Krebschirurgie Die Roboter kommen

Autor: Bianca Lorenz

Viele Zentren berichten von weniger Nervenverletzungen, einer geringeren Rate an Atemwegskomplikationen und einer größeren Anzahl entfernter Lymphknoten. © Have a nice day ‒ stock.adobe.com

Im OP-Saal regieren noch die Chirurg:innen. Doch sie bekommen Konkurrenz. Roboter-Technik, Künstliche Intelligenz, 3-D-Druck und automatisierte Abläufe sind auf dem Vormarsch. Vor allem für die Patient:innen hat diese Präzisionsarbeit viele Vorteile.

Jede Operation ist ein Risiko, doch meist die wichtigste Waffe im Kampf gegen den Krebs. Es gibt jedoch Eingriffe, die für die Betroffenen riskanter sind als andere. Beim Bauchspeichel- oder Speiseröhrenkrebs etwa gelten sie als kompliziert und gefährlich. Vor allem das Pankreaskarzinom ist wegen seiner anatomischen Lage schwer zu operieren und gehört deshalb zu den führenden krebsbedingten Todesursachen. 

OP-Roboter könnten hier bald Verbesserungen bringen. „Zurzeit entsprechen diese Systeme sogenannten Telemanipulatoren und ermöglichen noch keine automatisierte oder navigierte Hilfestellung“, so PD Dr. Dr. Lena Conradi, Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen, auf dem 35. Deutschen Krebskongress in Berlin. „Die Nutzung von präoperativer und intraoperativer Bildgebung und von Künstlicher Intelligenz schafft jedoch die Vo­raussetzungen für zukünftige autonome Anwendungen. Navigation, Fehlervermeidung und Assistenzsysteme sind dabei realistische Visionen für eine Chirurgie der Zukunft.“

Bessere Sensoren – höhere Auflösung

Und was wird die Zukunft bringen? Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel, Lehrstuhl und Leitung Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, sprach auf dem Deutschen Krebskongress von hochaufgelösten Mosaik-Sensoren mit Weißlichtquelle, spektralem Scanning für MSI*, hoher Auflösung mit Farbsensor. Auch Robotik mit 3-D-MSI in hoher Auflösung und Echtzeit gehören zu den Visionen, die die chirurgischen onkologischen Krebsbehandlungen vielleicht schon in wenigen Jahren weiter revolutionieren könnten.

* Hohe Mikrosatelliteninstabilität. Die Veränderungen in kurzen, sich wiederholenden DNA-Sequenzen werden oft in Tumorzellen bestimmter Krebsarten gefunden.

Mehr Bewegungsfreiheit möglich

Etwas weiter ist man schon bei der Entfernung von Speiseröhrenkrebs. Hier sind bereits OP-Roboter im Einsatz. Durch minimalinvasive Technik habe der Gewebeschaden bei Eingriffen bereits reduziert werden können. „Jedoch sind die Instrumente bei der Laparoskopie durch die fehlende Abwinkelbarkeit in der Bewegungsfreiheit limitiert und werden daher im Brustkorb nur selten verwendet. Durch den Einsatz des OP-Roboters werden diese Limitationen aufgehoben“, erklärte Prof. Dr. Jan-Hendrik Egberts, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus Hamburg, ebenfalls auf dem DKK. Der Experte ist überzeugt: „OP-Roboter, die sich in den vergangenen zehn Jahren immer mehr durchgesetzt haben, erhöhen die Qualität aus meiner praktischen Erfahrung sehr deutlich.“ 

Auch wenn die Studienlage in Deutschland noch gering sei, berichteten viele Zentren von weniger Nervenverletzungen, einer geringeren Rate an Atemwegs-Komplikationen und einer größeren Anzahl entfernter Lymphknoten, was auf eine höhere chirurgische Qualität schließen ließe, so Prof. Egberts. „Auch von kürzerer Liegedauer auf Intensivstationen und weniger postoperativen Schmerzen wird berichtet.“