Immunschwächen Infektionsschutz im Krankenhaus und zu Hause

Autor: MPL-Redaktion

Insbesondere die Hände als Hauptüberträger von Erregern müssen immer gründlich gewaschen werden. © iStock/kieferpix

Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen können bei Patienten mit Krebs das Immunsystem schwächen oder ganz außer Kraft setzen. Sie sind dann besonders empfindlich gegenüber Infektionen. Aber was können Patienten und Angehörige tun, um das Risiko einzudämmen?

Welchen Stellenwert hat die Hygiene im Krankenhaus?

In allen Krankenhäusern hat der Infektionsschutz eine sehr hohe Bedeutung. Detaillierte Leitlinien und Handlungsanweisungen weisen Ärzte, Pfleger und Versorgungspersonal genau an, wie und was zu tun ist, um Infektionen zu vermeiden beziehungsweise einzudämmen.

Hygiene betrifft heute immer das gesamte Krankenhaus. Dies fängt schon bei der Planung von Gebäuden, der Beschaffung von Material, Lebensmitteln und Medikamenten an. Für Patienten sind die Hygienemaßnahmen immer und überall sicht- und spürbar – vor, während und nach der Behandlung.

Immer wieder werden Hände desinfiziert, steril verpackte Geräte und Instrumente eingesetzt, Einmal-Handschuhe, Mundschutz und besondere Kittel getragen. Auch bei der Entsorgung wird penibel darauf geachtet, dass alle Standards eingehalten werden. Hygiene reicht aber auch weit über den eigentlichen Aufenthalt im Krankenhaus hinaus.

Patienten erhalten heute detaillierte Anweisungen und Hinweise, wie sie sich während eines stationären Aufenthaltes und im häuslichen Umfeld vor Infektionen schützen können oder müssen.

Wer oder was löst Infektionen aus?

Ganz allgemein ausgesprochen können Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten Infektionen auslösen. Dazu muss man jedoch wissen, dass in und auf unserem Körper fast unzählige Erreger, vor allem Bakterien, leben. Bakterien sind zum Beispiel für die Verdauung von Nahrungsmitteln im Magen und Darm unverzichtbar. Auf der Haut sorgen sie für einen schützenden Mantel, der andere unerwünschte Eindringlinge abhält. Das heißt, wir sind auf diese Bakterien essenziell angewiesen.

Erst dann, wenn die schützende Barriere durchbrochen wird oder aber wenn die schützenden Bakterien zerstört werden und krankmachende Erreger die Oberhand gewinnen, werden wir krank.

Wie gelangen Erreger in unseren Körper?

Durch Verletzungen oder eine medizinische Maßnahme wie z.B. eine Operation, durch einen Gefäßkatheter, einen Beatmungsschlauch oder einen Katheter in der Harnblase werden die natürlichen Barrieren und Schutzmechanismen durchbrochen und Bakterien gelangen an Orte, wo sie normalerweise nicht hingehören.

Wir nennen diese Erreger auch „fakultativ pathogen“, sie verursachen keine Infektion, solange sie ihren natürlichen Lebensbereich, z.B. den Darm oder die Hautoberfläche, nicht verlassen. Bei derartigen Infektionen handelt es sich üblicherweise um die patienten­eigenen Erreger. Es gibt aber auch Erreger, die aus der Umwelt, d.h. der Krankenhausumgebung oder von einem anderen Patienten übertragen werden.

Ganz besonders kritisch ist hier die Übertragung durch die Hände des medizinischen Personals, wenn keine sorgfältige Händedesinfektion erfolgte. Wir Mediziner sprechen von einer direkten Übertragung, wenn die Erreger durch Kontakt mit einem infizierten oder keimbesiedelten Menschen unmittelbar auf einen anderen Menschen übertragen werden.

Von einer indirekten Übertragung sprechen wir, wenn die Erreger beispielsweise über die Hände des Personals oder über einen verschmutzten Toilettensitz, eine Tastatur oder einen Türgriff übertragen werden. In jüngster Zeit sind die Sanitäranlagen und da besonders die Kontakte zum Abwasser in Krankenzimmern ins Visier kritischer Risikobeurteilungen geraten.

Im häuslichen Alltag aber auch im Krankenhaus ist die Übertragung durch Tröpfchen bei Atemwegsinfektionen möglich. Dabei werden die Krankheitserreger über die Atemluft übertragen. Typisches Beispiel dafür sind Virusinfektionen mit Husten oder Schnupfen. Der Kranke stößt unzählige kleine Tröpfchen mit Krankheitserregern in die Luft, wenn er hustet oder niest. Werden diese Tröpfchen eingeatmet, kann es dann zu einer Ansteckung kommen.

