Kinder mit Krebs Netzwerk macht nach der Therapie wieder fit

Autor: Dietmar Kupisch

Toben, spielen, tanzen und trainieren – auch in Zeiten einer Krebserkrankung ist das wichtig. © Oksana Kuzmina – stock.adobe.com

Rund 2.200 Kinder erkranken in Deutschland jährlich an Krebs. Häufige Krankenhausaufenthalte und intensive Behandlungen schränken ihre Bewegungsmöglichkeiten meist stark ein. Die Folge: Abnahme der körperlichen Fitness. Dabei brauchen Kinder gerade in dieser Zeit bewusste Bewegung. Das Netzwerk ActiveOncoKids setzt genau dort an. Das Ziel: Bewegungsangebote und eine adäquate Sportförderung für Kinder und Jugendliche mit und nach einer Krebserkrankung ermöglichen. Wir klären auf.

Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Je nach Altersklasse wird getobt, gespielt, getanzt oder trainiert. Doch die Diagnose Krebs kann all das ausbremsen oder gar ganz zum Erliegen bringen. „Aber gerade jetzt ist Bewegungsförderung besonders wichtig, sowohl während als auch nach der Therapie“, weiß Dr. Miriam Götte, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport- und Bewegungstherapie der Kinderklinik III im Universitätsklinikum Essen. „Von Ballspielen bis hin zu angepasstem Krafttraining – Spiel und Sport ist auch während einer onkologischen Behandlung möglich“, betont die Sportwissenschaftlerin.

Bewegung hilft und beugt vor

Für Dr. Götte ist die Sporttherapie für krebskranke Kinder eine echte Herzensangelegenheit. Nicht zuletzt deshalb gründete sie vor Jahren mit Kollegen das Netzwerk ActiveOncoKids, dessen Sprecherin sie bis heute ist und das mittlerweile von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird. „Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Sportprogramme positive Auswirkungen auf die körperliche und psychische Verfassung der Kinder haben – besonders während der intensiven Therapiephasen im Krankenhaus“, erklärt Dr. Götte.

Beim Netzwerk ActiveOncoKids de gibt‘s umfangreiche Informationen rund um das Thema ­„Bewegungsangebote und Sportförderung für Kinder und Jugendliche mit und nach einer Krebserkrankung“. Dazu gehören kostenfreie Beratungen, Bewegungsideen und Downloads für Trainingsbroschüren. Auch werden hier besondere Events angekündigt, wie z.B. das 16. Kieler Entenrennen am 21.08.2022. Dabei werden durchnummerierte gelbe Badeenten nach bestimmten Spielregeln im Kieler Bootshafen in die Freiheit entlassen! Der Erlös von 5 Euro/Entenlos fließt direkt in die Projekte von ActiveOncoKids.

Neben einer allgemeinen Steigerung der körperlichen Aktivität und Fitness wurden in Studien ein positiver Einfluss auf die Lebensqualität und eine Reduzierung der Fatiguesymptomatik beobachtet. Die Ergebnisse klinischer Studien mit erwachsenen Krebspatient:innen deuten zudem darauf hin, dass eine gezielte Bewegungstherapie unerwünschte Nebenwirkungen der Krebstherapie verringern kann – wie etwa Schmerzen, Polyneuropathien oder Knochendichteverlust.

Individuelle Sporttherapie

Wichtige Voraussetzung für eine zielführende Sporttherapie ist die intensive Betreuung durch qualifizierte Sportwissenschaftler:innen. Denn das Sportprogramm muss täglich neu an die medizinische Situation der Kinder sowie deren individuellen Voraussetzungen und Wünsche angepasst werden. „Wir können Kindern mit unterschiedliche Krebserkrankungen und Therapieverläufen keine vorgefertigten Bewegungs- oder Sportprogramme verabreichen. Vielmehr benötigt jedes Kind ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Konzept“, stellt Dr. Götte fest und ergänzt: „Daher suchen wir gemeinsam mit dem betroffenen Kind eine adäquate Sportförderung, die individuelle Bewegungsmöglichkeiten bietet.“ Darüber hinaus unterstützt das Netzwerk ActiveOncoKids Akutkliniken und Zentren beim Auf- und Ausbau von entsprechenden Bewegungs- und Sportangeboten.

Inklusion ermöglichen

„Sportlehrer und Vereine müssen in der Lage sein, betroffene Kinder integrieren zu können und teilhaben zu lassen. Diese Inklusion unterstützen wir ebenfalls“, sagt Dr. Götte. Einen besonderen Fokus legt das Netzwerk dabei auf Kinder, die aufgrund ihrer Erkrankung mit bleibenden körperlichen oder psychischen Problemen oder mit veränderten Bedingungen in die Sportwelt zurückkehren. Beispiele hierfür sind starke Erschöpfungszustände, Gleichgewichtsprobleme, Seheinschränkungen oder auch Amputationen.


Dr. Miriam Götte Dr. Miriam Götte, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport- und Bewegungstherapie der Kinderklinik III im Universitätsklinikum Essen © privat