Maligner Aszites Warnsignal für eine fortgeschrittene Krebserkrankung

Autor: Dietmar Kupisch

Krebserkrankte produzieren mehr Bauchwasser als abtransportiert werden kann. So kommt es zur Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle. © Lars Zahner – stock.adobe.com

Die Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle tritt häufig als Folge einer Lebererkrankung auf. Manchmal kann der maligne Aszites aber auch das Warnsignal für eine fortgeschrittene Krebserkrankung sein.

Wer schlank ist, aber ohne erklärbaren Grund plötzlich einen dicken, harten Bauch bekommt, sollte schnell zum Arzt gehen. Denn die Bauchwassersucht gilt auch als Hinweis
auf eine mögliche Krebserkrankung. „Die Ursache für einen malignen Aszites sind vorwiegend Metastasen im Bauchfell oder in der Leber. Er ist somit ein Zeichen, dass irgendwo eine fortgeschrittene Krebserkrankung vorliegt“, weiß Prof. Dr. Robert Ehehalt. Der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie sowie Dozent an der Universität Heidelberg erklärt: „Die Metastasen schädigen das Bauchfell. Sie stammen meist von Organen, die das Bauchfell umschließt. Auch die Tumorzellen der Leber stammen erfahrungsgemäß von einem Primärtumor aus einem anderen Organ. Selten handelt es sich um ein Leberkarzinom.“

Appetitlosigkeit, Verstopfung,Atemnot

Die Oberfläche des Bauchfells ist mit Flüssigkeit bedeckt. Dieses Bauchwasser sorgt dafür, dass Organe nicht aneinander reiben. Im Normalfall herrscht ein Gleichgewicht zwischen der Bildung und dem Abtransport über die Lymphgefäße. Krebserkrankte produzieren jedoch mehr Bauchwasser als abtransportiert werden kann. So kommt es zur Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle. Probleme treten für Betroffene erst auf, wenn sich größere Mengen angesammelt haben: Der Bauchumfang nimmt zu. Der Bauch wölbt sich nach außen. Ein unangenehmes Druckgefühl entsteht.

Zudem kann sich die Flüssigkeit in anderen Körperregionen sammeln – Ödeme entstehen, etwa in den Beinen oder im Genitalbereich. „Da sich ein gewisser Druck auf die umliegenden Organe aufbaut, berichten Betroffene auch regelmäßig von Appetitlosigkeit, Erbrechen, Verstopfungen bis hin zur Atemnot“, ergänzt der Experte. Für die Diagnose wird zunächst der Bauch abgetastet und abgeklopft. Kleinere Mengen an Flüssigkeit erkennt man auch per Ultraschalluntersuchung. Durch Punktion entnimmt man eine Probe. Finden sich hier Krebszellen, lautet die Diagnose „maligner Aszites“.

Therapieziel: Linderung der Symptome

„Die Therapie von Aszites zielt vor allem auf die Linderung der Symptome, die für Betroffene oft belastend sind. Meist können Beschwerden bereits mit dem Ablassen des Bauchwassers mittels Punktion deutlich gelindert werden“, so Prof. Ehehalt. Der entsprechende Eingriff erfolgt größtenteils ambulant.

Wie häufig und wie schnell die Behandlung wiederholt werden muss, hängt vom Krebsstadium ab. Läuft das Bauchwasser sehr schnell wieder nach, empfiehlt sich eine Dauerdrainage: Über einen dauerhaft verbleibenden Schlauch mit Ventil fließt das Wasser dann bei Bedarf aus dem Körper. Auch harntreibende Mittel können die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Niere fördern, haben aber auch Nebenwirkungen und sind daher keine Dauerlösung.

Neben der Behandlung der Symptome kommen auch tumorspezifische Therapien mit Medikamenten, wie die intraperitoneale Chemotherapie, zum Einsatz. Dabei werden die Wirkstoffe direkt in das Bauchfell gegeben. „Ebenso kann eine Immuntherapie helfen, dass Tumorwachstum zu stoppen“, sagt Prof. Ehehalt. „Dabei aktivieren spezielle Medikamente das körpereigene Immunsystem, das den Krebs bekämpft.“