Wie können sich Patienten selbst schützen?

Einige wenige Grundregeln können das Infektionsrisiko ganz erheblich reduzieren. Dazu gehört als Allererstes: Gefährdete Patienten sollten keine Hände schütteln, Türen und Türtaster mit dem Ellenbogen benutzen. In Krankenhäusern sind meistens sogenannte Einhebelarmaturen an den Waschbecken eingebaut. Auch diese sollten nur mit dem Ellenbogen bedient werden.

In allen sonstigen Situationen sollten lieber einmal mehr als weniger die Hände desinfiziert werden. Weil die Hände der häufigste Übertragungsweg sind, sollten Patienten und Besucher vor und nach jedem Krankenbesuch, besonders aber vor dem Essen und nach der Toilette die Hände desinfizieren. In Krankenhäusern und Pflegeheimen stehen überall Spender mit Desinfektionsmittel für die Hände bereit. Diese sollen nicht nur vom Personal, sondern auch von Patienten und Besuchern genutzt werden. Dabei gilt das Motto: lieber zu oft und zu lange als einmal zu wenig oder zu kurz.

Im häuslichen Umfeld reicht normalerweise das gründliche Waschen der Hände mit Seife, es sei denn besonders kritische Umstände verlangen auch hier eine Händedesinfektion, z.B. bei der Pflege von Wunden oder bei liegenden Kathetern oder bei bekannten Besiedlungen mit Problemkeimen.

Je nach Behandlung und Gesundheitszustand müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Patienten vor Infektionen zu schützen. Patienten und Angehörige sollen unbedingt die Ärzte und Pfleger fragen, was sie selbst zusätzlich tun können, und wachsam sein.

Was heißt dabei wachsam sein?

Die Universitätsmedizin in Greifswald verfolgt einen neuen Ansatz, der von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. mit unterstützt wird. Dabei werden zum einen Patienten und Angehörige befähigt, hygienerelevante Handlungen von Pflegekräften und Ärzten zu beurteilen und gegebenenfalls einzufordern. Zum Zweiten werden die Pflegekräfte und Ärzte durch Schulungen in die Lage versetzt, die Mitwirkung und Rückmeldungen der Patienten selbst anzuregen, gegebenenfalls zu akzeptieren und Veränderungen einzuleiten. Zum Dritten werden die Patienten und Angehörigen angeleitet, Hygienestandards in eigenes Verhalten umzusetzen.

Dazu erhalten sie bereits bei Aufnahme eine Box mit Hilfsmitteln und Info-Material. In der Summe profitieren alle Beteiligten davon, wenn das Thema Hygiene nicht nur in den Prozessen der Krankenhäuser und des Personals verankert ist, sondern auch Patienten und Angehörige aktiv eingebunden

LebensmittelNicht empfohlenEmpfohlen
Fleisch
Roh, medium, nicht durchgegartMit mindestens 70 Grad für 10 Minuten durchgegart
Eier, Eierprodukte
Roh, nicht durchgegartDurchgegart, hoch erhitzt
Milch und Milchprodukte
Roh, Rohmilchkäse Hoch erhitzte Produkte
Salat
Salatbar, Fertigsalate, Keimlinge Sorgfältig gewaschen und sehr frisch
Wasser
Leitungswasser, Eiswürfel Mineralwasser, abgekochtes Wasser
Getrocknete Gewürze
Gekocht
Obst
Gewaschen und geschält
Auszug: Hyg Med 2011; 36 – 1/2

Bei Patienten mit Krebserkrankungen und besonders schwerer Beeinträchtigung des Immunsystems gibt es darüber hinaus weitere wichtige Empfehlungen, die die Infektionsrisiken durch Nahrungsmittel (siehe Kasten) oder die engere häusliche Umgebung betreffen, z.B. Vermeidung von Topfpflanzen oder Schnittblumen in Schlaf- und Aufenthaltsräumen.

Essen und Trinken

Ist das Immunsystem geschwächt, helfen einfache Grundregeln, das Infektionsrisiko beim Essen und Trinken einzudämmen. Fragen Sie unbedingt Ihren Arzt, was Sie zusätzlich beachten sollen.

Dr. Peter Walger, Arzt für Innere Medizin, Intensivmedizin, Infektiologe (DGI), Leitender Arzt Zentralbereich Hygiene, Infektionsprävention und ABS im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf und Sprecher des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. in Berlin © privat