Ernährung Gönnen Sie sich ein paar Pfunde!

Autor: MPL-Redaktion

Gönnen Sie sich und Ihrem Körper gerade jetzt das, worauf Sie Lust haben – das kann auch Kuchen oder Torte sein. © iStock/emrah_oztas

Bereits vor ihrer Krebsdiagnose verlieren manche Betroffene an Gewicht. Schuld für die verlorenen Pfunde ist häufig die Tumorerkrankung. Während der Therapie gilt es, nicht noch mehr Gewicht zu verlieren. Denn eine Behandlung kann zusätzlich schwächen. Wie die richtige Ernährung während und nach der Therapie aussehen sollte, erklärt unser Experte.

Die meisten Tumorpatienten verlieren Gewicht. „Das ist erst einmal kein Problem. Sie müssen jedoch aufpassen, dass sie nicht in eine Mangelernährung geraten. Das heißt, dass sie zu wenige Mikronährstoffe aufnehmen – wie zum Beispiel Spurenelemente oder Vitamine und speziell zu wenig Kalorien und Eiweiß“, stellt Professor Dr. Hartmut Bertz, Leiter der Sektion Ernährungsmedizin und Diätik, Klinik für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Freiburg, fest.

Eine Mangelernährung führt zu einer verminderten Abwehr. Patienten erleiden schneller Infekte, die Wundheilung dauert länger. Zudem gibt es Hinweise, dass der Tumor schlechter auf die Therapie anspricht. Die Vorbeugung gegen eine Mangelernährung steht daher für jeden Onkologen ganz oben auf seiner Agenda.

Gutes Essen stärkt Leib und Seele

Patienten müssen also auf ihre Ernährung achten, ganz besonders unter der Therapie. Denn diese kann Nebenwirkungen verursachen, wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Betroffene essen dementsprechend weniger und können somit unterversorgt sein. Ein guter Indikator für eine Mangelernährung ist das Körpergewicht.

Unabhängig von einer bewussten Ernährung sollten Patienten unbedingt Nebenwirkungen vermeiden, die direkt oder indirekt zu einer Gewichtsabnahme führen können. Prof. Bertz empfiehlt hierbei den Einsatz von Anti-Brechmitteln: „Solche Medikamente können bis zu 90 Prozent der Übelkeit und des Erbrechens unter einer Chemo- und Strahlentherapie reduzieren. Betroffene sollten bei Bedarf unbedingt entsprechende Mittel bei ihren Therapeuten einfordern.“

Alles ist erlaubt – Hauptsache Kalorien

Patienten, die dennoch mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben, sollten grundsätzlich zu kleineren Portionen greifen. „Sie können versuchen, im Stundenrhythmus Kleinigkeiten zu essen, um so auf die nötigen Kalorien zu kommen“, empfiehlt Prof. Bertz. „Sie sollten immer essen, nicht nur wenn sie Hunger verspüren. Auch nachts. So können sie eine Gewichtsabnahme vermeiden.“

Die gute Nachricht dabei lautet: Betroffene können grundsätzlich essen was sie wollen. Unter der Therapie ist alles erlaubt. „Es geht in dieser Phase um die Aufnahme von Kalorien und Eiweiß. Wenn dann halt gerade nur die Tafel Schokolade, der Kuchen oder das Weißbrot schmeckt, dann ist das völlig in Ordnung“, betont Prof. Bertz. „Wenn Patienten Schluckbeschwerden haben, dann gibt es mittlerweile geeignete Drinks, die den Körper ausreichend mit Kalorien versorgen.“

Die richtige Ernährung ergänzt durch die richtige Bewegung

Das wichtigste für die Patienten ist die Eiweißaufnahme. Denn wenn sie Gewicht verlieren, betrifft das in erster Linie Muskelmasse. Diese muss durch Proteinzufuhr wieder aufgebaut werden. „Das passiert allerdings nicht automatisch. Hier ist parallel ausreichende Bewegung beziehungsweise körperliche Aktivität notwendig. Nur so wird das Eiweiß zum Muskel aufgebaut“, erklärt Prof. Bertz.

