Sport und Wellness Trotz Krebs das Leben besser gestalten

Autor: MPL-Redaktion

Wer rastet, der rostet: Mehr Bewe­gung bringt Lebensfreude. © iStock/bfk92, javi_indy

Patienten mit der Diagnose Krebs müssen eine Menge aushalten – sowohl körperlich als auch seelisch. Das gilt vor allem während der oftmals kräftezehrenden Therapiephase. Nicht selten stellen sich Kraft- und Lustlosigkeit ein. Die Freizeit besteht nur noch aus Nichtstun – verdenken kann man das sicherlich niemandem. Wie Sie Körper und Seele wieder auf Trab bringen, sagt unser Experte.

Es gibt wirklich beste Möglichkeiten, die freie Zeit zu gestalten, abzuschalten und Ausgleich zu schaffen: Bewegung, Sport und Wellness. Experten wissen, dass dies vor allem auch hilft, Kräfte zu sammeln – körperlich und geistig. Eine Krebstherapie kann ganz schön schlauchen: Ob Operation, Antikörper-, Antihormon-, Chemo- oder Strahlentherapie, sie alle schwächen den Patienten, mal mehr, mal weniger. „Eine begleitende Bewegungstherapie kann helfen, die Behandlungen besser zu verkraften und die alltäglichen Aktivitäten aufrecht zu erhalten“, erklärt PD Dr. Freerk Baumann, Leiter der Arbeitsgruppe Bewegung, Sport und Krebs des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Die mögliche Intensität der Bewegung hängt natürlich immer von der jeweiligen Krebserkrankung ab. Hierbei helfen Bewegungstherapeuten. Sie richten ihr Programm nicht nur an der körperlichen Fitness ihrer Patienten aus, sondern vor allem auch an der Art und an der Schwere der Krebserkrankung.

Freizeitsport: Stark für die Therapie

Grundsätzlich gilt: „Viel hilft viel“ ist nicht das beste Rezept. Auch Krebspatienten brauchen regelmäßig Pausen – besonders während der Behandlungsphasen. Aber eben nicht nur. Die Freizeit sollte aktiv gestaltet werden. Der Erkenntnisgewinn der Bewegungstherapie in der Onkologie hat in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Wandel geführt. „Individuelle Bewegungsprogramme können Nebenwirkungen reduzieren. Das ist wissenschaftlich belegt. Damit ist die Bewegungstherapie sogar ein fester Bestandteil in der Therapie onkologischer Patienten geworden“, betont Dr. Baumann.

Chemotherapie: Behandlungspausen nutzen

Besonders eine Chemotherapie geht bei vielen Betroffenen mit einer ausgeprägten Kraftlosigkeit einher. Diese entsteht häufig gar nicht durch die Wirkung der Medikamente, sondern weil sich Patienten während der Behandlung einfach weniger bewegen. „Obwohl viele Patienten gar nicht eingeschränkt sind und die Chemotherapie gut verkraften, stellen sie ihre sportlichen Aktivitäten einfach ein“, weiß Dr. Baumann. Es gilt also, die Freizeit aktiv zu gestalten und gleichzeitig die Chemotherapie besser zu überstehen.

Auch nach den Behandlungen ist Sport das in der Regel richtige Rezept. „Ob zur Gewichtsregulierung oder zur Steigerung von Kraft und Ausdauer. Für alle Patienten eignet sich nach einer Chemotherapie grundsätzlich ein Kraftaufbautraining kombiniert mit einem Ausdauertraining. So wird die Muskulatur aufgebaut und das Herz-Kreislauf-System wieder in Schwung gebracht“, empfiehlt Dr. Baumann. Natürlich müssen die individuellen Trainingseinheiten den jeweiligen Zielen angepasst werden. Möchte jemand beispielsweise seine Wassereinlagerungen reduzieren, sollte er die Intensität geringer wählen und die Wiederholungszahlen dafür höher. So wird die Gewebsflüssigkeit wieder ausgeschwemmt. Genau das gegenteilige Training empfiehlt sich beim Aufbau von Muskulatur. Also eine höhere Intensität bei geringeren Wiederholungszahlen.

Wellness: Den Stresslevel senken

Nicht nur die Stärkung des Körpers ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Der Geist sollte ebenso berücksichtigt werden. Für Krebspatienten sind Wellness-Programme nicht nur zu empfehlen, sondern oftmals sogar notwendig. Hierzu zählen Patienten, die unter einem erhöhten Stressniveau leiden – und das kommt häufig vor. Denn allein die Diagnose Krebs versetzt viele in eine dauerhafte Stresssituation. Aber auch die notwendigen körperlichen Aktivitäten bedeuten Stress, nämlich für den Körper. Dieser sollte sich anschließend wieder erholen können. Massagen, Schwimm- und Thermalbäder oder Saunabesuche sind für Betroffene sehr zu empfehlen. Denn sie reduzieren Stress und liefern wichtige Zeit für eine Erholung.

Aber auch hier sollte alles vorher mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Nach einer Bestrahlung muss sich die strapazierte Haut beispielsweise erst wieder erholen, bevor eine Sauna besucht werden darf. „Zudem sollte auch das Immunsystem des Patienten wieder hergestellt sein. Nach einer Chemotherapie ist dies meist angegriffen“, erklärt Dr. Baumann. „Denn in Schwimmbädern oder Saunen besteht für solche Patienten immer noch eine erhöhte Infektionsgefahr.“

Erlaubt ist alles, was Ihnen gut tut!

Wenn aber alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt sind gilt: Alles, was Ihrem Körper und Ihrer Seele gut tut, ist erlaubt! Für das Training gilt: Bitte langsam anfangen und dann vorsichtig steigern. „Wichtig ist, dass man sich nicht zu extrem in eine Richtung bewegt. Alles sollte möglichst ausgewogen sein. Patienten sollten nicht anfangen, nun jeden Tag fünf Stunden Sport zu treiben, sich massieren zu lassen und schwimmen zu gehen“, rät Dr. Baumann. Auf das richtige Maß kommt es also an. Nicht, dass aus der Freizeit noch eine Stresszeit wird!


PD Dr. Freerk Baumann; Leiter der Arbeitsgruppe Bewegung, Sport und Krebs, Institut für Kreislaufforschung und Sport­medizin an der Deutschen Sporthochschule Köln © privat