Wohlbefinden Gute Erholung hilft Körper und Seele

Autor: Perspektive LEBEN

Nicht nur die Seele baumelt im Schlaf, auch die Füße tun das manchmal – wie wohltuend! © iStock/PeopleImages

Ohne Schlaf kommt keiner aus. Er bestimmt unseren Alltag. Wer schlecht schläft, ist nicht leistungsfähig und tut seinem Körper und Geist nichts Gutes. Lesen Sie, was einen guten Schlaf ausmacht und was Sie dafür selbst tun können.

Wer gut geschlafen hat, ist den ganzen Tag über wach, leistungsfähig und meist auch gut gelaunt. Wer dagegen schlecht geschlafen hat, ist schlapp, kann sich nur schlecht konzentrieren und ist gereizt. Unausgeschlafene neigen oft dazu, unter dem Tag einfach einzuschlafen. Besonders dann, wenn die Umgebung recht monoton ist.

„Jeder kennt das“, sagt Professor Dr. Maritta Orth, Chefärztin der Medizinischen Klinik III und Schlafmedizinerin am Theresienkrankenhaus und an der St. Hedwig Klinik in Mannheim. „Als Beifahrer im Auto oder in der Bahn schläft man einfach ein.“ Das kann ein Zeichen dafür sein, dass der Schlaf in der Nacht nicht sehr erholsam war. „Dabei kommt es nicht nur auf die Dauer des Schlafens an“, betont Prof. Orth. „Ganz wichtig ist auch die Schlafqualität.“ Wer dauerhaft schlecht schläft, schadet seinem Körper und auch dem seelischen Wohlbefinden. Häufige Folgen sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, eine erhöhte Schlaganfallgefahr und auch depressive Verstimmungen.

Körper und Geist profitieren gemeinsam

„Mit einem gesunden Schlaf kommt der Mensch besser durch den Tag und damit auch durch das Leben“, so Prof. Orth. Nach dem Einschlafen beginnt die erste Phase des Schlafens. Wissenschaftler nennen diese Phase die Leichtschlafphase. Der Körper reguliert in 30 bis 60 Minuten Atmung und Herzschlag so stark herunter, dass diese Phase in die Tiefschlafphase mündet. „In dieser Schlafphase wird zuvorderst der Körper gestärkt“, betont Prof. Orth. Besonders viele Wachstumshormone sorgen in dieser etwa einstündigen Schlafphase dafür, dass das Immunsystem gestärkt und die Zellen regeneriert werden.

Die Tiefschlafphase geht dann, mit Phasen von leichterem Schlaf, in den sogenannten Traumschlaf oder den REM-Schlaf über. REM steht dabei für den englischen Begriff Rapid-Eye-Movement – zu Deutsch: „schnelle Augenbewegung“. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in dieser Phase die Augenbewegungen besonders schnell und intensiv sind. Jetzt ist unser Gehirn fast so aktiv, als wenn wir wach und munter wären. In dieser Phase werden auch Atmung und Puls schneller.

Der REM-Schlaf ist die Zeit, in der wir träumen und offensichtlich den Tag und die Zukunft geistig nochmals verarbeiten. Diese Phase ist für den erholsamen Schlaf besonders wichtig. Ein Beispiel macht dies deutlich: „Wer mit zu viel Alkohol im Blut ins Bett geht, schläft meistens rasch ein, der Schlaf ist jedoch weniger tief und folglich nicht erholsam“, sagt Prof. Orth, „und der Mensch ist am nächsten Morgen gerädert und verkatert.“ Der Grund dafür ist, dass er zwar geschlafen hat, aber durch den Alkohol nicht die erholsamen Tiefschlafphasen durchlaufen konnte. Körper und Geist können sich dann nicht erholen – die Leistungsfähigkeit ist herabgesetzt.

Aus dem Rhythmus

Nach einer Krebsdiagnose, während und nach der Behandlung können zuweilen massive Schlafstörungen auftreten. „Dies ist ganz normal“, sagt Prof. Orth. „Auch nach einem Trauerfall, Verlust oder einer Trennung können Schlafstörungen auftreten.“ In solchen Situationen erreichen die Betroffenen die Traum- beziehungsweise REM-Schlafphase nicht oder nicht oft genug. Sie sind nach dem Aufstehen nicht erholt, nicken in monotonen Situationen ein und müssen sich über den Tag schleppen.

Gute Voraussetzungen für gute Ruhe

Die einzelnen Schlafphasen werden pro Nacht drei- bis sechsmal immer wieder nacheinander durchlaufen. Dies gelingt besonders gut, wenn

  1. immer zur selben Zeit ins Bett gegangen und aufgestanden wird
  2. Handy, Telefon und so weiter in der Nacht ausgeschaltet sind
  3. auf schweres und fettreiches Essen am Abend verzichtet wird
  4. Alltagsgedanken aus dem Schlafzimmer verbannt werden
  5. Alkohol direkt vor dem Schlafengehen vermieden wird
  6. die Raumtemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius liegt
  7. das Schlafzimmer möglichst dunkel ist
  8. wenig Lärm ins Schlafzimmer dringen kann

Wann ist ärztliche Hilfe nötig?

Ob professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden muss, kann nur der behandelnde Arzt mit dem Patienten gemeinsam entscheiden. Für das weitere Vorgehen ist immer entscheidend, wie lange die Schlafstörungen schon anhalten und ob sie sich im Verlauf verschlechtert oder verbessert haben. „Wenn über etwa vier Wochen hinweg erholsamer Schlaf ausbleibt, sollte auf jeden Fall der behandelnde Arzt befragt werden“, rät Prof. Orth. „Dann muss eine sorgfältige Diagnose den Weg zu einem wieder erholsamen gesunden Schlaf weisen.“

Heute stehen den Patienten und Medizinern vielfältige Optionen zur Verfügung, den Schlaf wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen. Diese reichen von leichten Medikamenten, über Schlafschulen bis hin zu Behandlungen bei bestimmten Schlafstörungen. Besonders bei Krebs sind Therapien hilfreich, die das psychische Gleichgewicht in den Mittelpunkt stellen. „Wir kennen heute über hundert unterschiedliche Schlafstörungen. Das heißt, dass fast jeder Fall ein Einzelfall ist“, so Prof. Orth. „Was letztlich zur Anwendung kommt, hängt von vielen Faktoren ab und wird von Arzt und Patient gemeinsam entschieden.“