Bei Fieber oder Durchfall empfiehlt der Experte mehr zu trinken. Die Faustformel für Gesunde lautet 30 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Diese sollte jedoch nicht zu deutlich überschritten werden, da Flüssigkeit im Magen den Appetit bremst.

Nach der Therapie – bewusst ernähren

Ist die Therapie beendet, ändern sich die Ernährungsziele. Fortan gilt es, das Idealgewicht zu erreichen und möglichst dauerhaft zu halten. Nun rücken auch übergewichtige Patienten in den Fokus, die während der Therapie aus den genannten Gründen weniger auf ihre Ernährung achten mussten.

„Jetzt geht es auch um Prävention. Ein Idealgewicht, verbunden mit einer ausgewogenen Ernährung beziehungsweise einer gesunden Lebensweise, sind die beste Vorbeugung gegen ein Wiederauftreten der Krankheit“, sagt Prof. Bertz. Die Mediziner sprechen hierbei auch von einer Tertiärprävention. So ist beispielsweise Übergewicht ein großer Risikofaktor für Brustkrebs: Das Hormon Östrogen lagert sich im Fett ab. Dadurch entstehen im Fettgewebe Reservoire. Und solche Hormone können die Brustdrüsenzellen zum Wachstum anregen.

Vollwertige Ernährung – Sieben Regeln:

  1. Essen Sie reichlich Getreideprodukte wie Brot, Getreideflocken, Nudeln, Reis, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln.
  2. Essen Sie jeden Tag Gemüse und Obst.
  3. Genießen Sie Milch und Milchprodukte täglich, Fisch ein- bis zweimal in der Woche.
  4. Fleisch, Wurstwaren sowie Eier hingegen nur in Maßen.
  5. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette.
  6. Nehmen Sie Zucker und Salz nur in Maßen zu sich.
  7. Nehmen Sie reichlich Flüssigkeit zu sich: Trinken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevorzugen Sie Wasser und energiearme Getränke wie ungesüßten Tee.

Viel Obst und Gemüse essen!

Das Beispiel Brustkrebs verdeutlicht den Stellenwert für eine gesunde Ernährung. „Viel Obst, viel Gemüse, pflanzliches Eiweiß, nicht mehr als 500 Gramm Fleisch pro Woche, Getreideprodukte und Kartoffeln. Wer das beherzigt, ist auf dem richtigen Weg“, beschreibt Prof. Bertz die grobe Richtlinie. „Und insgesamt sollten Betroffene stets auf die Kalorien achten.“

Ab jetzt keine Schwarzwälder Kirschtorte mehr

Patienten, die mit Untergewicht aus der Therapie kommen, sollten nun die Ratschläge für eine Gewichtszunahme während der Therapie schleunigst vergessen. Auch sie sollten über eine ausgewogene Ernährung – genauso wie Übergewichtige – ihr Idealgewicht erreichen.

„Das gelingt sehr gut mit der sogenannten mediterranen Küche, also neben dem bereits genannten Obst und Gemüse auch Fisch, Pasta und begrenzt Fleisch“, lautet der Tipp von Prof. Bertz. „Die Speisen werden bei diesen Rezepten mit guten Ölen wie etwa mit Olivenöl zubereitet.“ Wichtig ist zudem, dass sich das Gewicht über die Zunahme der Muskelmasse aufbaut. Dabei hilft auch die entsprechende Bewegung. Denn nur auf diesem Wege gelangen die Patienten letztlich wieder zu Kräften.


Prof. Dr. Hartmut Bertz, Oberarzt an der Klinik für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Freiburg © privat
Öfter mal eine große Portion Spaghetti – Hauptsache Kalorien! © fotolia/exclusive-design