Vorsicht vor Rezidiven Warum enge Nachsorge bei Eierstockkrebs so wichtig ist

Autor: Perspektive LEBEN

Der Eierstockkrebs neigt dazu, wiederzukommen. Doch die Ärzte haben neue Mittel dagegen. © ipopba – stock.adobe.com

Etwa 8.000 Frauen erhalten in Deutschland jährlich die Diagnose Eierstockkrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 62 Jahren. Der Eierstockkrebs gilt als relativ aggressive Krebsart. Aber die onkologische Medizin hält dagegen.

Perspektive LEBEN sprach mit Professor Dr. Uwe Andreas Ulrich über Therapie und Nachsorge der Erkrankung. Der Experte ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus.

Bei einem Verdacht auf Eierstockkrebs führt der Gynäkologe verschiedene Untersuchungen durch. Dazu gehören zuerst eine körperliche gynäkologische Untersuchung, ein Vaginal-Ultraschall, eine Computertomographie des Bauches und des Brustkorbes und Laboruntersuchungen. Die Ergebnisse liefern jedoch keine hundertprozentige Sicherheit, sondern untermauern lediglich die Verdachtsdiagnose. „Erst durch die Operation mit der Untersuchung des Gewebes erhalten wir sichere Erkenntnisse. Liegt tatsächlich ein bösartiger Tumor vor, entfernen wir diesen und seine Absiedlungen, soweit das möglich ist“, so Prof. Ulrich.

Im Zentrum stehen Operation und die Chemotherapie

Die Operation ist für den Behandlungserfolg des Eierstockkrebses von zentraler Bedeutung. Das Ziel lautet, das Tumorgewebe möglichst vollständig zu entfernen. „Wir müssen hier sehr genau arbeiten und den gesamten Bauchraum berücksichtigen. Ein solcher Eingriff ist daher sehr umfangreich und dauert in der Regel mehrere Stunden“, erklärt Prof. Ulrich. Fast immer folgt der Operation eine Chemotherapie.

„Auch wenn man das Tumorgewebe optisch zunächst vollständig entfernen konnte, ist meistens davon auszugehen, dass noch kleine Reste zurückgeblieben sind. Das soll durch die Chemotherapie angegangen werden“, sagt der Experte. Die Chemotherapie schließt sich unter Berücksichtigung des Zustandes der Patientin nach dem Eingriff rasch nach diesem an.

Bewährte Wirkstoffe

Zur Behandlung der meisten Stadien des Eierstockkrebses greifen die Onkologen auf eine Chemotherapie zurück. „Das ist ein Standard, der sich bewährt hat“, betont Prof. Ulrich und ergänzt: „Bei fortgeschrittenen Stadien kommt ein sogenannter Angiogenesehemmer hinzu.“ Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der zielgerichtet das Wachstum des Tumors unterbricht. Der Tumor stirbt ab. Diese medikamentöse Therapie mit einem Angiogenesehemmer hat im Vergleich mit der Chemotherapie oft weniger Nebenwirkungen.

Die Nachsorge – wichtig wie die Therapie

Trotz der beschriebenen Maßnahmen neigt der Eierstockkrebs dazu wiederzukommen. Die Onkologen sprechen dann von einem Rezidiv. „Nach Beendigung der Therapie bieten wir den Patientinnen eine geeignete Nachsorge an, die zunächst alle drei Monate stattfinden sollte. Es handelt sich dabei nicht nur um gynäkolo­gische Untersuchungen, sondern auch um ein gemeinsames Umgehen mit den Sorgen und Ängsten, die sich verständlicherweise bei einer solchen Erkrankung einstellen“, erklärt Prof. Ulrich.

Ein Indiz für ein Rezidiv kann zum Beispiel das erneute Auftreten von Flüssigkeit im Bauch sein, wie es eben oft auch initial bei der primären Diagnosestellung vorliegt. Bestätigt sich der Verdacht, kommt als Behandlungsmaßnahme in der Regel eine erneute Chemotherapie infrage,­ im Einzelfall aber zunächst auch eine zweite Operation. Die genaue Strategie bei der Behandlung eines Rezidivs hängt vor allem von der vergangenen Zeit zwischen dem Ende der Ersttherapie und der Dia­gnose des Rezidivs ab.

„Je größer der zeitliche Abstand ist, desto eher kommt im Einzelfall eine erneute ­Operation in Betracht, wenn man abschätzt, dass damit Tumorfreiheit im Bauch zu erreichen ist. In der Regel folgt danach wieder eine Chemotherapie“, stellt Prof. Ulrich fest. Je kürzer hingegen der zeitliche Abstand, desto eher käme eine alleinige Chemotherapie infrage.

Behandlung durch gynäkologische Onkologen

Bei der Therapie des Eierstockkrebses sind meist Experten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen gefragt. Für eine optimale Behandlung sollten Betroffene daher geeignete Zentren aufsuchen. Hier finden sie erfahrene gynäkologische Onkologen und weitere Spezialisten, die nötig sein können. Hierzu gehören vor allem Viszeral­chirurgen, Urologen, Anästhesisten, Intensivmediziner u. a. Solche Zentren findet man z. B. auf den Seiten von OnkoZert ».

Nützliche Informationen zum Thema Eierstockkrebs

Orientierung und Information über die Erkrankung und deren Behandlung bietet unter anderem der Patientinnen-Ratgeber der Deutschen Krebshilfe e.V. », welcher online kostenlos heruntergeladen werden kann.

Auch die Deutsche Krebsgesellschaft » liefert hilfreiche Informationen.


Professor Dr. Uwe Andreas Ulrich, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus © privat