Brustkrebs Manuelle Lymphdrainage gegen Ödeme

Autor: Manuela Ebert

Das Ausstreichen entlang der Lymphbahnen geschieht sehr behutsam – fast so wie beim Handauflegen. © Photographee.eu ‒ stock.adobe.com

Nach einer Brustkrebstherapie kann sich Lymphflüssigkeit im Gewebe einlagern. Schmerzhafte Ödeme können die Folge sein. Spezielle, sanfte und regelmäßige Massagegriffe beugen vor und lindern die Beschwerden. 

Etwa jede fünfte Frau entwickelt nach einer Brustkrebsbehandlung ein Lymphödem. Unmittelbar nach einer Operation ist das nicht ungewöhnlich und es kann sich innerhalb weniger Wochen wieder zurückbilden. Einige Betroffene leiden jedoch unter länger anhaltenden Ödemen. Eine genaue Ursache hierfür ist wissenschaftlich nicht erforscht. 

Allerdings weiß man, dass die Anzahl der entnommenen Lymphknoten, der Umfang der Bestrahlung und Übergewicht das Risiko erhöhen. 

Neue Abflusswege schaffen

Ein Lymphödem ist nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern sollte immer behandelt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass dieses Gewebe abstirbt. „Eine solche Behandlung erfolgt mittels einer manuellen Lymphdrainage“, sagt Nicole Nachtigal, staatlich anerkannte Physiotherapeutin, die eine Praxis für Physiotherapie in Kirchhorst bei Hannover leitet. „Ganz allgemein beschrieben, führen wir dabei entstauende Massagegriffe an den betroffenen Körperstellen durch. Der Körper lernt so, neue Abflusswege zu finden und vorhandene zu stärken.“

Zu Beginn einer Behandlung analysiert die Physiotherapeutin stets das Problem der Patientin. Fragen rund um die Krebstherapie und Inhalte des Arztbriefes stehen dabei im Mittelpunkt. „Ich muss vor allem in Erfahrung bringen, was bei der Patientin genau entfernt wurde. Dann starte ich ganz vorsichtig und behutsam meine manuelle Lymphdrainage – grundsätzlich beginnend immer vom Hals über die Achsel zum Brustbein, je nachdem ob noch Lymphknoten vorhanden sind“, erklärt die Therapeutin. „An den Hauptknotenpunkten fördere ich mit kreisenden Bewegungen den Abtransport der Lymphe. Patientinnen empfinden eine Lymphdrainage in der Regel als sehr angenehm, denn sie entspannt und lindert die Schmerzen.“ 

In der Tat: Es wirkt ein wenig wie Handauflegen, wenn man eine Lymphdrainage beobachtet oder sogar am eigenen Leib erleben kann: Der/die Physiotherapeut:in streicht über die Hand, fährt den Arm entlang, kreist über den Ellenbogen, ganz sanft. Mit seinen/ihren Griffen löst er/sie gestaute Flüssigkeit aus dem Gewebe. Wichtig ist dabei die Zartheit der Berührungen. Diese dienen dazu, den Körper anzuregen, eventuell gestaute Flüssigkeit selbstständig wieder abzubauen.

Die Behandlung des Ödems besteht meist aus zwei Phasen. Die erste Phase hat das Ziel, ein Ödem so weit wie möglich zu reduzieren. Mit gezielten Druck- und Zugbewegungen werden Lymphflüssigkeiten bewegt und Wassereinlagerungen abgetragen. Geschädigte oder entfernte Lymphknoten umgeht die Expertin dabei ganz gezielt. Diese sanfte Behandlung entstaut das betroffene Gewebe. 

Die Funktion des Lymphsystems

Der menschliche Körper ist durchzogen von einem Netz aus Lymphgefäßen. Durch sie fließt eine milchig-trübe Flüssigkeit – die Lymphe. An bestimmten Schaltstellen sitzen Lymphknoten. Ungefähr 600 bis 700 hat der Mensch davon. Vor allem an Kopf, Hals, Leiste, Achseln und Bauch. Sie filtern schädliche Stoffe aus der Gewebsflüssigkeit heraus, darunter Krankheitserreger und Krebszellen. Im Falle einer Erkrankung können sie ihren Umfang als Antwort des Immunsystems bis zu 25-mal vergrößern.  

Mit Druck und Zug zum Ziel

„Zur manuellen Lymphdrainage gehört stets auch die Kompression. Durch spezielle Bandagen oder Kompressionsstrümpfe erzeuge ich einen Gegendruck und unterstütze so den Abtransport der Lymphflüssigkeit“, erklärt die Kölnerin. Der Druck durch die Kompression verstärkt zusätzlich den natürlichen Abtransport der Lymphe und die Wirkung der Lymphdrainage bleibt erhalten.

In der zweiten Phase gilt es, den Therapieerfolg aus Phase eins aufrechtzuerhalten. Das geschieht durch regelmäßige Behandlungseinheiten und medizinische Kompressionsversorgung und -strümpfe. 

Das Problem: Schwellungen, Kompressionsstrümpfe und -bandagen können die Haut lokal reizen. Das kann zu Entzündungen führen. Regelmäßige Hautpflege sollte deshalb ein fester Bestandteil der Therapie sein. Betroffene sollten besonders darauf achten, medizinische Waschlotionen und Cremes zu verwenden. Das schont den Säureschutzmantel der Haut und schützt sie vor dem weiteren Austrocknen.