Psychoonkologie Ein hilfreiches Netz

Autor: Jonathan Fasel

Wenn Eltern erkranken, müssen auch die Kinder lernen, mit den Veränderungen umzugehen. Guppenaktivitäten wie Klettern oder Grillen mit anderen Betroffenen helfen dabei. © iStock/LoveTheWind

Psychosoziale Krebsberatungsstellen helfen Krebspatienten und deren Angehörigen in allen Phasen dabei, die Erkrankung und ihre Folgen besser zu bewältigen. Die Unterstützung reicht von psychoonkologischen Beratungsgesprächen zum Umgang mit der Diagnose über Hilfe bei Antragstellungen bis hin zu Kosmetikkursen und Angeboten für Kinder krebskranker Eltern. Erfahren Sie in Perspektive LEBEN, was Beratungsstellen am Beispiel der Psychosozialen Beratungsstelle Sigmaringen leisten.

Die Diagnose Krebs stellt meist alles auf den Kopf. Das eigene Leben ist davon ebenso betroffen wie das von Kindern und Partnern. Zu den rein körperlichen Beeinträchtigungen einer Krebsbehandlung können, je nach Situation, massive psychische und soziale Belastungen kommen, die es zu bewältigen gilt. Auch Angehörige werden verunsichert und müssen ihr Leben und ihren Alltag neu organisieren. Vor, während und nach der Therapie sind unzählige Dinge zu beachten und zu regeln – im privaten wie im beruflichen oder schulischen Umfeld.

Eine Vielzahl unterschiedlicher Hilfen, die Betroffene annehmen können

Psychosoziale Krebsberatungsstellen helfen Patienten und Angehörigen zum einen dabei, einen guten Weg durch den Dschungel der Vorschriften und Fördermöglichkeiten zu finden. Die Beratungsstellen schließen damit die Lücke zwischen der Sozialberatung in den Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen und dem Alltag von Patienten und Angehörigen. „Zum anderen nehmen wir auch ganz bewusst die Menschen in den Blick“, erklärt Annette Hegestweiler, Diplom-Sozialpädagogin, Psychoonkologin (WPO) und Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle Sigmaringen. „Wir versuchen, in den Gesprächen psychische Belastungen zu entdecken und zeigen Möglichkeiten auf, wie diese besser bewältigt werden können.“

Große Bandbreite der Angebote

Bei seelischen Belastungen stehen die Psychoonkologen in Einzelgesprächen bereit und geben den Patienten und Angehörigen Raum und Zeit, um über die Erkrankung und ihre Auswirkungen zu sprechen. Sie stärken die Gesprächspartner darin, ihre Gefühle auszudrücken, Mut zu schöpfen und den eigenen Weg zu finden. Die Einzelberatungen werden durch zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, zum Beispiel Kosmetikseminare, Meditations- und Yogaangebote und Kunsttherapiekurse sowie Fachvorträge, ergänzt.

Die Beratungsstellen:

  • beraten zu sozialen und finanziellen Fragestellungen,
  • klären Leistungsansprüche gegenüber Kranken- und Rentenversicherungen,
  • geben Hilfestellungen, um die sozialen Krankheitsfolgen zu bewältigen,
  • geben Hilfe, um den Alltag in Familie und Beruf zu ordnen,
  • informieren über Rehabilitationsmaßnahmen,
  • unterstützen bei der Anerkennung als Schwerbehinderter,
  • geben praktische Hilfen in Verwaltungsangelegen­heiten,
  • vermitteln an andere Beratungsstellen und krankheitsbezogene Selbsthilfegruppen.

MOPS: Kinder und Jugendliche gezielt stärken

„Mutig, Optimistisch, Positiv, Stark“ – MOPS ist ein Unterstützungsangebot für Kinder und Jugendliche, deren Eltern schwer erkrankt sind. In der Zusammenarbeit mit der Erziehungsberatungsstelle der Caritas in Sigmaringen organisiert die Krebsberatungsstelle diese monatlichen Treffen. „Die Kinder zwischen sechs und elf Jahren profitieren von den erlebnispädagogischen Angeboten und Aktivitäten enorm“, erklärt Hegestweiler. „Zum Beispiel beim Klettern, Schluchten überqueren, Grillen und in der Natur lernen die Kinder spielerisch, wie Grenzen überwunden werden können – das schafft enormes Selbstvertrauen.“ Psychoedukative Module ergänzen das Programm. Hier lernen die Kinder besser mit Trauer, Angst und großen Veränderungen umzugehen. „In der Gruppe lernen sie zudem, dass sie mit ihrem Kummer nicht allein sind“, betont die Expertin. „Der gemeinsame Austausch erleichtert.“ Für das Projekt besteht eine enge Kooperation mit der Angelo-Stiftung, die auch die MOPS-Gruppe finanziell unterstützt.

Spenden und Unterstützen

Das Sozialministerium Baden-Württemberg, die gesetzlichen Krankenkassen und die Rentenversicherung fördern die Arbeit der Psychosozialen Krebsberatungsstelle in Sigmaringen. Das gesamte Leistungsspektrum steht Patienten und Angehörigen kostenfrei zur Verfügung. Dies kann jedoch nur durch zusätzliche Spenden aufrechterhalten und ausgebaut werden.

Bankverbindung:
Psychosoziale Krebsberatung Sigmaringen e.V
Hohenzollerische Landesbank
IBAN: DE20 6535 1050 0000 0347 15
BIC: SOLADES1SIG

Kontakt:
Psychosoziale Krebsberatungsstelle Sigmaringen
Laizer Straße 1
72488 Sigmaringen
Telefon: 07571-72 96 45-0
Mail: info@krebsberatung-sigmaringen.de


Unsere Expertin Annette Hegestweiler ist Diplom-Sozialpädagogin, Psychoonkologin (WPO) und Leiterin der Psychosozialen Beratungsstelle Sigmaringen © privat