Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen wirksam mit Medikamenten bekämpfen

Autor: MPL-Redaktion

Welches Medikament gegen die Übelkeit zum Einsatz kommt, ist eine individuelle Entscheidung. © iStock/PeopleImages

Chemotherapien und Bestrahlungen gegen den Krebs können Übelkeit und Erbrechen auslösen. Diese natürliche Reaktion auf die Behandlung kann jedoch unterdrückt werden.

Übelkeit und Erbrechen sind jedem unangenehm. Schon der Gedanke daran löst bei vielen Menschen Unwohlsein aus. Dabei handelt es sich um einen sehr wichtigen Schutzmechanismus unseres Körpers. Er schützt uns vor Giften, verdorbenen Lebensmitteln und anderen schädlichen Einflüssen. Dieser Schutzmechanismus läuft reflexartig ab. Daher kann er kaum willentlich beeinflusst werden. Er wird im sogenannten Brechzentrum des Gehirns gesteuert und betrifft fast den ganzen Körper.

Übelkeit kündigt sich deutlich an

Die äußeren Anzeichen sind Schweißausbrüche, blasse oder fahle Gesichtsfarbe. Das Herz schlägt sehr schnell. Wenn wir erbrechen, erschlafft der Magen und der Dünndarm zieht sich zusammen. Damit sollen soviele giftige Substanzen wie möglich aus dem Darm in den Magen gelangen.

Zusätzlich werden die Muskeln von Bauch und Atemapparat rhythmisch angespannt und entspannt. Dieses wiederholte Aufstoßen befördert dann den Darm- und Mageninhalt nach draußen. Dabei kann der Mageninhalt nicht in die Luftröhre, Rachen- und Nasenraum gelangen, da diese während des Erbrechens verschlossen werden.

Der Körper will sich erst einmal gegen die Medikamente wehren

Dem Erbrechen geht meist ein Gefühl der Übelkeit voraus. In harmlosen Fällen sagen wir: Ich habe ein flaues Gefühl im Magen. „Das hängt damit zusammen, dass wir im Magen und Darm Antennen haben, die Giftstoffe erkennen und an das Brechzentrum weitergeben können“, sagt Prof. Dr. Nadezda Basara, Chefärztin der Hämatologie und Onkologie, Malteser Krankenhaus in Flensburg.

Aber auch im Blut können Giftstoffe erkannt und Übelkeit oder ein Brechreiz ausgelöst werden. „Die Medikamente einer klassischen Chemotherapie sind Zellgifte. Werden sie vom Organismus als solche erkannt, wird automatisch das Brechzentrum aktiviert. Die Folge: Es entsteht Übelkeit oder der Brechreiz wird ausgelöst.“

1. Die Reize unterbinden

Gegen Übelkeit und Erbrechen stehen heute eine ganze Reihe sehr potenter Mittel bereit, die einzeln oder in einer Kombination gegeben werden. Die einen, sehr wirksamen Medikamente, vermindern oder unterbinden die Reizleitung zum Brechzentrum. Das Prinzip dieser Medikamente ist einfach. Wird ein Reiz weitergeleitet, gibt es immer einen Sender und einen Empfänger für Botenstoffe. Mediziner sprechen beim Empfänger auch von Rezeptoren. Docken an diese Rezeptoren bestimmte Botenstoffe an, werden die Reize – in diesem Beispiel zum Brechzentrum – weitergeleitet.

Die Medikamente gegen das Erbrechen besetzen viele dieser Andockstellen. So können die Botenstoffe nicht mehr andocken und also auch keine Reize auslösen beziehungsweise weiterleiten. Die anderen, milderen Medikamente wirken direkt im Brechzentrum, indem sie dort die Reizleitung an bestimmten Stellen unterbinden.

2. Ehrlich und genau sein

Welches oder welche Medikamente gegen die Übelkeit zum Einsatz kommen, ist eine ganz und gar auf den Patienten zugeschnittene Entscheidung. Dabei spielt ein wichtige Rolle, welche Medikamente in welcher Dosierung zur Chemotherapie eingesetzt werden.

Zudem fließt die Situation des Patienten in die Entscheidung ein. Da Übelkeit und Erbrechen Reflexe sind, können sie nicht mit Willenskraft unterbunden oder eingeschränkt werden. „Daher ist meine Empfehlung ganz klar: Sagen Sie dem Arzt genau, ob und wie sie empfindlich sind“, so Prof. Basara. „Heldentum, besonders der Männer, ist hier völlig fehl am Platz.“ Die Erfahrung zeigt, dass Frauen eher zur Übelkeit und Erbrechen als Männer neigen. Jüngere Menschen sind häufiger als ältere davon betroffen. Geringer Alkoholkonsum und die Neigung zu Reisekrankheit sind Hinweise auf eventuelle Übelkeit bei einer Chemotherapie.

„Heute haben wir Übelkeit und Erbrechen meist gut im Griff“, unterstreicht Prof. Basara. „Ganz wichtig ist, sich genau an die Verordnung des Arztes zu halten und sich rasch zu melden, wenn Beschwerden auftreten.“ Auf zusätzliche Medikamente, auch pflanzliche, sollte unbedingt verzichtet werden. Die Wechselwirkungen mit der Chemotherapie sind oft völlig unbekannt. Und die Präparate können die Wirkung der Medikamente gegen die Übelkeit und das Erbrechen ­negativ beeinflussen.

3. Aktiv bleiben und ausgewogen ernähren

Der Übelkeit kann auch mit einer leichten Ernährung entgegengewirkt werden. „Besonders ist hier die sogenannte mediterrane Ernährung zu empfehlen“, rät Prof. Basara. Dabei gilt, lieber kleine Portionen mehrmals am Tag als wenige opulente Mahlzeiten. „Am besten sind Lieblingsgerichte in dieser Zeit.“ Aufregung und Stress sollten während der Chemotherapie vermieden werden.

Dazu gehört auch, dass Kinder in dieser Zeit von jemand anderem versorgt werden sollten. Ein bekanntes Umfeld und Gewohnheiten sind die besten Voraussetzungen, gut durch diese Zeit zu kommen. Und noch ein Rat hilft: „Bewegen Sie sich, so oft sie mögen“, sagt Prof. Basara. „Spaziergänge, Fahrradfahren, Yoga und Schwimmen wirken gegen Übelkeit oft sehr gut.“


Prof. Dr. Nadezda Basara, Chefärztin der Hämatologie und Onkologie, Malteser Krankenhaus in Flensburg © Privat