Krebs in der Schwangerschaft Tipps und Regeln für einen reibungslosen Ablauf

Autor: Christoph Fasel

Sogar eine Chemotherapie ist nach den Leitlinien der Behandlung mittlerweile bei werdenden Müttern möglich. © Alik Mulikov ‒ stock.adobe.com

Eine Krebserkrankung bedeutet noch kein erhöhtes Risiko für die werdende Mutter und ihr Kind. Eine Chemotherapie unter Umständen dagegen schon. Wer diese Regeln beachtet, kann sich und sein Ungeborenes trotzdem schützen.

Eine Krebsdiagnose ist für jede/n Betroffene/n ein Schock. Besonders hart aber trifft sie Frauen, die gerade schwanger sind. Expert:innen schätzen, dass dies allein beim Brustkrebs in Deutschland etwa 7.000 Mal im Jahr der Fall ist. Bei Gebärmutterhalskrebs schätzungsweise 3 Prozent. Und natürlich kommen noch die anderen Krebsvarianten dazu. Nicht zuletzt mit dem Alter eines Menschen steigt auch seine Gefahr, an Krebs zu erkranken. 
Die gute Nachricht: Eine Frau, die während der Schwangerschaft eine Krebsdiagnose erhält, muss nicht unbedingt fürchten, dass ihr Kind darunter leidet. Eine Krebserkrankung ist nicht automatisch ein Risiko für das Kind. 

Experten weisen jedoch darauf hin: Erstens hat jede Krebsart ein eigenes Schema der Behandlung.  Zweitens kommt es darauf an, in welchem Stadium die Erkrankung sich befindet, wenn die Schwangerschaft festgestellt wird. Und drittens kommt es auf die Schwangerschaft selbst an: Je nach Ablauf können nämlich nur bestimmte Behandlungen angewendet werden.

OP immer – Chemo später 

Dafür ein Beispiel: So können etwa auch bei einer bestehenden Schwangerschaft die meisten Tumoren chir­urgisch entfernt werden. Die klassische Operation bei Brustkrebs kann zum Beispiel über die ganze Dauer einer Schwangerschaft hinweg eine Option sein. Ebenso gilt das für Eingriffe bei Melanomen, die meist mit einem nur oberflächlichen Eingriff behandelt werden können. Lediglich Krebserkrankungen der Gebärmutter können während einer bestehenden Schwangerschaft nicht chirurgisch entfernt werden. 

Sogar eine Chemotherapie ist nach den Leitlinien der Behandlung mittlerweile bei werdenden Müttern möglich – allerdings erst nach dem zweiten Drittel der Schwangerschaft. Ausnahme: bei Leukämie und Lymphomen. Hier sollte man sofort mit der Therapie beginnen, was den Fötus gefährden kann. Um das Leben der Mutter zu retten, muss man die Schwangerschaft ggf. abbrechen – eine schwere Entscheidung. 

Bevorzugt werden Chemotherapeutika eingesetzt, deren Wirkstoffe durch die Plazenta weitgehend ausgefiltert werden können – und somit nicht oder nur zu sehr geringem Teil das Ungeborene erreichen. Die behandelnden Fachleute in den interdisziplinären Zentren wissen genau, welche das sind – und beraten ihre Patientinnen dementsprechend.

Strahlentherapie bleibt ein Tabu

Nicht während der Schwangerschaft möglich ist dagegen eine Strahlentherapie. Die radiologische Therapie könnte beim Ungeborenen dauerhafte Schäden verursachen und ist deshalb bei Schwangeren nicht angezeigt. Aus dem gleichen Grund ist auch bei Röntgenaufnahmen Vorsicht geboten. Wenn überhaupt, sollten sich solche Aufnahmen wegen der Strahlung auf den Brustbereich beschränken. Das Röntgen des Unterleibs bleibt während der Schwangerschaft selbstverständlich tabu.

Hingegen sind Ultraschall-Geräte in der Diagnostik problemlos anwendbar. Die Sonografie wird in der Krebsdia­gnostik schon seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Daher wissen Fachleute, dass sie unschädlich ist für Mutter und Kind, auch wenn eine Krebsdiagnose vorliegt.

Eizellen einfrieren

Eine Chemotherapie zerstört leider nicht nur die Krebszellen, sondern auch gesunde. Eizellen und Eierstöcke meist sogar nachhaltig, sodass die Familienplanung gefährdet ist. Besonders junge Frauen mit Krebs, die später noch Kinder wollen, sollten deshalb an eine Kryokonservierung denken. Meist ist das Aufklärungsgespräch darüber Teil der onkologischen Beratung. Für Frauen über 18 werden die Kosten inzwischen von den Krankenkassen übernommen. Erhaltung der Fruchtbarkeit für Mädchen mit Krebs vor der Pubertät wurde jedoch abgeschmettert. 

Entbindung ganz normal möglich

Die Zeiten, in denen man werdenden Müttern einen Kaiserschnitt als bevorzugte Geburtsmethode empfahl, sind vorbei. Häufig wurden diese Kaiserschnitte auch schon vor dem eigentlichen Geburtstermin angesetzt – damit sollten die betroffenen Frauen vor den Anstrengungen der Geburt geschützt werden. Doch das hat sich in den meisten Fällen als unnötig erwiesen, denn: Eine vorzeitige Entbindung vor dem Schwangerschaftsende verbessert nach den Erfahrungen der Gynäkologie den Krankheitsverlauf der Mutter nicht. Die meisten Patientinnen können Ihr Baby also auf ganz natürliche Art entbinden – und sie sollten es auch erst dann tun, wenn das Kind ausgereift ist. 

Einen Wehmutstropfen gibt es allerdings für junge Mütter, die ihr Kind gerne stillen wollen: Wird eine Chemotherapie oder die Gabe von Mitteln wie Tamoxifen bei der Patientin nach der Geburt weitergeführt, könnten deren Bestandteile in die Muttermilch übergehen und das Neugeborene schädigen. Deshalb raten Experten: Eine Frau, die nach der Entbindung mit solchen systemischen Therapien weiter behandelt wird, sollte in diesem Fall auf das Stillen verzichten – zugunsten ihres Babys!

Fest steht: Schwangere Krebspatientinnen sind vielen Belastungen ausgesetzt. Eine Behandlung sollte deshalb möglichst in speziell zertifizierten Zentren stattfinden. Betroffene, aber auch Partner und Familienangehörige sollten auch Angebote der Psycho-Onkologie nutzen. Denn in solch belastender Zeit tut jeder Zuspruch gut!