Hautkrebs Wichtige Fragen – hilfreiche Antworten

Autor: MPL-Redaktion

Der helle Hautkrebs entsteht insbesondere an Hautstellen, die UV-Licht ausgesetzt sind. © iStock/Photoboyko

Der Begriff ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen der Haut. Die wichtigsten Fragen rund um die unterschiedlichen Hautkrebsarten beantwortet Herr Prof. Dr. Axel Hauschild. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Professor am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel. Darüber hinaus praktiziert der Experte als Praxispartner am Dermatologikum Kiel.

Welche Arten gibt es?

Wir unterscheiden grob zwischen zwei Arten: den hellen beziehungsweise weißen sowie den schwarzen Hautkrebs, der auch als malignes Melanom bezeichnet wird.

Wie häufig sind die Arten?

Der helle Hautkrebs tritt häufiger auf. Er teilt sich in zwei Tumorarten – in das Basalzellkarzinom, das am häufigsten vorkommt. Der zweithäufigste Tumor ist das Plattenepithelkarzinom, auch Stachelzellenkrebs genannt. Beide Tumorarten finden sich auf Körperstellen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. UV-Strahlen lösen somit ihre Entstehung aus. Der schwarze Hautkrebs kommt hingegen auch auf Körperstellen vor, an die eher wenig oder gar kein Licht gelangt. Genetische Analysen zeigen jedoch, dass die meisten dieser Tumoren eine sogenannte UV-Signatur tragen. Das heißt, wir finden dort am Erbgut Veränderungen, die ganz klar in Zusammenhang mit UV-Licht zu bringen sind.

Wie viele Menschen erkranken an Hautkrebs?

An schwarzem Hautkrebs erkranken etwa 30.000 Menschen jährlich neu. Davon etwa ein Drittel in einer Form, die wir sehr einfach behandeln können, weil sie nie Metastasen bilden können. Die gute Nachricht lautet: Patienten mit dieser Diagnose werden stets geheilt. Das durchschnittliche Erkrankungsalter für das Melanom liegt bei ca. 54 Jahren. Das Basalzellkarzinom wird jährlich circa 150.000-mal diagnostiziert und das Plattenepithelkarzinom rund 80.000-mal. Das Erkrankungsalter liegt hier bei etwa 64 Jahren. Die Zahl der Patienten, die jährlich laut Statistik erkranken, entspricht beim Hautkrebs übrigens nicht der Zahl der Tumoren. Diese Abweichungen kommen dadurch zustande, weil Patienten häufig nicht nur einmal erkranken, sondern vielfach. Das heißt, die genannten Neuerkrankungen liegen deutlich höher. Schätzungen zufolge etwa bei knapp 500.000 Hauttumoren im Jahr.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Bei schwarzem Hautkrebs schneiden wir im ersten Therapieschritt den Tumor heraus. Wir messen danach die Tumordicke. Das ist wichtig für die weitere Prognose und auch Therapie. Dahinter steht die Frage, wie weit der Tumor in die Hautschichten eingedrungen ist. Bei einer Dicke von mehr als einem Millimeter, entfernen wir den Schildwächterlymphknoten. Dabei handelt es sich um den Lymphknoten, auf den der Lymphabstrom vom Melanom-Primärtumor als Erstes trifft.

Warum geschieht das?

Wir schauen, ob der Schildwächterlymphknoten von Metastasen befallen ist. Ist dies nicht der Fall, beenden wir die Behandlung an dieser Stelle. Stellen wir einen bösartigen Befall fest, entfernen wir alle weiteren Lymphknoten dieser Region.

Wie sieht der nächste Behandlungsschritt aus?

Es folgt eine sogenannte adjuvante Therapie. Wir verabreichen dem Patienten vorbeugend Interferon. So werden Abwehrzellen aktiviert, die die Tumorzellen ausschleusen. Wir sprechen hier von einer Immuntherapie.

Welche Krankheitsstadien gibt es? Wie ist die Behandlung?

