Die Wachstums-Stopper Tyrosinkinase-Hemmer – wirksam gegen Lungenkrebs

Autor: Perspektive LEBEN

Tyrosinkinasehemmer unterbinden die Teilung von Lungenkrebszellen oder verlangsamen diese. © iStock/nicolas_

Zielgerichtete Therapien bei Lungenkrebs: die Wirkstoffgruppen Tyrosinkinase-Hemmer. Wie sie wirken, wie sie funktionieren und wann sie eingesetzt werden.

Unser Immunsystem kann Krebszellen meist nicht von gesunden Zellen unterscheiden. Deshalb werden Krebszellen nicht entdeckt und bekämpft. Die Zellen können sich dann vermehren: Der Krebs wächst ungehemmt und lange unentdeckt. Deshalb kamen Wissenschaftler schon vor Jahren auf den Gedanken, nach etwas zu suchen, was das Wachstum und die Teilung der Krebszellen von anderen gesunden Zellen unterscheidet.

Dies ist schon vor Jahren gelungen und war ein wichtiger Schritt in der Krebstherapie. Im nächsten Schritt suchten die Forscher nach Medikamenten und Wirkstoffen, die genau diesen Unterschied nutzen und so die Krebszellen im Wachstum hindern oder sogar vernichten.

Mediziner sprechen dann von einer zielgerichteten Therapie. Inzwischen stehen zahlreiche zielgerichtete Therapien für verschiedene Krebsarten zur Verfügung, auch gegen den nicht kleinzelligen Lungenkrebs. Und Heerscharen von Forschern und Medizinern sind permanent auf der Suche nach Besonderheiten in und an den Krebszellen – und damit nach Wirkstoffen, die diese Besonderheit nutzen, die Zellen zu erkennen und zu vernichten.

1. Den Katalysator ausschalten

Gesunde Zellen tragen auf ihrer Zellwand Empfänger, sogenannte Rezeptoren. Diese Rezeptoren können Botschaften in das Zellinnere weitergeben und damit komplizierte Signalketten im Zellinneren auslösen. Heißt die Botschaft Wachstum, sorgen die Rezeptoren und Signalketten mithilfe von Katalysatoren im Ergebnis dafür, dass sich die Zellen teilen und damit vermehren.

Bei Krebszellen sind diese Botschaften und Signalketten oft gestört. Die Zellen teilen sich dann ungehemmt. Ein wichtiger Katalysator für diese Wachstumssignalkette ist die sogenannte Tyrosinkinase. Wird dieses Eiweiß blockiert, werden die Wachstumssignale gestoppt und die Zellteilung wird unterbunden oder verlangsamt. Diese Medikamente werden Tyrosinkinase-Hemmer oder -Inhibitoren genannt. Sie schalten den Katalysator zur Zellteilung aus. Allerdings gilt, dass die Signalketten bei den unterschiedlichen Krebsarten und Unterarten oft unterschiedlich sind. Daher müssen die Tyrosinkinase-Hemmer auch unterschiedlich sein, um wirken zu können. Bisher sind nur für bestimmte Störungen und Veränderungen – Mediziner sprechen dann meist von den sogenannten Zielstrukturen – entsprechende Medikamente verfügbar.

2. Die Nebenwirkungen sind meist beherrschbar

Bei etwa zehn Prozent der Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligem Lungenkrebs sind die Signalketten so typisch verändert, dass mit den bekannten Tyrosinkinase-Hemmern Erfolge erzielt werden können. Ein Zeichen dafür, dass das Medikament gut wirkt, kann dabei ein Hautausschlag sein. Diese häufige Nebenwirkung wird auch Rash genannt. Der Ausschlag ist jedoch ein positives Zeichen. Neuere Studien belegen, dass die Lebenserwartung von Patienten mit Rash gegenüber Patienten ohne Rash höher ist.

Mit Medikamenten und Salben kann der Ausschlag gut behandelt werden. Durchfall und Gewichtsabnahme sind weitere mögliche Nebenwirkungen, die Betroffene ebenfalls mit dem Arzt besprechen sollten.

Tyrosinkinase-Hemmer werden täglich als Tablette eingenommen und sind in der Regel gut verträglich, aber nicht gänzlich ohne Nebenwirkungen.

3. Welche Arten von Krebs können mit Tyrosinkinase-Hemmern behandelt werden?

Bei einigen Leukämien kommen heute Tyrosinkinase-Hemmer als empfohlene Standardtherapien zur Anwendung. Sie dringen in die kranken Leukämiezellen ein und blockieren das Eiweiß, das die unkontrollierte Zellteilung auslöst. Die Zellteilung der gesunden Zellen wird durch Tyrosinkinase-Hemmer kaum beeinflusst und starke Nebenwirkungen treten nur selten auf. Aus diesem Grund können Tyrosinkinase-Hemmer hier auch als Langzeittherapie eingesetzt werden. Bei Lungenkrebs kommen Tyrosinkinase-Hemmer als Therapie infrage, wenn die Krebszellen einen bestimmten Wachstumsfaktor-Rezeptor aufweisen. Die Zellteilung der Krebszelle wird somit verhindert und das Wachstum des Tumors kann zum Stillstand kommen.

Tyrosinkinase-Hemmer werden Patienten verabreicht, deren Tumor so groß ist, dass er durch eine Operation nicht mehr entfernt werden kann.

Auch werden die Medikamente bei weiteren Tumoren, wie Nieren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, eingesetzt.

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