Falschinformationen Scharlatane und Unwesen im Internet

Autor: Heiko Schwöbel

Das Internet hat die Zahl der zugänglichen Informationen explodieren lassen – leider aber auch den Anteil derjenigen Beiträge, die aus purer Einbildung oder Profitgier geschrieben wurden. © sdecoret, guukaa – stock.adobe.com

Man könnte meinen, alle Bekannten und Verwandten sind Spezialisten: Botaniker, Schiedsrichter, Wissenschaftler und Ärzte. Sie glauben, über alles Bescheid zu wissen, weil sie „Etwas“ bei Facebook gelesen haben. Mit ein paar Mausklicks haben wir Zugang zu scheinbar allen Informationen und zu selbsternannten Spezialisten, die ihre Hilfe anbieten. Ein Paradies für Betrüger, Blender und „Heiler“, um Kasse zu machen und Patienten zu schaden.

Du hast Krebs? „Trinke ausschließlich mit Sauerstoff angereichertes Wasser – die 1-Liter-Flasche heute für nur 15 Euro.“, „Kaufe das xy-Behandlungsgerät, für nur 1250 Euro, und halte es täglich drei Minuten auf die von Krebs befallenen Körperteile.“, „Lass Dir mit Vitamin C den Krebs wegspritzen. Deine Krankenkasse übernimmt die Kosten (noch) nicht – die Zulassung ist beantragt“.

Google, Facebook & Co.

Wer Internet hat, wird es nutzen. Eine natürliche und nur allzu verständliche Reaktion. Die meisten Informationen sind mit sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp verknüpft. Der Kontakt mit vorgeblichen „Experten“ ist so in Rekordzeit hergestellt und es werden oft falsche Informationen untergejubelt.

Warum glauben so viele Menschen, was sie in Facebook oder Instagram – meist von Laien – zu lesen bekommen? Es ist die Angst vor der Wahrheit! Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapien sind schwerwiegende Eingriffe. Wie viel angenehmer erscheint es, an Möglichkeiten zu glauben, die „einfach“, „sanft“, „natürlich“ und „verträglich“ sind. Betrüger nutzen diese Angst und Patienten vertrödeln wichtige Zeit, in der sie eine wirksame Behandlung erhalten könnten.

Sinn und Unsinn?

Wer sich im Internet über „Krebs“ informieren will, wird zwangsläufig auf pseudowissenschaftliche Inhalte oder blanken Unsinn stoßen:

  • Konflikte als Krebsauslöser
  • Krebsheilung durch Tiefenwärme
  • Hilft eine Chemotherapie wirklich gegen Krebs?
  • Tierisches Eiweiß verursacht Krebs
  • Naturheilmittel gegen Krebs

Doch nicht alle Informationen sind so augenscheinlich als Unsinn zu entlarven. Daher ist es ratsam, einen Blick ins Impressum und auf die Partner zu werfen – am besten, bevor man anderes liest. Seriöse Seiten haben ebensolche Partner und Sponsoren oder Auszeichnungen und Zertifikate öffentlicher Stellen, wie Ministerien und Anstalten des öffentlichen Rechts und anerkannter Einrichtungen, wie der Deutschen Krebsstiftung, des Deutschen Krebsforschungszentrums oder namhafter Hersteller von Krebsmedikamenten und Medizintechnik.

Größte Vorsicht ist immer dann geboten, wenn Beiträge mit „Werbung“ oder „Anzeige“ gekennzeichnet werden oder mit Hinweisen wie „Bezahlte Partnerschaft mit…“, „sponsored by“ und „#ad“ versehen sind.

Hinweise auf Online-Scharlatanerie – Vorsicht bei solchen Formulierungen im Impressum!

  • „Diese Webseite vertritt die Meinung von „abc“ und dient der Aufklärung zu „xyz“.
  • „Diese Webseite sollte zum Zwecke der Informationsgewinnung genutzt und nicht zur Selbstdiagnose verwendet werden. Von einer Selbstbehandlung wird ausdrücklich abgeraten. Bei Beschwerden oder Krankheit raten wir dazu, einen Arzt zu konsultieren. Für eine Selbstbehandlung, bzw. Selbstmedikation, übernimmt der Verein keine Haftung.“
  • „Für die Durchführung von Maßnahmen auf Grund von Empfehlungen seitens des Vereins, Angehörigen des Vereins, Helfern des Vereins oder Dritten, wird keine Haftung übernommen.“
  • „Die auf dieser Webseite dargestellten Heilfälle sind Einzelfälle und eine Heilung durch eine Behandlung darf nicht erwartet werden.“
  • „Diese Webseite wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Wissenschaftliche Fehler, Übersetzungsfehler oder falsch inter­pretierte Studien sind nicht auszuschließen.“
  • „Als Idealverein ist der Verein nicht wirtschaftlich tätig und verfolgt ausschließlich ideelle Zwecke, die wissenschaftliche Arbeit und Aufklärung zum Thema „xyz“ umfasst.“

Dubiose Webseiten sind zudem sehr gefällig, ansprechend, interessant und interaktiv gestaltet. Sie enthalten Videokurse, Erfahrungsberichte und kostenlose Tests. Sie sprechen damit ein sehr großes Publikum an. Internetauftritte mit seriösen und anerkannten Quellen wie „dkfz.de“ „krebsgesellschaft.de“ und „krebshilfe.de“ sind dagegen eher sachlich und mit viel Information in Textform gestaltet.

Lügen haben kurze Beine

Als Betroffene, Angehörige, Freunde, Fachleute und Mitbürger können wir durch persönliche Gespräche, Beistand und ruhige, sachliche Aufklärung dazu beitragen, Scharlatane und ihre Mythen zu enttarnen. Wichtig ist der Erfahrungsaustausch mit Beauftragten anerkannter Selbsthilfegruppen und Patientenvertretern. Sie kennen die Krankheit, die Behandlung und das Leben mit der Krankheit aus eigener Erfahrung und helfen im Kampf gegen die Scharlatane.