PARP-Hemmer Eine neue zielgerichtete Therapie – Die Reparatur der Krebszelle stoppen

Autor: Tina Krepela

Zielgerichtete Wirkstoffe erweisen sich immer mehr als hilfreiche Unterstützung gegen den Krebs. © fotomek – stock.adobe.com

Frauen mit einer vererbten Keimbahnmutation im BRCA1 oder BRCA2 Gen haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Brustkrebs oder Eierstockkrebs zu erkranken. BRCA1 spielt eine wichtige Rolle in der Reparatur von DNA-Brüchen. Für diese Erkrankungen gibt es jetzt einen neuen Therapieansatz durch die sogenannten PARP-Hemmer.

Sind PARP-Hemmer ein neuer Hoffnungsträger im Kampf gegen den Krebs? Tatsache ist, dass mit diesen neuen Wirkstoffen immer wieder weitere Krebsarten erfolgreich behandelt werden können. Eine Chemotherapie beschädigt das Erbgut der Zellen, die sich gerade teilen. Dies betrifft die entarteten Zellen des Krebses ebenso wie die gesunden Zellen.

In aller Regel teilen sich Krebszellen schneller als die meisten der gesunden Zellen. Deshalb wirken diese Medikamente meist stärker auf Krebszellen als auf gesunde Zellen. Zudem gilt, dass gesunde Zellen ein ganzes Bündel Werkzeuge anwenden, mit denen Beschädigungen des Erbgutes, die häufig auch spontan auftreten, repariert werden und damit die Angriffe der Chemotherapie gut abwehren können.

Bei einigen Krebsarten sind einzelne Reparatursysteme durch Mutationen verändert oder zerstört. Damit sich die Zellen trotzdem weiter vermehren können, müssen die Krebszellen dann auf andere Reparatursysteme zurückgreifen.

An einem dieser Reparatursysteme ist das Enzym Poly-ADP-Ribose-Polymerase (PARP) beteiligt. Dieses Eiweiß fungiert als Biokatalysator bei der Reparatur des Erbguts. Dieses Enzym ist der Ausgangspunkt für die neue Wirkstoffgruppe der PARP Hemmer. Diese Medikamente können genau dieses Reparatursystem ausschalten oder zumindest stark einschränken. Die Folge ist, dass die Krebszellen Schäden im Erbgut nicht oder nur schlecht reparieren, sich nicht mehr teilen können und letztlich absterben.

Identifikation

Mithilfe von genetischen Tests können Ärzte und Wissenschaftler untersuchen, ob in Krebszellen Mutationen vorhanden sind. „Derzeit werden diese Genmutationstests noch nicht flächendeckend durchgeführt“, sagt Professor Dr. Hans Tesch, Centrum für Hämatologie und Onkologie Bethanien in Frankfurt. „Deshalb empfehle ich Patienten, ihre Ärzte darauf anzusprechen. Oft ergeben sich daraus neue Therapieansätze.“

In Deutschland kann der behandelnde Arzt die Testung veranlassen, wenn bestimmte Kriterien vorliegen. Ein ganz wichtiger Hinweis sind zum Beispiel familiäre Häufungen von Krebs. Aber die Mutationen können auch in Patienten mit Eierstock- und Brustkrebs vorkommen, ohne dass in den Familien bereits ein solcher Tumor aufgetreten ist.

Forschung

„Derzeit wird das Prinzip der PARP-Hemmer sehr stark beforscht“, sagt Prof. Tesch. „In zahlreichen Studien wird untersucht, wie und wann PARP-Hemmer die Therapie ergänzen oder klassische Therapien sogar ersetzen können.“

Er fordert Patienten daher auf, bei den Behandlern nachzufragen, ob sie unter Umständen in eine solche Studie eingeschlossen werden können. „Patienten können in diesen Studien nur profitieren“, betont Prof. Tesch. „Sie werden viel intensiver beobachtet und mindestens mit dem Stand der Wissenschaft und Forschung behandelt, meistens sogar weit darüber hinaus.“

Einsatz

Inzwischen werden PARP-Hemmer allein oder als Unterstützung einer Chemotherapie und in der Erhaltungstherapie eingesetzt. Hauptanwendungsgebiete sind heute der Eierstock- und Brustkrebs.

Diese Wirkstoffe sind noch neu. „Wo die Grenzen der PARP-Hemmer liegen, wissen wir heute noch nicht“, sagt Prof. Tesch. „Derzeit werden gute Ergebnisse auch bei Krebserkrankungen des Binde- und Stützgewebes, den sogenannten Sarkomen, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs erzielt. PARP-Hemmer sind sicherlich Hoffnungsträger im Kampf gegen den Krebs."


Prof. Dr. Hans Tesch, Centrum für Hämatologie und Onkologie Bethanien in Frankfurt © Privat