Neuroblastome Fehler bei der Zellteilung in der Schwangerschaft entdeckt

Autor: Bianca Lorenz

Neuroblastome bilden häufig Metastasen. Deshalb ist selbst nach einer Tumor-OP meist eine Chemotherapie nötig. © Spectral-Design – stock.adobe.com

Jedes Jahr erkrankt etwa eines von 100.000 Kindern neu an einem Neuroblastom, oft schon im ersten Lebensjahr. Damit sind Neuroblastome eine bei Kindern relativ häufige Gruppe von Tumoren.

Neuroblastome bilden sich bereits in der Embryonalentwicklung im unreifen sympathischen Nervengewebe und kommen vor allem in der Nebenniere, der Wirbelsäule sowie in Hals, Brust und Bauch und im Beckenraum vor. Das Problem: Neuroblastome sind schwer zu behandeln und häufig therapieresistent. Nur in einigen Fällen bildet sich der Tumor ohne jegliche Therapie komplett zurück. Bei etwa der Hälfte der Patient:innen schreitet er jedoch trotz hochintensiver Therapie unaufhaltsam voran.

Schnell wachsende Nerven-Vorläuferzellen

Die Wissenschaftlerin Selina Jansky hat in ihrer Doktorarbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und am Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ) nun den entwicklungsbiologischen Ursprung der Erkrankung identifiziert. Sie entdeckte, dass die fatalen Fehler bei der Teilung der schnell wachsenden Nerven-Vorläuferzellen, der Neuroblasten des vegetativen Nervensystems, bereits im ersten Trimester der Schwangerschaft auftreten: Kommt es in den undifferenzierten Neuroblasten zu Fehlern bei der Kernteilung, der Mitose, entstehen Krebszellen mit anormalen Chromosomensätzen.

Selina Jansky erkannte dabei auch, dass die unterschiedlichen klinischen Ausprägungen der Neuroblastome den verschiedenen Phasen der normalen Entwicklung der Neuroblasten entsprechen. Vom Grad der Differenzierung der Krebszellen hängt auch die klinischen Prognose der Erkrankung ab.

Künfig Tumorzellen umprogrammieren?

Neuroblastome mit günstigerem klinischen Verlauf ähneln stark den sich normal entwickelnden Neuroblasten. Die detaillierten Ergebnisse von Janskys Analyse zeigen außerdem molekulare Ansatzpunkte auf, über die die Differenzierungsblockade der Neuroblastomzellen möglicherweise rückgängig gemacht werden kann. So könnten die Tumorzellen dazu gebracht werden, wieder zu normalen Nervenzellen auszureifen.

Quelle: Pressemitteilung vom Deutschen Krebs­forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft