-invasiven Chirurgie mit 3-D-Visualisierungstechniken und sehr präzisen Bedienmöglichkeiten für die Operationsinstrumente. „Hier operiert natürlich kein Roboter selbstständig“, stellt Prof. Ganzer klar. „Er ist vielmehr der verlängerte Arm des Chirurgen. Seine Steuerbefehle setzt der Roboter zielgenau um. Das Operationsfeld wird dabei dreidimensional und hochauflösend dargestellt.“ Das gewährleistet eine präzise und maximal schonende Operation. In erfahrenen Händen können Tumoren mit einem Durchmesser von sieben Zentimetern und größer nierenerhaltend operiert werden.

Mit Firefly noch präziser

„Mit der da-Vinci-Methode operieren wir überdies sogar sehr komplexe Tumoren, die beispielsweise im Inneren der Niere liegen. Mittels eines intraoperativen Ultraschalls erhalten wir Bilder des Tumors direkt auf unseren Operationsmonitor“, erklärt Prof. Ganzer und fügt an: „Zusätzlich bedienen wir uns einer speziellen Technologie namens Firefly. Sie stellt die Gefäßversorgung mittels Fluoreszenz dar, wodurch noch präziser operiert werden kann.“

Ist eine organerhaltende Operation nicht möglich, weil der Tumor zu groß ist, wird die Operation meist konventionell laparoskopisch oder offen durchgeführt. Dank da-Vinci-Methode und der wachsenden Expertise vieler Zentren ist eine komplette Nierenentfernung heute aber immer seltener notwendig.

Medikamente bei Metastasen

Liegen metastasierte Nierentumoren vor, werden Patienten in der Regel auch mit Medikamenten therapiert. Bei sogenannten zielgerichteten Therapien setzen Onkologen sogenannte Tyrosinkinase-Hemmer ein. Die Wirkstoffe blockieren gezielt Wachstumssignale in den Tumorzellen. So soll eine Rückbildung des Tumors erreicht werden. Die Einführung von zielgerichteten Medikamenten, die in Signalwege des Tumorstoffwechsels eingreifen können, hat die Behandlung des metastasierten Nierenkrebs wesentlich verbessert.

Bestimmte Wachstumsfaktoren spielen hierbei eine entscheidende Rolle: Sie sind notwendig für das Wachstum von Blut- und Lymphgefäßen. Werden diese Wachstumsfaktoren durch eine Intervention gestört, hört der Tumor auf zu wachsen.

Eine weitere medikamentöse Therapie, die meist in fortgeschrittenen Tumorstadien eingesetzt wird, ist die Immuntherapie. Das körpereigene Immunsystem wird aktiviert und bekämpft wieder die Krebszellen. Noch ist die Wirkung der Immuntherapie beim Nierenkrebs zeitlich sehr begrenzt und auf die Medikamente spricht zudem nur ein kleiner Teil der Patienten langfristig an.


Prof. Dr. Roman Ganzer, Chefarzt des Center of Excellence, Urologie der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz © privat