Darmkrebs Eine Frage der Waage

Autor: Bianca Lorenz

Über langfristiges Normalgewicht freut sich auch der Darm. © Siam – stock.adobe.com

Nicht nur unsere Ernährung und Gene haben Einfluss auf die Entstehung von Darmkrebs. Auch die Lebensjahre, die wir mit Übergewicht herumlaufen, können das Risiko dafür erhöhen.

Krebs ist eine komplexe Krankheit. Eine einzige Entstehungsursache dafür gibt es meist nicht. So steigt das Risiko für Darmkrebs etwa, wenn auf dem Speiseplan häufig rotes Fleisch steht. Aber auch andere Faktoren wie viel Alkohol, Rauchen und Krebsfälle in der Familie erhöhen die Wahrscheinlichkeit, auch eines Tages daran zu erkranken.

Abnehmen kann schützen

Wie Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) nun mitteilen, kann auch Übergewicht das Zünglein an der Waage sein. Vor allem die Dauer der überflüssigen Pfunde in unserem Leben spielt dabei offenbar eine Rolle. Sie hätte, so das DKFZ, eine größere Aussagekraft für das Darmkrebsrisiko als eine einmalige Messung des Körpergewichts.

So fanden sie heraus, dass im Vergleich zu Menschen, die ihr Leben lang Normalgewicht gehalten haben, dauerhaft Übergewichtige sogar bis zu zweieinhalbmal häufiger an Darmkrebs erkranken. Übergewicht. Damit kommt der Vermeidung des Übergewichts eine noch wichtigere Rolle in der Krebsprävention zu als bislang angenommen.

Zahlreiche Studien belegen, dass etwa Brustkrebs, Krebs der Gebärmutter, der Niere oder der Speiseröhre – und auch Darmkrebs bei übergewichtigen Menschen häufiger auftreten als bei Normalgewichtigen.

Doch bei den meisten dieser Untersuchungen wurde das Körpergewicht der Teilnehmer lediglich einmal abgefragt oder bestimmt. „Unsere Überlegung war aber, dass es für das Darmkrebsrisiko eine noch größere Rolle spielen müsste, wie lange ein Mensch die überzähligen Kilos mit sich herumträgt", erklärt Hermann Brenner, Epidemiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum.

Jahre oder Jahrzehnte?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Übergewicht ein Treiber von Darmkrebs ist, weil das Fettgewebe konstant Wachstumsfaktoren, Hormone oder entzündungsfördernde Substanzen abgibt. Also muss es einen Unterschied machen, ob der Körper diesem Einfluss nur über einen kurzen Zeitraum ausgesetzt ist oder ob das Übergewicht über Jahrzehnte hinweg, möglicherweise sogar bereits seit der Jugend besteht.

Um diese Hypothese zu prüfen, nutzten Brenner und Kollegen die Daten der DACHS-Studie. Die Teilnehmer wurden seit 2003 nach ihrem Gewicht in verschiedenen Lebensaltern seit ihrem 20. Lebensjahr gefragt.

Das Ergebnis: Diejenigen Teilnehmer, die langfristig viele Pfunde mit sich herumtrugen, erkrankten zweieinhalbmal so oft an Darmkrebs wie die dauerhaft Normalgewichtigen. Damit hat dieser Wert eine höhere Vorhersagekraft und korreliert weitaus besser mit dem tatsächlichen Darmkrebsrisiko als eine einmalige Bestimmung des Übergewichts.

„Aus unserer Studie wird deutlich, dass das Übergewicht einen noch größeren Einfluss auf das Darmkrebsrisiko hat als bislang angenommen. Es ist zu vermuten, dass das auch für viele andere Erkrankungen gilt, für die das Übergewicht ein bekannter Risikofaktor ist. Dies unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, bereits im Kindes- und Jugendalter vorzubeugen, dass Übergewicht entsteht", betont Brenner.

Quelle: Pressemitteilung des DKFZ