Chronische myeloische Leukämie Therapietreue ist zentral: Eine gute Prognose

Autor: MPL-Redaktion

Die Diagnose erfolgt durch Blut-Untersuchung. © iStock/luchschen

Etwa 1.200 Menschen erkranken jährlich an chronischer myeloischer Leukämie, kurz CML. Sie ist eine Form des Blutkrebses. Die Prognose dieser Krebserkrankung ist außerordentlich gut. Dank moderner Medikamente können Patienten heute von einer normalen Lebensqualität ausgehen. Vo­raussetzung dafür ist, dass sie therapietreu sind.

Die chronische myeloische Leukämie entsteht aus einer veränderten Knochenmarkstammzelle, bei der es einen genetischen Defekt gibt. Diese genetische Veränderung wird auch Philadelphia-Chromosom genannt, da Forscher es einst in Philadelphia entdeckten. Im Knochenmark wird die normale Blutbildung verdrängt und die typischen Symptome einer Leukämie treten auf, erläuterte Prof. Dr. Martin C. Müller gegenüber Perspektive LEBEN. Der Experte ist Facharzt für Innere Medizin mit Spezialisierung auf Hämatologie und Onkologie. Er verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Behandlung von CML-Patienten und leitet zurzeit ein Labor, in welchem unter anderem die Blutproben von CML-Patienten verlaufskontrolliert werden. Patienten mit CML fühlen sich beispielsweise abgeschlagen und müde, haben keinen Appetit oder verlieren Gewicht. Am häufigsten wird die Erkrankung im Rahmen von Routineuntersuchungen beim Hausarzt entdeckt, ohne dass Symptome auftreten.

Genaue Diagnose

Anhand von Blutproben wird die Diagnose gestellt. „Daneben empfehle ich dringend eine Knochenmarkuntersuchung. Sie liefert weitere Informationen, denn im Knochenmark können zusätzliche Chromosomen-Veränderungen entdeckt werden. Diese müssen wir kennen, da sie entscheidend für die Prognose des Patienten sind“, erklärt Prof. Müller.

Anfangs haben die Patienten oft eine hohe Anzahl an weißen Blutkörperchen im Blut. Ist diese Zahl besonders hoch, führen die Ärzte eine Blutwäsche durch, um möglichst rasch diese Zellen reduzieren zu können. „Das ist jedoch nur in ganz seltenen Fällen notwendig“, fügt Prof. Müller an.

Moderne Medikamente

Die Therapie erfolgt in der Regel mit einem Tyrosinkinase-Hemmer. Solche Medikamente werden in Tablettenform verabreicht. In Deutschland sind zurzeit drei Hemmer für die Erstlinien-Therapie zugelassen. Sie müssen täglich eingenommen werden und bieten so die beste Möglichkeit, die Erkrankung zu kontrollieren. „Kon­trolle heißt natürlich nicht Heilung. Wobei wir immer zuversichtlicher werden, dass auch die Heilungsraten weiter steigen“, betont Prof. Dr. Müller. Die Mediziner sehen eine CML als geheilt an, wenn sie selbst mit den empfindlichsten Messmethoden nicht mehr nachweisbar ist und der Patient keine Therapie mehr braucht – wohlwissend, dass meist noch vereinzelte bösartige Zellen im Körper vorhanden sind. Diese werden aber mit dem körpereigenen Immunsystem im Griff gehalten.

Zu diesem Zeitpunkt können die Medikamente dann abgesetzt werden, was aktuell nur im Rahmen von Studien empfohlen wird. „Wir wissen mittlerweile, dass uns die neue Generation von Tyrosinkinase-Hemmern noch schneller und noch höhere Heilungsraten beschert als unter dem Erstgenerationsmedikament“, lautet die gute Nachricht des Hämatologen. Wichtig bei jeglichem Absetzen von Tyrosinkinase-Hemmern ist, dass für circa ein Jahr alle vier Wochen eine Verlaufsmessung im Blut erfolgt anstatt der sonst üblichen Messung alle drei Monate. Bei einem Anstieg der Tumorlast über einen Wert von 0,1 Prozent muss das Medikament wieder angesetzt werden, um den Patienten nicht zu gefährden.

Gelingt die Heilung nicht, müssen sich Patienten nicht sorgen. Denn der Begriff Heilungsrate ist bei dieser Krebserkrankung nicht gleichzusetzen mit Überlebensrate. Die Lebenserwartung von CML-Patienten kann als eine normale betrachtet werden. Hier gilt es nur, die Therapie fortzusetzen beziehungsweise die Medikamente weiter einzunehmen und so die Krankheit dauerhaft einzudämmen.

Die richtige Klinikwahl

Entscheidend für den Therapieerfolg ist letztlich auch ­immer die richtige Arzt- und Klinikwahl. Gute Informa­tionen hierzu liefert das Kompetenznetz Leukämien ­unter www.kompetenznetz-leukaemie.de. Auf diesen Seiten werden zudem ausführliche Informationen für ­Patienten und Angehörige bereitgestellt. Empfehlenswert ist darüber hinaus auch die Homepage www.­leukaemie-online.de. Patienten haben dort insbesondere die Möglichkeit, sich mit anderen Patienten über ihre ­ Erkrankung auszutauschen.

Nebenwirkungen vermeiden

Auch die Nebenwirkungen bekommen Betroffene gut in den Griff – wie Wassereinlagerungen, Übelkeit, Durchfälle, Kopf- oder Bauchschmerzen. „Das ist oft nicht dramatisch, kann aber auf Dauer störend sein. Man darf jedoch keinesfalls den Fehler machen, die Medikamente selbstständig zu reduzieren“, mahnt Prof. Müller und ergänzt: „Hier muss dann über einen Therapiewechsel – also über andere Medikamente – nachgedacht werden.“

Patienten sollten sich stets genau an die Therapievorgaben der Ärzte halten. Sie müssen eigenverantwortlich handeln. „Außerordentlich wichtig ist die Einhaltung der exakten Dosierung Ihrer Medikamente. Bereits zehn Prozent weniger Tabletten können zu einem völligen Versagen der Therapie führen“, betont Prof. Müller. Auch sind je nach Medikament die Rahmenbedingungen der Einnahme genau zu beachten – wie beispielsweise der zeitliche Abstand zu den Mahlzeiten.

Den Lebenswandel anpassen

Wichtig ist zudem, dass Patienten ihre Therapie anderen behandelnden Ärzten anzeigen. Denn nehmen die CML-Patienten etwa blutdrucksenkende Medikamente oder haben sie einen Diabetes mellitus, kann eine unerwünschte Wechselwirkung zwischen den unterschiedlichen Medikamenten auftreten. „Wenn Betroffene nun noch ihren Lebenswandel so anpassen, dass möglichst keine neuen Krankheiten entstehen, sie sich ausgewogen ernähren, ein normales Gewicht halten und Sport treiben, steht einem völlig beschwerdefreien Leben nichts im Wege“, führt Prof. Müller aus.


Prof. Dr. Martin C. Müller; Facharzt für Innere Medizin; Spezialisierung auf Hämatologie und Onkologie © privat