Rückfallrisiko Neues Testverfahren hilft bei der Leukämiebehandlung

Autor: Bianca Lorenz

Mithilfe von Datenbank und Auswertepipeline kann man im Hochdurchsatzverfahren mehrere 100.000 Zellen innerhalb kurzer Zeit gleichzeitig analysieren und visualisieren. (Agenturfoto) © Seventyfour ‒ stock.adobe.com

AML ist die häufigste Form akuter Leukämien im Erwachsenenalter. Das Rückfallrisiko ist hoch. Dresdener Wissenschaftler:innen entwickelten nun ein neues Testverfahren, das dieses schneller ermittelt. Wie funktioniert es genau? 

Jedes Jahr erkranken rund 4.100 Menschen in Deutschland an der akuten myeloische Leukämie (AML).  Die messbare Resterkrankung (MRD) ist eine wichtige Größe, um den Erfolg der Therapie bewerten zu können. Auch für die weitere individuelle Behandlung der Betroffenen ist dieses Verfahren wichtig. Denn ohne eine solche erleiden 50 Prozent von ihnen sechs Monate nach einer ersten Chemotherapie einen Rückfall. Das Problem: Eine entsprechende MRD-Diagnostik ist in Deutschland derzeit noch nicht flächendeckend verfügbar. 

Rückfallrisiko ermitteln

Doch nun haben Wissen­schaft­ler:innen des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ein schnelles, einfach umzusetzendes Verfahren dafür entwickelt, mit der sich 32 krankheitsrelevante Antigenkombinationen auf Knochenmarkzellen analysieren und dokumentieren lassen. Und zwar in weniger als fünf Minuten. Bei der Durchflusszytometrie wird Laserlicht zur Untersuchung von Zellen (z.B. aus Blut oder Knochenmark) eingesetzt, die sich in einem Flüssigkeitsstrom durch das Gerät bewegen. Bestimmte Zell-Merkmale können durch Fluoreszenzmarkierung sichtbar gemacht werden.

Mithilfe einer eigens für die AML programmierten Datenbank und Auswertepipeline kann man im Hochdurchsatzverfahren mehrere 100.000 Zellen innerhalb kurzer Zeit gleichzeitig auf diese Zelloberflächenmerkmale hin analysieren und visualisieren.

Eine MRD liegt vor, wenn die Durchflusszytometrie noch Leuk­ämiezellen im Körper nachweisen kann, obwohl die Therapie gut angeschlagen hat und mit lichtmikroskopischen Verfahren keine Leukämiezellen mehr nachgewiesen werden können. 

Wichtig für weitere Therapie

„Die schnelle Methode macht die MRD-Messung mittels Durchflusszytometrie im Vergleich zu bisherigen Ansätzen effizienter und erhöht Laborkapazitäten“, erklärt PD Dr. Malte von Bonin, Co-Studienleiter von der Medizinischen Klinik I (MK I) des Dresdner Uniklinikums. „So könnte die Diagnostik, die bislang deutschlandweit nur an wenigen großen Zentren erfolgt, an weiteren Häusern etabliert werden. Zugleich könnten Betroffene im Therapieverlauf engmaschiger mittels MRD-Diagnostik überwacht werden.“

Ist nach den ersten ein bis zwei Chemotherapiezyklen eine messbare Resterkrankung nachweisbar, könnte man eine Stammzelltransplantation in Betracht ziehen. 

Auch im weiteren Behandlungsverlauf und nach Abschluss der Therapie könne eine MRD-Diagnostik wichtige Anhaltspunkte dafür liefern, ob die Behandlung angepasst werden sollte. 

Ideal wäre eine MRD-Messung nach jedem größeren Behandlungsabschnitt und in der Nachsorge. Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden: „Krebs ist eine sehr individuelle Erkrankung. Die personalisierte Onkologie zielt darauf ab, die Behandlung möglichst passgenau auf die jeweiligen biologischen Eigenschaften der Erkrankung zuzuschneiden. Die Fortschritte in der AML-Diagnostik sind ein wichtiger Schritt auf diesem Weg.“