Rehabilitation zurück ins Leben Wie es nach dem Brustkrebs weitergeht

Autor: Jonathan Fasel

Betroffene sollten sich fragen: Welche Form der Nachsorge hilft mir jetzt am besten? Und auf ihr Gefühl achten! © pikselstock – stock.adobe.com

Ein Tumor belastet: Operation, Therapie, körperlicher und seelischer Stress ändern das Leben. Sind die Behandlungen vorüber, gilt es, wieder in den Alltag zurückzufinden. Viele Betroffene nutzen dafür die Möglichkeit einer Rehabilitation – aus unterschiedlichen Gründen. Perspektive LEBEN berichtet über die Erfahrungen von drei Frauen.

Die Rückkehr in ein normales Leben, die Krankheit hinter sich lassen und nach vorne schauen, fällt Brustkrebspatientinnen oft nicht leicht. Melanie M. aus Hannover erkrankte vor zwei Jahren. Sie erinnert sich: „Mein Brustkrebs war relativ komplex. Nach der Primärtherapie musste ich noch lange antihormonelle Medikamente nehmen. So wurde mir die Erkrankung ständig ins Gedächtnis gerufen.“

Besuche taten gut

Melanie M. ging direkt nach ihrer Therapie in eine niedersächsische Reha-Klinik. Sie nahm Sportangebote und Aufbautrainings wahr. „Innerhalb von drei Wochen sammelte ich wieder körperliche Kraft. Das war mein oberstes Ziel, da ich möglichst schnell zurück in meinen Beruf wollte.“

Wichtig war Melanie M. die Nähe der Klinik zu ihrem Wohnort. So konnten Familie und Freunde sie besuchen und ihr Mut zusprechen. „Der regelmäßige Kontakt zu meinem sozialen Umfeld ist mir sehr wichtig. Ich bin halt nicht gern allein. Die Besuche während meines Klinikaufenthaltes taten mir sehr gut“, sagt Melanie M. Der anschließende Wiedereinstieg in den Beruf klappte reibungslos. Nach drei Monaten mit reduzierten Arbeitszeiten konnte Melanie M. ihre Tätigkeit als Bürokauffrau wieder ganztags ausüben.

Weit weg ins Allgäu

Sabine S. aus Hildesheim setzte andere Prioritäten. Sie suchte sich eine Klinik möglichst weit weg von zu Hause. „Ich wollte mich voll und ganz auf meine Reha konzentrieren und nicht abgelenkt sein durch Besuche. Zudem wollte ich einen Schlussstrich unter meine Brustkrebserkrankung ziehen. Daher wählte ich eine mir unbekannte Umgebung aus, in etwa 650 Kilometer Entfernung.“ Sabine S. entschied sich für eine Klinik im Allgäu.

Die vielfältigen Angebote nutzte sie, so gut es ging: „Es gab Sport für alle Alters- und Leistungsklassen. Ebenso Wellnessangebote, angefangen bei Wasseranwendungen über Massagen aller Art bis hin zu Klangtherapien. Langweilig wurde es nie.“ Als besonders positiv empfand Sabine S. die zahlreichen Tipps des Personals. „Hier und da zwickt es schon mal. Und egal welche Beschwerden ich hatte, ich konnte immer auf die Erfahrungen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zurückgreifen.“ All das führte schließlich zum gewünschten Ziel.

Nach drei Wochen kehrte Sabine S. in ihre Heimat zurück. „Ich war wieder stark und in der Lage, mich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Natürlich dachte ich hin und wieder über die zurückliegende Erkrankung nach. Aber das dominierte nicht mehr meinen Tagesrhythmus.“

Gefühle in den Griff bekommen

Jeder geht mit seiner Krankheit anders um und jeder überwindet sie auf seine eigene Art und Weise. Corinna W. aus Burgdorf störte sich weniger an ihrer körperlichen Schwäche, die sie während und nach der Therapie begleitete. Sie plagte ein anderes Problem: „Mir war vorher klar, dass es anstrengend werden würde. Insofern stellte ich mich darauf ein. Schwierig war der Umgang mit meinen Gefühlen. Irgendwie fehlte mir die Lebensfreude.“

Corinna W. trieb schon zwischen den letzten Behandlungen leichten Sport und steigerte diesen, als ihre Therapie vorüber war. So erlangte sie in wenigen Wochen eine gute körperliche Fitness. „Doch ich grübelte ständig über meine Zukunft nach. Hatte Angst vor einer erneuten Erkrankung. Fühlte mich ständig unsicher. So entschied ich mich zu einer Reha-Maßnahme.“

Mit der zweiten Reha ans Ziel

Corinna W. suchte sich eine Einrichtung an der Nordsee aus. Ihr Schwerpunkt lag auf Gesprächen mit Gleichgesinnten. „Alle zwei Tage wurden Gesprächsrunden organisiert. Jeder konnte sich mitteilen und über seine Ängste sprechen. Manchmal hörte ich einfach nur zu.“ Auch Wellness-Anwendungen und ausgedehnte Spaziergänge gehörten zu einem festen Plan. „Bereits nach einer Woche merkte ich, wie gut mir das alles tat. Ich fand meine innere Ruhe wieder. Und so kam Schritt für Schritt die Lebensfreude zurück.“

Wieder zu Hause fiel Corinna W. der Einstieg in den normalen Alltag dennoch schwer. Sie fühlte sich oft erschöpft und antriebslos. Zwei Monate später zog sie die Reißleine: „Ich merkte, dass zwar meine Lebensfreude zurück war und ich positiv in die Zukunft schaute, meine Akkus waren aber immer noch ziemlich leer. Daher nahm ich erneut an einer Reha-Maßnahme teil.“

Dieses Mal ging es in die bayrischen Berge. „Gespräche suchte ich nicht mehr. Stattdessen nahm ich alles wahr, worauf ich Lust hatte: Sport, Wandern, Wellness, Sauna, Massagen und viel schlafen. Es war wie im Urlaub. Und das brauchte ich ganz offensichtlich“, berichtet Corinna W. und ergänzt: „Bereits nach der ersten Woche fühlte ich mich wieder agil, konnte wieder frei durchatmen, war voller Tatendrang.“ Zurück in Niedersachsen fiel der Einstieg in den normalen Alltag leicht. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Ziel erreicht.