Familiäres Darmkrebsrisiko Modellprojekt FARKOR wird Kassenleistung

Autor: Bianca Lorenz

Dr. Christa Maar kämpfte bis zu ihrem Tod für eine bessere Darmkrebsvorsorge. © Felix Burda Stiftung

Es gibt grünes Licht für eine systematische Darmkrebsvorsorge von Menschen unter 50 Jahren mit einem familiären Risiko. Ein großer Erfolg für Dr. Christa Maar von der Felix Burda Stiftung, die bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr dafür gekämpft hat.

Der März ist Darmkrebsmonat. Zeit, daran zu erinnern, dass jedes Jahr rund 61.300 Menschen in Deutschland an Darmkrebs erkranken. Etwa zehn Prozent vor ihrem 50. Lebensjahr. Meist spielt hier ein familiäres oder erbliches Risiko eine große Rolle.

Früherkennung mit FARKOR

Auf Initiative der Felix Burda Stiftung startete 2017 in Bayern das Modellprojekt „FARKOR - Vorsorge bei familiärem Risiko für das kolorektale Karzinom“. Es wurde mit über 11 Mio. Euro vom Innovationsfonds gefördert und sammelte unter Leitung des Konsortialführers Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) bis 2021 Daten von bayerischen Ärzten und Krankenkassen. Im Juli 2022 wurden die Ergebnisse vorgestellt und der Abschlussbericht dem Innovationsausschuss des G-BA vorgelegt.

Nun ist der Durchbruch gelungen! FARKOR hat die entscheidenden Daten geliefert, die den G-BA überzeugten: Am 23. Februar hat er entschieden, dass dieses Modellprojekt bundesweit in die Regelversorgung überführt wird. Menschen mit einem familiären oder erblichen Risiko können nun bereits ab 30 Jahren zur Darmkrebsvorsorge gehen.

Patient:innen werden immer jünger

Denn seit einigen Jahren beobachten Expert:innen ein beunruhigenden Trend: Normalerweise steigt das Erkrankungsrisiko erst ab dem 50. Lebensjahr. Doch nun sind immer mehr jüngere Erwachsene betroffen. Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) fällt besonders der Anstieg bei den 20 bis 29-Jährigen ins Auge. Die jährliche Steigerungsrate liegt bei fast acht Prozent!

Auch Felix Burda, der Sohn von Dr. Christa Maar und Hubert Burda, gehörte zu denen, die jung an Darmkrebs erkrankten – und starben. „Bei meinem Sohn Felix wurde mit 31 Jahren Darmkrebs diagnostiziert. Er überlebte diese Diagnose nur zwei Jahre. Dieses Projekt hätte ihm das Leben retten können“, so Christa Maar im Rahmen einer Pressekonferenz 2019. „Hätte Felix von seinem familiären Risiko durch Erhebung der Familienanamnese in jungen Jahren beim Arzt erfahren und sich anschließend koloskopieren lassen, wären bereits vorhandene Krebsvorstufen erkannt und entfernt worden und das Entstehen einer tödlichen Krebserkrankung wäre wohl vermieden worden.“

Umso wichtiger, dass nun der Weg frei ist für eine frühere Vorsorgeuntersuchung. Prof. Lerch, Gastroenterologe und Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums München, würdigte im Auftaktsymposium zum Darmkrebsmonat März am 1. März 2023 die Rolle Christa Maars im Kampf für die Früherkennungsuntersuchung. „Christa Maar hat es gemeinsam mit Hubert Burda in Angriff genommen, eine Stiftung in seinem Namen zu gründen und auch das Netzwerk gegen Darmkrebs, so wie wir es heute kennen. Sie war die treibende Kraft hinter den Vorsorgemaßnahmen, darin, Prominente für die Werbung für die Vorsorgemaßnahmen zu gewinnen und auch politisch etwas zu bewegen, damit die Vorsorge in Deutschland funktioniert.“

Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hatte ihr Prof. Lerch noch auf dem DGIM-Kongress in Wiesbaden 2022 die Ehrenmitgliedschaft der DGIM verliehen. Sieben Monate später verstarb Christa Maar am 4. November 2022. Die Einführung von FARKOR in die Regelversorgung wird ihr letzte Vermächtnis bleiben.

Quelle: Pressemitteilung der Felix Burda Stiftung; Auftaktsymposium zum Darmkrebsmonat März, 1.3.2023