Nebenwirkungen Diese Maßnahmen können helfen

Autor: Ines Jung

Bei Brustkrebs gibt es noch viele Mythen. Häufig wird die Angst der Frauen ausgenutzt. © iStock/Xesai

Brustkrebstherapien werden immer häufiger auf den Einzelfall zugeschnitten. Entsprechend unterschiedlich fallen die Nebenwirkungen aus. Lesen Sie, welche Maßnahmen helfen können.

Die Frage nach den Nebenwirkungen einer Brustkrebsbehandlung – sie lässt sich nicht mehr so einfach beantworten wie noch vor zwei Jahrzehnten. „Heute wird die Therapie für jede Frau so individuell wie möglich angepasst. Zudem gibt es insgesamt mehr Möglichkeiten, etwa schonendere Operationen oder neue Arzneimittel. Daher müssen auch nicht mehr alle Frauen pauschal mit den gleichen Nebenwirkungen rechnen“, erklärt die Biologin Dr. Birgit Hiller, Mitarbeiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Die Medizin hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Merkmale in Brustkrebsgewebe identifiziert – und entsprechende Behandlungsstrategien entwickelt.

Vorsicht mit Hausmittelchen

Ein Beispiel: Viele Patientinnen sind mit der antihormonellen Therapie nach der Akutbehandlung bis zu zehn Jahre lang beschäftigt. Die Langzeittherapie schützt vor einem Wiederauftauchen der Krankheit. Zu den Nebenwirkungen der Antihormonbehandlung gehören häufig Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen. Manche der verwendeten Substanzen führen vor allem zu Beginn der Behandlung zudem zu Gelenk- und Muskelschmerzen.

Im Unterschied zur Langzeithormontherapie sind die Nebenwirkungen bei der Chemotherapie zwar stärker ausgeprägt, aber die Behandlung dauert bei Weitem nicht so lang. Und man kann wirksam etwas dagegen tun – anders, als viele Patientinnen und Angehörige befürchten. „Bei der Chemotherapie bekommt man schon vor der Anwendung Medikamente, die die Übelkeit verhindern“, sagt Dr. Hiller.

Sollte dennoch Übelkeit entstehen, raten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes, mit den Ärzten zu sprechen. „Wichtig für die Patientin ist es, solche Nebenwirkungen möglichst rasch zu unterdrücken, damit der Körper gar nicht erst lernt, beispielsweise mit Übelkeit auf die Medikamente zu reagieren.“ Wer eine Chemotherapie benötigt, wer eine Antihormontherapie und welche Frau durch eine Kombination beider Behandlungen am besten geschützt wird, hängt von der individuellen Krankheitssituation ab.

Vorsichtig hingegen sollten Betroffene mit Hausmittelchen, Naturheilmitteln oder Empfehlungen von der Nachbarin sein. „Es gibt zum Beispiel viele pflanzliche Produkte, die angeblich ‚sanft‘ oder ‚natürlich‘ gegen Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Hitzewallungen helfen sollen. Belegt ist das aber nicht“, sagt Dr. Hiller. Im harmlosesten Fall bleiben solche Substanzen wirkungslos, im schlimmsten Fall aber können sie den Therapieerfolg gefährden. Denn manche von ihnen stören die Wirkungsweise der wissenschaftlich untersuchten Medikamente – oder die Kombination führt ihrerseits zu unerwarteten Nebenwirkungen. Deshalb lautet der Rat der Expertin: Bitte nie auf eigene Faust Medikamente schlucken!

Was können Patientinnen gegen Nebenwirkungen der Antihormontherapie wie Hitzewallungen, Gelenkschmerzen oder Schlafstörungen tun? Wie können sie am besten mit Stimmungsschwankungen oder auch Gewichtszunahme umgehen? Was auf jeden Fall hilft, ist ein Blick auf die eigene Lebensweise, die sich durch eine Tabletteneinnahme verändern kann. „Manche Patientinnen leben in der Antihormontherapie weniger bewegungsaktiv als vorher, weil sie in den Gelenken Schmerzen verspüren“, erklärt Dr. Hiller. „Vermutlich resultiert daraus indirekt eine Gewichtszunahme.“

Ganz wichtig sind Sport und Bewegung. Sie helfen nicht nur gegen Übergewicht, sondern auch gegen Hitzewallungen und Unwohlsein. Entscheidend ist, dass die Patientinnen sich trotz Gelenkschmerzen zum Training aufraffen, weiß Dr. Hiller. „Mit Sport und Bewegung können Patientinnen aktiv etwas gegen die Gelenkschmerzen tun. Das ist in vielen fundierten Studien belegt.“ Hitzewallungen sollten Betroffene stets individuell mit ihrem Arzt besprechen. Hier gibt es zudem eine Reihe von Medikamenten, die die Beschwerden wirksam lindern können.

Bitte nur auf Fachleute hören

Was Dr. Hiller und ihren Kolleginnen und Kollegen vom Krebsinformationsdienst besonders wichtig ist: Von Brustkrebs betroffene Frauen sollten bitte immer dem Rat von erfahrenen Ärztinnen und Ärzten folgen. „Wir raten allen Frauen mit der Diagnose Brustkrebs, genau hinzuschauen: Welche Behandlung ist denn für mich richtig?“ Gerade beim Mammakarzinom gibt es immer noch viele Mythen. Auch wird häufig die Angst der Frauen ausgenutzt und damit Geschäfte gemacht. „In zertifizierten Brustzentren hingegen kann man sicher sein, dass die Behandlung auf wissenschaftlicher Basis und so individuell wie möglich gestaltet ist. Aktuelle Fortschritte der Medizin werden hier direkt bei der Behandlung umgesetzt.“

Manche Patientinnen bekommen Antikörper, manche eine größere Operation, es gibt zudem viele andere Behandlungsarten neben der bekannten Chemotherapie. Keine Behandlung ist wie die andere.


Dr. Birgit Hiller, Mitarbeiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) © DKFZ
© iStock/Bill Oxford