Darmkrebs Moderne Operationsmethoden bei Darmkrebs

Autor: Perspektive LEBEN

Wichtig ist die Vorsorge: Nur wenn der Tumor rechtzeitig erkannt wird, können Metastasen verhindert werden. © iStock/Mohammed Haneefa Nizamudeen

Er zählt zu den häufigsten Tumorerkrankungen hierzulande: Über 60 000 Menschen erkranken jährlich neu an Darmkrebs. Eine Operation ist für die meisten Betroffenen die wichtigste Behandlungsmöglichkeit. Denn nur wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann, ist eine dauerhafte Heilung möglich. Welche Operationsmethoden es gibt und wann sie zum Einsatz kommen.

Der Begriff Darmkrebs beschreibt die Krebserkrankungen des Dickdarms und wird auch als Kolonkarzinom bezeichnet. Befindet sich der Tumor im unteren Teil des Dickdarms beziehungsweise im Mastdarm, sprechen die Experten von einem Rektumkarzinom. „Im Zen­trum der Darmkrebsbehandlung steht die Operation. Andere Therapien, etwa eine medikamentöse oder eine Strahlentherapie, unterstützen meist nur“, erläutert der Darmkrebsexperte Dr. Martin Memming, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Klinikum Robert Koch, Gehrden.

Eingriff auf engstem Raum ist heutzutage möglich

Bis vor Kurzem standen den Chirurgen grundsätzlich zwei Operationsmethoden zur Verfügung: die offene und die laparoskopische Operation. Der große Unterschied zwischen beiden Verfahren ist ihr Zugangsweg zum betroffenen Darmbereich: Eine offene Operation wird durch einen Bauchschnitt durchgeführt. Sie bietet eine gute Übersicht über das Ausmaß der Erkrankung im Darm und im Bauchraum. So lassen sich Gewebeveränderungen ertasten und größere Tumoren besser entfernen. Abschließend verbindet der Chirurg beide Darmenden wieder miteinander. „Hierzu stehen uns zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder nähen wir sie mit einer feinen Nadel oder klammern sie mit speziellen Titanklammern wieder zusammen“, erklärt der Experte.

Die laparoskopische Operation wird auch als minimal-invasive Schlüssellochtechnik bezeichnet. Durch einen kleinen Bauchschnitt führt der Chirurg spezielle Operationsinstrumente in den Bauchraum ein. Mittels einer Minikamera erhält er die nötige Sicht. „Bei dieser Operationsmethode erfolgt die Heilung deutlich schneller und gilt daher als besonders schonend für die Patienten. Sie kommt für alle Darmabschnitte infrage“, so Dr. Memming, fügt aber hinzu: „Ein Nachteil der Methode ist ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die der Operateur während des Eingriffs hat.

Operationshilfe Roboter

Seit Neuestem steht den Chirurgen eine weitere Methode zur Verfügung: die robotische Chirurgie. Hierbei werden die Instrumente genau wie bei der Laparoskopie in die Bauchhöhle eingebracht. Allerdings steuert der Chirurg diese Instrumente präzise elektronisch und nicht mehr rein mechanisch wie bei der Laparoskopie. Das erlaubt maximal schonende Eingriffe.

„Dank einer verbesserten dreidimensionalen Sicht auf das Operationsgebiet sowie robotischer Instrumente, die Befehle der Hand 1:1 übertragen, können wir auf engstem Raum sehr präzise operieren“, erklärt Dr. Memming die neue Methode. „So nutzen wir diese Vorteile etwa bei Operationen des Mastdarms und können dann sehr kontrollierte Resektionen vornehmen.“

Auch eine Methode im frühen Stadium

Befindet sich der Patient in einem frühen Tumorstadium, nutzen die Ärzte die endoskopische Operation in der Lichtung des Darms. „Genau wie bei einer Darmspiegelung führen wir ein Endoskop in den Darm ein und entfernen die kleinen Tumoren, die die Darmwand noch nicht durchdrungen haben“, beschreibt der Experte das Verfahren. Ihre Entfernung kann schon während der ersten Darmspiegelung geschehen, auch wenn diese eigentlich als Früherkennungsuntersuchung oder zur Abklärung von Beschwerden gedacht ist. Die endoskopische Operation erfolgt in der Regel ambulant.

Lage entscheidet über Operationsumfang

Wie umfänglich eine Operation ausfällt beziehungsweise welche Gewebe neben dem Tumor selbst noch entfernt werden müssen, hängt von seiner Lage ab. Befindet sich der Tumor beispielsweise im rechten Dickdarm, entfernt der Chirurg den gesamten rechten Dickdarm. Das Ende des Dünndarms wird anschließend mit dem Dickdarm vernäht. „Da nach einer solchen Operation noch genügend restlicher Dickdarm erhalten bleibt, stellt sich nach einer kurzen Zeit meist schnell wieder der normale Stuhlgang ein“, so Dr. Memming. „Liegt der Tumor im linken Dickdarm, wird entsprechend die Mitte des Dickdarms mit dem Enddarm vernäht.“

Bei Operationen im Enddarm ist stets der Erhalt des Schließmuskels das Ziel. Weist der Tumor innerhalb des Enddarms genug Abstand zum Schließmuskel auf, kann der Tumor in der Regel problemlos entfernt und der Schließmuskel erhalten werden. Zusätzlich entfernt der Chirurg auch das Fettgewebe, das um den Enddarm liegt und dessen Lymphgefäße beinhaltet. Dickdarm und Enddarm werden vernäht.

Den Schließmuskel erhalten

„Das Problem bei einem solchen Eingriff ist stets der Heilungsprozess. Hier ist Schutz nötig, sodass keine Verunreinigung zu Infektionen führt. Zu diesem Zweck legen wir dem Patienten einen vorübergehenden Darmausgang, ein Stoma“, erläutert der Experte.

Ist der Abstand des Tumors zum Schließmuskel zu gering, entfernen die Chirurgen den Enddarm sowie den Schließmuskel. Anschließend legen sie einen lebenslangen künstlichen Darmausgang an. „Allerdings können wir solche Maßnahmen zunehmend vermeiden. Denn durch den Einsatz einer Chemo- oder Strahlentherapie kann es gelingen, den Tumor so weit zu verkleinern, dass wir ihn operieren können, ohne den Schließmuskel zu verletzen“, beruhigt Dr. Memming.


Dr. Martin Memming, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Klinikum Robert Koch, Gehrden © Privat