Durch bildgebende Verfahren, wie MRT oder CT, untersuchen wir Patienten. Es kann nämlich zu einer Streuung kommen, sodass Organe, wie Lunge und Leber, gegebenenfalls Metastasen aufweisen. Die Prognose dieser Patienten sah noch vor gar nicht langer Zeit relativ schlecht aus. Das ist heute anders. Zur Behandlung wurden allein in den letzten fünf Jahren acht neue wirkungsvolle Medikamente entwickelt. Davor hat sich über 30 Jahre so gut wie nichts getan! Das ist ein riesiger Schritt. Die Überlebensraten verbesserten sich dadurch gegenüber dem Jahr 2011 dramatisch.

Wie wirken diese Medikamente?

Es handelt sich bei den Medikamenten zum einen um Immuntherapeutika. Das Immunsystem wird in die Lage versetzt, den Tumor wirkungsvoll zu bekämpfen. Zum anderen handelt es sich um Medikamente, die zielgerichtet den Tumor angreifen. Wir sprechen hier von mutationsbasierten Therapien. Eine der relevanten Mutationen ist die sogenannte BRAF-Mutation. Die neuen Medikamente erkennen diese Mutation in den Tumorzellen und stoppen das bösartige Wachstum zumeist sehr schnell.

Wie sehen die Therapien beim hellen Hautkrebs aus?

Beim hellen Hautkrebs gibt es ein Frühstadium, die aktinische Keratose, auch Hornschwiele oder Lichtschwiele genannt. Schätzungsweise 1,7 Millionen Deutsche leiden hieran. Die effektivste Behandlungsform ist die photodynamische Therapie, kurz PDT. Hierbei wird der Tumor mit sichtbarem Licht – nicht mit UV-Licht! – in Kombination mit lichtsensibilisierenden Substanzen bekämpft. Die Behandlung dauert nur einen Tag. Behandelt man die Lichtschwielen nicht, wachsen sie weiter, werden sie knotig und heißen dann Plattenepithelkarzinome oder auch Stachelzellenkrebs.

Wie wird das Plattenepithelkarzinom behandelt?

Es wird immer operiert. Die Entfernung stellt in der Regel kein Problem dar. Und bei frühzeitiger Erkennung liegt die Metastasierungswahrscheinlichkeit nahezu bei null Prozent. Warten Patienten zu lange oder befinden sich die Tumoren an den Ohren oder der Lippe, ist die Prognose etwas schlechter, aber zumeist immer noch gut.

Wie wird das Basalzellkarzinom behandelt?

Die gute Nachricht: Das Basalzellkarzinom bildet keine Metastasen. Es muss allerdings entfernt werden, weil es ansonsten immer weiterwächst und beispielsweise Knochen angreifen kann. Die Standardtherapie ist hier also die Operation. Alternativ können eine PDT sowie spezielle Cremes eingesetzt werden. Diese beiden Therapieformen eignen sich jedoch nur für oberflächliche Tumoren. Die tiefergehenden Hauttumoren müssen hingegen stets operiert werden.

Gibt es weitere Therapieformen?

Selbst für Basalzellkarzinome in einem sehr fortgeschrittenen Stadium gibt es jetzt Hoffnung. Seit einem Jahr gibt es ein neues wirksames Medikament in Tablettenform. Die tägliche Einnahme erfolgt allerdings nur dann, wenn die großen Tumoren nicht oder nur sehr schwer zu operieren und nicht mit einer Strahlentherapie zu behandeln sind.

Wo erhalten Betroffene die beste Behandlung?

Gerade der fortgeschrittene schwarze Hautkrebs sollte in einem Spezialzentrum mit einer interdisziplinären Tumorkonferenz behandelt werden. Hier sitzen alle für die Behandlung wichtigen medizinischen Disziplinen an einem Tisch und beraten über die richtige Behandlungsstrategie.

Wie haben sich durch die modernen Therapien die Überlebensraten geändert?

90 Prozent der Patienten mit einem schwarzen Hautkrebs überleben ihn heutzutage. Beim hellen Hautkrebs liegt die Heilungschance bei 99 Prozent. Die guten Prognosen kommen dabei vor allem durch die Früherkennung beim Hautarzt zustande. Das Hautkrebsscreening in Deutschland kann also lebensrettend sein!


Prof. Dr. Axel Hauschild, Leiter der Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Uniklinikums Schleswig-Holstein © Privat