Ausgezeichnet Mit KI-Support zur Leukämie-Diagnose – Vision Zero Award an Münchner Forscher verliehen

Autor: Günter Löffelmann

Die Sensitivität und Spezifität der Künstlichen Intelligenz lagen auf Experten-Niveau. (Agenturfoto) © iStock/kukhunthod

Wenn Hämatologen heute einen Blutausstrich beurteilen, dann tun sie das im Prinzip genauso, wie Rudolf Virchow vor 150 Jahren: Sie suchen nach auffälligen Zellen und zählen sie. Alt und bewährt, könnte man nun sagen – aber auch nicht so gut, dass es nicht besser ginge.

Das dachte sich der promovierte Physiker und Mediziner Dr. Christian Matek vom Helmholtz Zentrum in München. Im Rahmen seiner medizinischen Doktorarbeit, einer Kooperation aus Medizinischer Klinik 3 des LMU-Klinikums und des Helmholtz Zentrums München, arbeitete er an einem künstlichen neuronalen Netz, das in fotografierten und anschließend digitalisierten Blutausstrichen Blasten mit hoher Sensitivität und Spezifität erkennen sollte.

KI hat ihre Lektionen gut gelernt

Das Team sammelte dazu rund 18.000 Einzelzellen, die von Experten annotiert wurden. „80 Prozent dieser Proben verwendeten wir, um die KI zu trainieren, die anderen, um sie zu testen“, sagt Dr. Matek. Und die KI hatte ihre Lektionen offenbar gut gelernt: „Das Netz erreichte einen AUC-Wert von 0,99 – eine diagnostische Sicherheit vergleichbar mit der von Experten.“ Für diese Arbeit wurde Dr. Matek nun im Rahmen des Symposiums Innovations in Oncology mit dem Vision Zero Award für herausragende Leistungen in der Krebsforschung ausgezeichnet.

Assistenzsystem für Hämatologen

„Dr. Matek vereint mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen in der Physik und der Medizin zwei wesentliche Bereiche, mit denen wir den Krebs vielleicht endlich in den Griff bekommen und uns der Vision Zero nähern können“, sagte Professor Dr. Heyo Kroemer von der Charité – Universitätsmedizin in Berlin in seiner Laudatio. „Im Namen von Vision Zero und dem Netzwerk gegen Darmkrebs e.V. gratuliere ich herzlich zum Vision Zero Award 2021!“

Die Auszeichnung ist für Dr. Matek „eine sehr erfreuliche Überraschung. Sie zeigt, dass unsere Arbeit und das Potenzial der Digitalisierung für die Vision Zero anerkannt werden.“ Mittlerweile sind er und sein Team damit beschäftigt, die KI einsatzreif zu machen. „Wir dehnen gerade die Tests aus und schaffen damit auch die Voraussetzung für die Routineanwendung“, so Dr. Matek. Fertige Diagnosen werde das Netzwerk aber nicht stellen. Es sei als Assistenzsys­tem für Hämatologen gedacht, um ihnen die morphologische Klassifikation von Zellen und das zeitraubende und bisweilen monotone Auszählen abzunehmen.

Kongressbericht: 7. Interdisziplinäres Symposium „Innovations in Oncology – Vision Zero“

Dr. Christian Matek, Physiker und Mediziner Helmholtz Zentrum, München © privat