Corona und Krebs Was zusätzlich zur Impfung hilft

Autor: Krebsinformationsdienst/Christoph Fasel

Gut ist, wenn nicht nur Patientinnen und Patienten selbst, sondern auch ihre Angehörigen geimpft sind. © Jenny Sturm – stock.adobe.com

Auch im Herbst 2021 werden wir es weiter mit COVID-19 zu tun haben. Was Krebspatienten daher beachten sollten – auch wenn sie schon geimpft sind –, besprach Perspektive LEBEN mit Dr. ­Andrea ­Penzkofer vom Krebsinformationsdienst.

Welche Krebspatienten sind besonders gefährdet, wenn es um COVID-19 geht?

Dr. Andrea Penzkofer: Das Robert Koch-Institut nennt Krebsbetroffene ganz allgemein als eine von mehreren Risikogruppen für einen schweren Verlauf von COVID­-19. Das kann Betroffene verunsichern, denn Krebs ist nicht gleich Krebs. Das individuelle Risiko hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Krebsart, die Erkrankungssituation, die Behandlung, aber auch Begleiterkrankungen und andere allgemeine Risikofaktoren: Ist die Krebserkrankung aktiv oder erhalten die Betroffenen gerade eine systemische Behandlung wie eine Chemotherapie, haben sie ein höheres Risiko schwer an COVID-19 zu erkranken. Auch scheint es so zu sein, dass Blutkrebserkrankungen mit einem erhöhten Risiko einhergehen.

Können sich Krebspatienten ohne Sorge impfen lassen?

Dr. Penzkofer: Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und andere Experten befürworten ganz allgemein eine Coronaimpfung bei Krebsbetroffenen. Alle derzeit zugelassenen Impfstoffe gelten laut Europäischer Arzneimittelbehörde EMA auch bei Immungeschwächten als sicher.

Wie wirksam die Coronaimpfstoffe bei Krebspatienten in ihrer individuellen Erkrankungssituation sind, kann zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sicher beantwortet werden. Gleiches gilt auch für eine Coronaimpfung unter bestimmten Krebsbehandlungen wie einer Chemotherapie, zielgerichteten Medikamenten oder Immun-Checkpoint-Hemmern.

Gibt es schon Impfstudien zu Patienten mit vermindertem Immunsystem?

Dr. Penzkofer: In den Zulassungsstudien waren Menschen, deren Immunsystem durch eine Krebserkrankung oder die Krebstherapie stark unterdrückt ist, nicht vertreten. Inzwischen liegen erste Daten zur Wirksamkeit der in Europa zugelassenen SARS-CoV-2-Impfungen bei Tumorpatientinnen und -patienten vor. Demnach bildet die Mehrzahl der Betroffenen nach der Impfung Antikörper gegen SARS-CoV-2. Fachleute gehen davon aus, dass je nach zugrunde liegender Krebserkrankung und Therapie die Schutzwirkung der Coronaimpfung bei einigen Krebspatientinnen und Krebspatienten geringer ist als bei Gesunden. Das gilt insbesondere für stark Immungeschwächte.

Wie sieht es mit den Auffrischungsimpfungen aus?

Dr. Penzkofer: Noch gibt es keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (­STIKO) für Auffrischungsimpfungen. Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hat Anfang August 2021 beschlossen, ab September 2021 bestimmten Risikogruppen eine Auffrischungsimpfung anzubieten. Dazu gehören Menschen, bei denen die Immunantwort auf die Impfung vermutlich nicht gut war oder schnell nachlässt.

Neben Menschen in Pflegeheimen oder in Pflege zu Hause sowie allen Hochbetagten über 80 Jahre nennt die GMK Immungeschwächte als besonders vulnerable Gruppe.

Krebspatientinnen und Krebs­patienten, auf die das zutrifft, können die Auffrischungsimpfung durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte erhalten. Wie mit den Dritt­impf­ung­en verfahren werden soll, wird sich in den nächsten Wochen aktuell entscheiden.

Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten Krebspatienten auch mit Impfung ergreifen?

Dr. Penzkofer: Steht eine Krebstherapie bevor oder findet aktuell eine Krebstherapie statt, ist es besonders wichtig, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfohlenen AHA-L-Regeln einzuhalten:

  • Abstand halten (mindestens 1,5 Meter)
  • Hygiene beachten (Hände waschen, Hygieneregeln beim Husten und Niesen)
  • Alltag mit Maske (FFP2-Masken oder OP-Masken)
  • Lüften (regelmäßig und ausgiebig)

Wer ein Smartphone hat, kann außerdem ergänzend die Corona-Warn-App nutzen.

Welche weiteren Vorsichtsmaßnahmen können noch sinnvoll sein?

Dr. Penzkofer: Wer sich besonders schützen muss, sollte auch seine sozialen Kontakte in den Blick nehmen. Das kann zum Beispiel bedeuten, Menschenansammlungen und Treffen mit größeren Gruppen zu meiden, sich mit anderen eher draußen zu treffen – vielleicht auch eine Maske zu tragen, wenn es eigentlich nicht vorgeschrieben ist. Auch Reisen sollte man überdenken.

Gut ist, wenn nicht nur Patientinnen und Patienten selbst, sondern auch ihre Angehörigen geimpft sind. Das schützt zusätzlich. Und es ist vor allem dann wichtig, wenn die Betroffenen selbst wegen ihrer Krankheit nicht geimpft werden können oder wenn aufgrund eines geschwächten Immunsystems womöglich der Impfschutz nicht gut ist oder nicht lange anhält.

Sollte man wegen der Ansteckungsgefahr Nachsorgetermine im Krankenhaus oder in der Arztpraxis eher unterlassen?

Dr. Penzkofer: Nein. Nachsorgetermine sind wichtig. Auch wenn man zwischen zwei Nachsorgeterminen merkt, dass etwas nicht stimmt, sollte eine baldige Kontrolle erfolgen. Wer Bedenken hat, kann sich mit den behandelnden Ärztinnen oder Ärzten beraten. Die Krankenhäuser und Arztpraxen haben inzwischen Hygienekonzepte etabliert, die das Risiko für eine Ansteckung minimieren.


Dr. Andrea Penzkofer, Leiterin der Abteilung Wissensmanagement im Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg © privat