Die Therapie meistern Warum Trinken jetzt wichtig ist

Autor: Perspektive LEBEN

Gerade Krebspatienten sollten während der Behandlung ihrem Körper genügend Flüssigkeit zuführen. Mit Früchten oder Kräutern aromatisiert schmeckt frisches kaltes Wasser noch besser! © iStock/los_angela

Unser Körper scheidet täglich etwa zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit aus – hauptsächlich durch Schweiß, Urin, Stuhl und Atemluft. In besonderen Situationen wie beispielsweise bei sportlichen Aktivitäten, an heißen Tagen oder auch bei Krebserkrankungen ist es deutlich mehr.

Unser Organismus braucht Wasser, um seinen Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten: Es stellt die Zellfunktionen sicher und transportiert – als wesentlicher Bestandteil des Blutes – Nährstoffe, Hormone und Sauerstoff im Körper. „Gesunde Menschen sollten daher mindestens eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit über kalorienfreie beziehungsweise -arme Getränke pro Tag zu sich nehmen, damit dies alles gut gelingt“, stellt Dr. Silke Mittmann, Oecotrophologin bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft, fest.

Wie man als gesunder Mensch richtig trinkt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Denn jeder ist anders. Und der Flüssigkeitsbedarf kann sich täglich ändern, je nach Aktivität. Die meisten Empfehlungen sind daher Durchschnittswerte.

Für Krebspatienten gibt es erst recht keine genauen Empfehlungen. Hier muss zusätzlich die individuelle Krankheitssituation mit berücksichtigt werden. „Patienten sollten regelmäßig ihren Flüssigkeitsbedarf mit dem behandelnden Arzt absprechen“, empfiehlt Dr. Mittmann. „Zu beachten ist, dass die empfohlene Trinkmenge möglichst gleichmäßig über den Tag verteilt wird.“ Würde man beispielsweise 80 Prozent der empfohlenen Tagesmenge am Abend trinken, führte das tagsüber zu einer Unterversorgung.

Trinken während der Behandlungsphase

Bei einer Chemotherapie bekommen die Patienten Medikamente, sogenannte Zytostatika, verabreicht. Das geschieht in der Regel mittels einer Infusion, die dem Körper gleichzeitig viel Flüssigkeit liefert. Zusätzlich sollten Betroffene in den ersten Tagen nach der Chemotherapie mehr trinken, so lange, bis die Medikamente wieder ausgeschieden sind.

Kommt es während der Chemotherapie zu Nebenwirkungen – wie Übelkeit oder Erbrechen –, müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden. Denn Betroffene verlieren viel Flüssigkeit und damit auch Elektrolyte. Diese müssen dem Körper rasch wieder zugeführt werden. „Das ist in vielen Fällen nicht so einfach, weil es bei Übelkeit schwerfällt, ausreichend zu trinken“, weiß Dr. Mittmann.

Kalte Getränke werden oftmals besser vertragen. Zudem sollten Getränke, die den Magen reizen, wie etwa Fruchtsäfte, vermieden werden. Beruhigend hingegen wirken Kamillen-, Fenchel-, Salbei- oder Pfefferminztee.

Bekommen Patienten die Nebenwirkungen nicht in den Griff, können Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen helfen. „Ist aufgrund der geplanten Behandlung relativ sicher mit Übelkeit zu rechnen, verordnen Ärzte entsprechende Medikamente auch vorbeugend“, sagt Dr. Mittmann.

Das Gleiche gilt grundsätzlich auch für Durchfall: Der Flüssigkeitshaushalt muss schnell wieder ausgeglichen werden. Halten die Symptome länger an, sollten Betroffene ihren behandelnden Arzt um Rat fragen. Auch gegen Durchfall gibt es wirksame Mittel.

Manche Medikamente können das Durstgefühl verändern

Durst weist auf einen Flüssigkeitsmangel hin. Je älter man allerdings ist, desto mehr lässt das Durstgefühl nach. Das kann zum Problem werden: Denn wer langfristig zu wenig trinkt, muss mit Folgen für seine Gesundheit rechnen. Kommt die Dia­gnose Krebs hinzu, müssen Betroffene besonders auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten, zumal gerade ältere Menschen an Krebs erkranken.

Wenn das Durstgefühl fehlt – 10 Warnzeichen für Flüssigkeitsmangel

  • Nieren konzentrieren den Harn stärker. Man scheidet weniger Flüssigkeit aus und der Urin ist dunkelgelb.
  • Man hat Probleme, sich zu konzentrieren.
  • Trotz ausreichendem Schlaf ist man dauerhaft müde.
  • Man leidet unter Stimmungsschwankungen.
  • Seltener Toilettengang
  • Ungewohnte Kopfschmerzen
  • Trockene Schleimhäute
  • Trotz großer Hitze oder starker körperlicher Anstrengung schwitzt man nicht.
  • Der Stuhl ist ungewohnt hart.
  • Beim Anheben der Haut auf Unterarm oder Handrücken bleibt eine Falte stehen.

Ferner verändern manche Medikamente die Wahrnehmung, etwa bestimmte Schmerzmittel. „Hier hilft es den Patienten am besten, nach Plan zu trinken. Betroffene müssen sich regelmäßig ans Trinken erinnern – oder sollten daran erinnert werden. So können sie zum Beispiel Getränke in ihrer Umgebung gut sichtbar positionieren. Zudem sollten sie Trinkprotokolle führen, damit sie nicht den Überblick verlieren und ihre Tagesdosis möglichst gleichmäßig verteilen“, rät Dr. Mittmann.

Funktionieren diese Maßnahmen nicht, können auch ein Wecker oder eine Erinnerung auf dem Smartphone helfen, an die regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme zu denken.

Manche Medikamente steigern aber auch das Durstgefühl. Das heißt jedoch nicht unbedingt, dass der Körper auch mehr Flüssigkeit benötigt. So führen zum Beispiel einige Arzneimittel auch zu Mundtrockenheit. Hier helfen Mundspülungen, vermehrtes Trinken ist also nicht notwendig. Betroffene sollten über diese Symptome aber stets mit ihrem behandelnden Arzt sprechen.


Dr. Silke Mittmann, Oecotrophologin bei der Niedersächsischen Krebsgesellschaft in Hannover © Privat