Kehlkopfkrebs Gute Chancen bei früh erkanntem Tumor – Zertifizierte Kliniken für beste Versorgung!

Autor: MPL-Redaktion

Frühzeitig entdeckt lässt sich der Kehlkopfkrebs auf verschiedene Art und Weise behandeln. © iStock/ChrisChrisW

Etwa 4.000 Menschen erhalten in Deutschland jedes Jahr diese Diagnose. Die meisten von ihnen sind zu diesem Zeitpunkt über 50 Jahre alt. Männer betrifft sie fünfmal häufiger als Frauen. Die Hauptursachen für die Erkrankung sind übermäßiger Zigaretten- und Alkoholkonsum.

Der Experte auf diesem Gebiet, Professor Dr. Stefan Dazert, ist Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Ruhr-Universität Bochum. Eine Kehlkopfspiegelung und die Entnahme einer Gewebeprobe sind die ersten Untersuchungen, um die Dia­gnose Kehlkopfkrebs zu erhärten. Danach muss festgestellt werden, wo genau der Tumor sitzt und wie groß beziehungsweise wie ausgedehnt er ist.

„Wir schauen zudem, ob der Tumor bereits Hals-Lymphknoten-Metastasen abgesetzt hat – oder sogar Fernmetastasen in andere Organe des Körpers“, erklärt Prof. Dazert. Die Kopf-Hals-Chirurgen nennen solche gründlichen Voruntersuchungen, die auch bildgebende Verfahren beinhalten, Staging. So lässt sich das Tumorstadium festlegen und damit die Therapiestrategie beziehungsweise die Behandlungsmöglichkeit.

Der Kehlkopf

Der Kehlkopf liegt vorne im Hals und bildet als Teil des Atemtrakts den Übergang zur Luftröhre. Er besteht aus drei großen Knorpeln – dem Schildknorpel, dem Ringknorpel und dem Kehldeckel (Epiglottis) – sowie aus zwei kleineren sogenannten Stellknorpeln.

Therapiestrategie – in Abhängigkeit vom Tumorstadium

„Bei einem kleinen Tumor, der noch keine Metastasen gebildet hat, entfernen wir den Tumor üblicherweise durch den Mund mithilfe eines speziellen Lasers. Wir sprechen hier von einer Kehlkopfteilresektion. Der Kehlkopf selber bleibt erhalten. Bei einer solchen Operation wird der Laser an ein Mikroskop angeschlossen. So entfernen wir den Tumor auf den Millimeter genau“, erläutert Prof. Dazert.

Das Gewebe der entnommenen Tumoren wird anschließend vom Pathologen untersucht. Findet er am Schnitt­rand kein Tumorgewebe, ist die Behandlung an dieser Stelle abgeschlossen.

Der Patient wird jedoch weiterhin regelmäßig kontrolliert. Bei größeren Tumoren kann es erforderlich sein, dass mehrere Anteile des Kehlkopfes oder sogar der gesamte Kehlkopf über einen äußeren Zugang entfernt werden müssen. In der Regel entnehmen die Chirurgen dann zusätzlich noch die regionären Halslymphknoten“, so Prof. Dazert.

Sind ausgedehnte Anteile des Kehlkopfes durch den Tumor betroffen und die Stimmbänder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, entfernen die Chirurgen den Kehlkopf meist vollständig. „Es handelt sich dann um ein fortgeschrittenes Tumorstadium, T3 oder T4. Diese Operation erfolgt nicht mehr durch den Mund, sondern von außen durch den Hals“, berichtet Prof. Dazert. „Dabei entfernen wir in der Regel auf beiden Seiten auch die Halslymphknoten.“

Nach einer Kehlkopfentfernung rekonstruieren die Experten die Speisewege. Zum Atmen erhält der Patient einen Luftröhrenschnitt. Luft- und Speisewege werden somit getrennt. Die gute Nachricht lautet jedoch: Bei den meisten Patienten ist eine Sprechrehabilitation nach einer Kehlkopfoperation gut möglich.

Je nach Tumorstadium wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, an der unter anderen ein Kopf-Hals-Chirurg, ein Onkologe, ein Strahlentherapeut, ein Pathologe und ein Radiologe teilnimmt, entschieden, ob nach einer erfolgten Operation eine zusätzliche Therapie erforderlich ist. Dies geschieht meist bei größeren Tumoren und bei Halslymphknotenbefall.

Auch die Radio-Therapie wird eingesetzt

Sehr große Tumoren, die sich beispielsweise bereits bis in den Schlund ausgedehnt haben und nicht mehr zu operieren sind, werden mit einer sogenannten primären Radio-Chemotherapie behandelt. Das heißt, der Patient wird nicht operiert, sondern mit Medikamenten und Bestrahlungen therapiert. „Auch mit dieser Methode kann es noch zu einer Heilung kommen. Allerdings sind die Chancen dafür nicht so gut, wie bei den vorgenannten Therapieformen“, betont Prof. Dazert.

Sind sämtliche Behandlungen abgeschlossen, geht der Patient in die Nachsorge. Hierbei wird zusätzlich zur klinischen Kontrolle auch mit Ultraschall-, Computertomographie- oder Kernspintomographie-Untersuchungen geprüft, ob ein neues Tumorwachstum aufgetreten ist. Im ersten Jahr sollte eine Nachuntersuchung alle vier Monate erfolgen. In den Folgejahren dürfen die Abstände dann größer ausfallen.

Gute Heilungschancen dank guter Versorgung

Die Heilungsraten beim Kehlkopfkrebs sind dank meist früher Diagnose und moderner medizinischer Verfahren gut: Durchschnittlich 65 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen leben fünf Jahre nach Beendigung der Therapie noch und gelten als geheilt, wenn bis dahin kein erneuter Tumor aufgetreten ist. „Es handelt sich natürlich um Durchschnittswerte über alle Tumorstadien hinweg. Bei Patienten mit einem früh erkannten Tumor liegen die Heilungschancen sogar bei über 90 Prozent“, berichtet Prof. Dazert.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Frage, wo sich Betroffene mit der Diagnose Kehlkopfkrebs am besten behandeln lassen. Hier kommen laut Professor Dazert nur Hals-Nasen-Ohren-Kliniken mit umfangreicher onkologischer Erfahrung infrage. „Solche Kopf-Hals-Tumorzentren sollten im Rahmen eines Gesamttumorzentrums zertifiziert sein – zum Beispiel von der deutschen Krebsgesellschaft.“ Ganz entscheidend ist die Tatsache, dass jeder Patient in einer sogenannten interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen wird. Auf diese Weise wird durch die Mitbeurteilung der jeweiligen Fachkollegen die für den jeweiligen Patienten günstigste Behandlung empfohlen.


Prof. Dr. Stefan Dazert, Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Ruhr-Universität Bochum © Privat