Stoma: so wird es richtig gepflegt Die richtige Pflege für den künstlichen Darmausgang

Autor: Sabine Meier

Stomaverwender:innen müssen besonders auf die Pflege ihrer Haut achten. © Martina ‒ stock.adobe.com

Ein künstlicher Blasen- oder Darmausgang ist für viele Patient:innen zunächst ein Schock. Allein die Vorstellung, keine Kontrolle mehr über seine Ausscheidungen zu haben und diese in einem Plastikbeutel am Körper zu tragen, lässt viele verzweifeln. Doch oft ist das Stoma das kleinere Übel, wenn dafür Blasen-, Darm- oder Eierstockkrebs entfernt werden konnten. Ein Stoma ist möglicherweise auch nur eine vorübergehende Lösung. Und selbst wenn nicht, dann können Betroffene doch damit leben lernen. Wichtig für ihre Psyche und Lebensqualität ist jedoch der richtige Umgang mit dem künstlichen Ausgang.

Was versteht man unter Stomapflege?

Die tägliche Pflege des Stoma hilft dabei, Infektionen und Hygieneprobleme zu vermeiden. Die wichtigste Regel dabei lautet: Leeren Sie den Beutel täglich. Damit bleibt die Hygiene erhalten.

Wie erlernt man den Umgang mit einem Stoma?

Nach dem Legen des künstlichen Ausgangs zeigen in der Klinik speziell geschulte Stomatherapeut:innen den Patient:innen noch im Krankenhaus, wie sie ihren Stomabeutel wechseln und was sie dabei beachten müssen.

Wie wichtig ist die richtige Größe des Durchgangs der Hautschutzplatte?

Sehr wichtig. Ist die Öffnung in der Hautschutzplatte im Vergleich zum Stoma zu groß, kann dies zu Unterwanderungen der Hautschutzplatte und zu Hautproblemen führen. In den ersten Wochen wird der Stomadurchmesser kleiner. Deshalb muss auch die Basisplattenöffnung entsprechend kleiner werden.

Ist die Haut rings um das Stoma empfindlich?

Zur Stomapflege sollten generell hautfreundliche Materialien verwendet werden. Gerade bei Stomaprodukten hat es enorme Weiterentwicklungen gegeben; weg vom „Klebebeutel“ hin zu hautfreundlichen Hautschutzplatten, die die Adhäsionskraft nutzen und den Ausgang sicher verschließen. Solche modernenMaterialien können auch die Feuchtigkeit aufnehmen und trotzdem haften.

Kann es dennoch individuell bei bestimmten Produkten zu Unverträglichkeiten kommen?

Ja, durchaus. Dies kann zum Beispiel an der Hautschutzplatte, der Hautschutzcreme oder dem Reinigungsmittel liegen. Ebenso kann aber auch die Beutelfolie für Beschwerden sorgen. Oft hilft in einem solchen Fall, auf eine andere Versorgung umzusteigen. Auch die Hautschutzcreme kann helfen. Sie bildet auf der Haut einen Schutzfilm. Bessern sich die Beschwerden jedoch nicht, sollten Betroffene einen Hautarzt konsultieren.

Worauf sollten Betroffene in der Umgebung des Stoma achten?

Wichtig ist eine sichere, dichte Befestigung der Stomaversorgung. Unebenheiten, Narben oder Falten oder Knochen in der näheren Umgebung, wie Rippen oder Hüfte, können das kompliziert machen. In diesem Fall sollte man Hilfsmittel wie Stomapaste, Hautschutzstreifen oder Hautschutzringe zum Ausgleich der Hautunebenheiten nutzen. Darüber hinaus ist die Anpassungsfähigkeit der Hautschutzplatte wichtig: Kann sich diese der individuellen Hautumgebung anpassen, können Betroffene auf die genannten Hilfsmittel verzichten.

Wann und wie oft sollten Patient:innen ihre Stomaversorgung wechseln?

Sobald es nötig ist. Grundsätzlich aber sollte der Stomabeutel täglich gewechselt werden, spätestens aber dann, wenn er zu einem Drittel voll ist – am besten morgens. Urin wird dabei über ein Abflussventil in die Toilette entsorgt. Denn Hautschutzplatten halten nur so lange dicht und schützen die Haut vor Ausscheidungen, bis sie keine Hautfeuchtigkeit mehr aufnehmen können. Daher ist es wichtig, die Versorgung frühzeitig zu wechseln, um die Haut nicht zu belasten. Insbesondere bei Anzeichen wie Jucken unter der Hautschutzplatte sollte ein Wechsel stattfinden.

Wie pflegt man die Haut richtig?

Die Reinigung der Haut ist wichtig, um Rückstände von Hautschutzmaterial und Ausscheidungsspuren zu entfernen. Dadurch werden unnötige Hautbelastungen vermieden. Andererseits sollte man nur verschmutzte Hautbereiche reinigen– und nicht grundlos das ganze Areal. Weiche angefeuchtete Vlieskompressen eignen sich ideal zur Stomapflege; auf Toiletten- oder Küchenpapier hingegen sollte man verzichten.

Auf welche Stoffe und Hilfsmittel sollte man lieber verzichten?

Verwender:innen müssen besonders auf ihre Haut achten. Deshalb sollten sie keine alkoholhaltigen Desinfektionsmittel und parfümierten Seifen benutzen: Diese können den Säureschutzmantel der Haut zerstören und die natürliche Schutzfunktion beeinträchtigen, sodass zum Beispiel Mikroorganismen in die Haut eindringen können. Verzichten sollten Stoma-Nutzer:innen auch auf Enthaarungsceremes. Diese Produkte besitzen ein hohes allergisches Potenzial und eine hohe Rückfettung, was den Sitz des Stoma- Beutels beeinträchtigen kann. Bei der Reinigung sollten Waschlappen und Schwämme gemieden werden. Sie bilden häufig einen Nährboden für Bakterien und Pilze, die dann auf die Haut übertragen werden können.

Wie reinigt man das Stoma korrekt?

Grundsätzlich reicht Wasser zur Reinigung. Besondere Stomapflege- Produkte wie Lotionen, Cremes oder Seife sind nicht erforderlich. Im Einzelfall können diese jedoch helfen, die Haut zu schützen oder Entzündungen abheilen zu lassen. Falls spezielle Produkte zur Stomapflege genutzt werden, sollte darauf geachtet werden, den Fett- und Säureschutzmantel der Haut zu schützen. Das bedeutet, nur pH-wert-neutrale Waschlotionen zu verwenden. Bei der Hautpflege sollten Stomaträger:innen nur spezielle nicht-fettende Hautschutzprodukte benutzen. Normale Cremes oder Lotionen sind nicht sinnvoll, denn sie fetten und gefährden die Haftung der Hautschutzplatte.

Viele Patient:innen haben Angst vor Gerüchen. Wie kann man vorbeugen?

In einer Stoma-Versorgung beseitigen sogenannte Geruchsneutralisierer bakteriell verursachte Gerüche bereits im Versorgungsbeutel. Die meisten der Beutel, die auf dem Markt sind, enthalten schon einen solchen eingebauten Geruchsfilter. Dennoch bieten zusätzliche Geruchsneutralisierungs-Sachets für die Verwender:innen eine doppelte Sicherheit. Diese Sachets können Patient:innen als Zubehör im medizinischen Fachhandel erwerben.