Schwarzer Hautkrebs Enorme Fortschritte über alle Krankheitsstadien

Autor: Dietmar Kupisch

Unter den Krebsarten der Haut ist das maligne Melanom die gefährlichste: Es dringt tief in die Haut ein und streut früh. © iStock/solar22, zoranm

Die Häufigkeit von malignen Melanomen, auch als schwarzer Hautkrebs bekannt, nimmt seit Jahren stetig zu. Experten rechnen mit einer Verdopplung der Erkrankungen in den nächsten 20 bis 30 Jahren. Die Medizin hält mit wirkungsvollen Behandlungsmethoden dagegen. Perspektive LEBEN gibt einen Überblick.

Das maligne Melanom ist die bösartigste Form des Hautkrebses. Die gute Nachricht lautet jedoch: Bei kaum einer anderen Krebsart schreitet die Therapieforschung so rasant und erfolgreich voran. Und das schlägt sich in den Heilungsraten nieder: Über 90 Prozent aller Patienten werden mittlerweile geheilt. „In den letzten Jahren hat sich viel getan. Wir können auf immer bessere Therapiemöglichkeiten zurückgreifen – und das über alle Tumorstadien hinweg“, sagt Professor Dr. Dirk Schadendorf. Der Hautkrebsexperte ist Direktor der Klinik für Dermatologie und Direktor des Westdeutschen Tumorzentrums am Universitätsklinikum Essen. Er betont: „Die Hautkrebs-Therapieforschung ist längst nicht am Ende.“

Sorgfältige Operation

Am Anfang einer jeden Behandlung steht die Operation: Der Chirurg entfernt das Melanom. Dabei hält er stets einen Sicherheitsabstand um das krankhafte Gewebe ein. Es gilt: Je tiefer der Tumor eingedrungen ist, desto größer der Sicherheitsabstand. So stellt er sicher, dass kein bösartiges Gewebe im Körper verbleibt. „Bei einem Melanom, das tiefer als 0,8 Millimeter in die Hautschicht eingedrungen ist, entnimmt der Chirurg zusätzlich den Wächterlymphknoten. Das ist der erste Lymphknoten in der Umgebung des Tumors, den Krebszellen auf ihrem Weg zu anderen Organen passieren“, erklärt Prof. Schadendorf. Befinden sich Tumorzellen im Wächterlymphknoten, so ist das ein erstes Zeichen einer Tumoraussaat. „Der Patient befindet sich bei diesem Befund im Tumorstadium III. Er bekommt dann eine vorbeugende Therapie, um möglicherweise unerkannt im Körper verbliebene Krebszellen zu zerstören“, so Prof. Schadendorf.

Große Erfolge bei fortgeschrittenen Tumoren

Vorbeugende Therapien, die fachsprachlich adjuvante Therapien genannt werden, dauern bei fortgeschrittenen Tumoren im Stadium III ein Jahr. Grundsätzlich stehen Dermatoonkologen zwei Therapieansätze zur Verfügung, die Immuntherapie und die zielgerichtete Therapie. „Bei der Immuntherapie erhält der Patient alle drei bis sechs Wochen eine Infusion mit sogenannten PD1-Antikörpern“, erläutert Prof. Schadendorf. Diese Medikamente aktivieren das körpereigene Immunsystem, das daraufhin die Tumoren bekämpft.

Mehr über das Melanom

Nützliche Informationen rund um ihre Erkrankung finden Melanom-Patienten unter anderem auf den folgenden Seiten:

Eine zielgerichtete Therapie erfolgt in Tablettenform. „Wir kombinieren hochwirksame Medikamente, die bei BRAF-Mutationen im Tumor zum Einsatz kommen. Etwa bei 40 Prozent aller Melanom-Patienten im Stadium III kann die Behandlung angewandt werden. Das Besondere bei all diesen neuen Medikamenten ist, dass sie das rezidivfreie Überleben deutlich verlängern. Die Gefahr einer Metastasierung wird nachhaltig gesenkt.

Wirksame Medikamente auch für Stadium IV

Finden sich Metastasen nicht nur im Wächterlymphknoten, sondern auch in anderen Organen, wie Lunge oder Leber, liegt das Tumorstadium IV vor. Auch in diesen Fällen können Betroffene dank neuer Medikamente heutzutage gut behandelt werden. „Liegt eine BRAF-Mutation vor, setzen wir eine Kombination zweier zielgerichteter Medikamente ein“, sagt Prof. Schadendorf und ergänzt: „Die Überlebenszeit der behandelten Patienten kann bei dieser Kombinationstherapie gegenüber der alten Chemotherapie deutlich gesteigert werden, wobei mehr als 50 Prozent der betroffenen Patienten fünf Jahre oder länger überleben.“

Liegt die BRAF-Mutation nicht vor, erfolgt die Behandlung mittels einer Immuntherapie. „Wir setzen entweder PD1-Antikörper ein oder kombinieren auch hier unterschiedliche neue Medikamente mitei­nander“, berichtet Prof. Schadendorf. Alles deutet darauf hin, dass Patienten mit fernmetastasierten Melanomen mittlerweile auf ein Langzeitüberleben – vielleicht sogar auf Heilung – hoffen können. Vor einigen Jahren noch undenkbar, heute Realität. Und die Medikamentenforschung geht unermüdlich weiter. Prof. Schadendorf rät daher: „Betroffene sollten Ausschau nach laufenden Studien halten. Ständig entstehen so vielversprechende neue Therapiemöglichkeiten. Die Dynamik der letzten Jahre ist beachtlich.“

Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor der Klinik für Dermatologie und Direktor des Westdeutschen Tumorzentrums am Universitätsklinikum Essen © privat