Perspektiven Hoffnung bei Brustkrebs: Neue Therapien verbessern Chancen

Autor: MPL-Redaktion

Die beste Option zur Behandlung findet sich in Brustkrebszentren – Frauen sollten sich dort vorstellen. © iStock/Xesai

Die Prognosen bei Brustkrebserkrankungen sind deutlich besser geworden: Untersuchungen belegen, dass die Brustkrebssterblichkeit in Deutschland seit Mitte der 1980er-Jahre um über 20 Prozent gesunken ist, bei unter 50-jährigen Frauen sogar um rund 40 Prozent. Das sind gute Nachrichten für alle Betroffenen.

Die Therapiemethoden haben sich – gerade in den letzten fünf Jahren – deutlich verbessert. Wird der Brustkrebs in einem frühen Stadium, ohne Lymphknotenbefall, diagnostiziert, liegen die Heilungschancen bei rund 90 Prozent. „Aber selbst wenn wir alle Stadien zusammenfassen, leben nach fünf Jahren immer noch ungefähr 83 Prozent der Patientinnen“, sagt Professor Dr. Peter Mallmann. Der Brustkrebsexperte ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Köln.

Leitlinienbehandlung führt zu besseren Prognosen

Die Heilungschancen steigen dank neuer und wirksamerer Therapieansätze. Vor allem die Frauen, die entsprechend der wissenschaftlichen Leitlinien für Diagnostik, Therapie und Nachsorge in zertifizierten Brustzentren behandelt werden, haben eine deutlich bessere Überlebenschance sowie ein niedrigeres Risiko einer Wiedererkrankung.

Zur Bestimmung des Risikos der Brustkrebs-Erkrankung erhob man früher den Lymphknotenstatus. Dahinter stand die Frage, ob Lymphknoten in der Achselhöhle befallen sind oder nicht. Auf Grundlage der Ergebnisse wurde darüber entschieden, ob eine Chemotherapie durchgeführt werden musste. „Die Onkologen glaubten auch, durch die Entfernung der Achsellymphknoten ließe sich die Prognose verbessern. Man operierte somit recht aggressiv“, erzählt Prof. Mallmann.

Entscheidend: die Tumorbiologie

Heutzutage bestimmt die Biologie des Tumors die nachfolgenden Therapieschritte. „Das heißt, es ist ausschlaggebend welche Parameter ein Tumor hat, um zu entscheiden, ob eine Patientin eine Chemotherapie benötigt. Und weniger die Frage, ob Lymphknoten befallen sind oder nicht“, betont Prof. Mallmann. „Im Regelfall wird daher nur der Wächterlymphknoten entfernt. Studien zeigen sogar, dass dieses noch nicht einmal unbedingt notwendig ist.“

Lymphknoten werden heutzutage nur entfernt, wenn Wächterlymphknoten befallen sind. Und zwar die im sogenannten ersten und zweiten Level. Das heißt, von den achtzig bis hundert Lymphknoten der Achselhöhle werden etwa zehn bis zwölf entnommen. „Wir wissen heute, dass man bei einem befallenen Wächterlymphknoten vor allen Dingen eine Chemotherapie durchführen muss. So kann möglicherweise auf die komplizierte Entfernung der anderen Lymphknoten verzichtet werden, sofern diese nach Tast- und Ultraschallbefund unauffällig sind“, erklärt Prof. Mallmann.

Die Therapie folgt Tumortyp

Zu Beginn der Therapie steht immer eine histologische Untersuchung. Dafür wird mittels einer Biopsie Tumorgewebe entnommen. Anhand dessen bestimmen die Experten nachfolgend den Tumortyp. Auf Grundlage der Ergebnisse entscheiden sie danach, ob eine Chemotherapie vor einer Operation notwendig ist, um beispielsweise den Tumor besser operieren zu können.“

Das wäre bei einem aggressiven Mammakarzinom der Fall. „Wir sprechen hierbei von einer neoadjuvanten Therapie“, so Prof. Mallmann. Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind vor allem Haarausfall, Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Das alles ist in der Regel jedoch nur vorübergehend. Nach Beendigung der Therapie sprießen die Haare wieder und die Energie kehrt meist zurück. Benötigt die Patientin aufgrund der Tumorbiologie keine Chemotherapie, wäre der nächste Schritt die brusterhaltende Therapie. Dabei entfernt der Chirurg den Tumor möglichst schonend aus der Brust. Gleichzeitig entnimmt er den Wächterlymphknoten. Zur brusterhaltenden Therapie gehört auch eine Bestrahlung. Diese kann bereits während der Operation erfolgen oder im Anschluss.

Medikamente, die möglichst nur Tumorzellen bekämpfen

Eine weitere Möglichkeit, den Brustkrebs zu behandeln, ist die sogenannte Hormontherapie. Sie stoppt das Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen. Der Hormonentzug wird auch als endokrine Therapie bezeichnet. Weil die Experten die Biologie eines Tumors immer besser verstehen, können sie immer erfolgreichere Methoden zu seiner Bekämpfung entwickeln.

Seit einigen Jahren gibt es demzufolge auch die zielgerichteten Therapien. Anders als bei einer konventionellen Chemotherapie wirken hier spezielle Medikamente nur auf den Tumor. Sie blockieren ihn, verhindern weiteres Wachstum und lassen ihn mit der Zeit absterben.

Zusammenarbeit aller Fachrichtungen sinnvoll

Aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen können die Onkologen den Erfolg der gewählten Chemotherapie bereits im Vorfeld gut einschätzen. Erfolgt sie neoadjuvant, kann ihre Wirkung auf den Tumor laufend beziehungsweise bis zum Zeitpunkt der Operation kontrolliert werden. Mithilfe von Ultraschall wird geschaut, wie sehr sich der Tumor verkleinert.

Besonders gut können das zertifizierte Brustzentren. Sie verfügen über ausreichende Erfahrung. Alle in die Diagnostik und Therapie eingebundenen medizinischen Fachgebiete sind dort vertreten. Zertifizierte Zentren müssen bezüglich ihrer personellen und apparativen Ausstattung Vorgaben erfüllen und nachweisen, dass sie sich stets fortbilden.


Prof. Dr. Peter Mallmann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Köln © Privat