Melanom Schwarzer Hautkrebs: Große Erfolge mit neuen Medikamenten

Autor: ­Dietmar Kupisch

Ins Ziel getroffen: Die beste Vorsorge ist die Untersuchung beim Hautarzt. Er kann schon Frühstadien sicher entdecken. © iStock/zoranm, stock_colors

Etwa 22 000 Menschen erkranken jährlich an schwarzem Hautkrebs, von Ärzten als malignes Melanom bezeichnet. Noch vor einigen Jahren als schwer heilbare Krebserkrankung gefürchtet, hat die medizinische Forschung ihm viel Schrecken genommen. In ­Perspektive LEBEN erfahren Sie den aktuellen Stand der Therapiemöglichkeiten.

Wieder einmal tut sich etwas! Seit über sieben Jahren geht es nun schon in der Forschung zu Melanomtherapien mit großen Schritten voran. Die Heilungsraten sind ermutigend: Rund 90 Prozent aller Patienten werden mittlerweile geheilt. „Beinahe im Jahrestakt kommen neue, vielversprechende Therapien hinzu. Die Behandlung des Melanoms wird immer erfolgreicher“, berichtet der weltweit anerkannte Hautkrebsexperte Professor Dr. Axel Hauschild. Er hält eine Professur am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und ist zudem Leiter der Arbeitsgruppe Dermatologische Onkologie an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitäts-Hautklinik Kiel.

An erster Stelle steht die Operation

In einem ersten Therapieschritt wird das Melanom stets operativ entfernt und nachfolgend histologisch untersucht. Dabei lässt der Chirurg einen Sicherheitsabstand um das krankhafte Gewebe. So stellt er sicher, dass kein bösartiges Gewebe im Körper verbleibt. Als Faustregel gilt: Je tiefer der Tumor eingedrungen ist, desto größer der Sicherheitsabstand, allerdings maximal zwei Zentimeter. „Bei Melanomen, die tiefer als einen Millimeter in die Hautschicht eingedrungen sind, wird der Schildwächterlymphknoten entnommen. Ist dieser befallen, wird vorbeugend die gesamte Lymphknotenstation entfernt“, erklärt Prof. Hauschild.

Bei mehr als zwei Millimeter Eindringtiefe wird meist zusätzlich eine vorbeugende Interferontherapie durchgeführt. Diese aktiviert körpereigene Abwehrzellen, die dann gegen die Tumorzellen vorgehen sollen. Eine solche zusätzliche Behandlung nach operativer Entfernung eines Tumors bezeichnet man als adjuvante Therapie.

Neue adjuvante Therapien in Sicht

In Deutschland wird seit 1998 bei Melanomen im Tumorstadium III eine Immuntherapie mit Interferon empfohlen, die zusätzlich zur Operation durchgeführt wird. Interferon regt das körpereigene Abwehrsystem dazu an, eventuell verbliebene, nicht sichtbare Tumorzellen zu bekämpfen.

„Nach drei Jahrzehnten gibt es nun sensationelle Neuigkeiten: In den letzten fünf Monaten wurden in Europa zwei sogenannte PD1-Antikörper zugelassen. Es handelt sich dabei um Medikamente aus dem Bereich der Immuntherapie“, erläutert Prof. Hauschild die Entwicklungen und ergänzt: „Hinzu kommt eine hochwirksame Kombinationstherapie, die im Rahmen einer zielgerichteten Therapie bei BRAF-Mutationen im Tumor zum Einsatz kommt.“ Diese kann laut Experte bei ca. 40 Prozent aller Melanompatienten im Stadium III angewandt werden. Im Vergleich zum Interferon ist das Besondere an all diesen neuen Medikamenten, dass sie das rezidivfreie Überleben deutlich verlängern – die Gefahr einer Metastasierung wird um ca. 50 Prozent gesenkt.

Somit sind laut Experte alle drei Medikamentengruppen dafür geeignet, die bisherige Interferontherapie zu ersetzen. Im Bereich der adjuvanten Melanomtherapie stelle dies einen echten Einschnitt in der Behandlung dar, der zu Leitlinienänderungen in der Behandlung führen wird, prophezeit Prof. Hauschild.

Neue Therapien für das Stadium IV mit Fernmetastasierung

Für Patienten im Stadium IV, bei denen bereits innere Organe von Metastasen befallen sind, verschlechtert sich die Prognose deutlich. Bisher konnten meistens nur noch lebensverlängernde Maßnahmen mit unsicherem Erfolg ergriffen werden. Doch auch hier gibt es Neuigkeiten: Sowohl im Bereich der zielgerichteten Therapien als auch der Immuntherapien wurden neue Medikamente getestet, deren Wirkung deutlich lebensverlängernd, wenn nicht sogar kurativ ist.

Im Bereich der zielgerichteten Therapien zeigte eine Zulassungsstudie, dass eine neue Kombination zweier Medikamente das Überleben der Patienten deutlich verlängert. „Die durchschnittliche Überlebensrate der neuen Kombinationstherapie von über 33 Monaten ist auf jeden Fall das Längste, über das bis dato bei diesen Kombinationstherapien berichtet wurde“, betont Prof. Hauschild. „Unglaublich, dass wir nunmehr auch bei den zielgerichteten Therapien von einer medianen Überlebenszeit von fast drei Jahren ausgehen können. Vor acht Jahren war es schlichtweg unvorstellbar, derartige Ergebnisse zu zeigen.“

Bei den Immuntherapien zeigen Zulassungsstudien zu PD1-Antikörpern und Immuntherapiekombinationen beeindruckende Ergebnisse. „Die Studien zeigen übereinstimmend, dass bei noch nicht vorbehandelten Patienten mit Stadium IV eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von 41 Prozent erzielt werden kann“, berichtet der Experte und führt aus: „Besonders erfreulich ist, dass nach Absetzen einer erfolgreichen Therapie die Remissionen bei den allermeisten Patienten weiterhin anhalten. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass wir bei Patienten mit kompletten Remissionen die Therapie zukünftig spätestens nach zwei Jahren beenden können.“

Hoffnung auf Langzeitüberleben

Noch vielversprechender erscheint eine Kombinationstherapie aus einem CTLA-4-Antikörper und einem PD1-Antikörper zu sein: „Die Drei-Jahres-Überlebensrate betrug 63 Prozent. Dabei handelt es sich um die höchste bis dato publizierte Rate für Melanomtherapien überhaupt“, so Prof. Hauschild. Denn noch vor sieben Jahren, in der Ära der Chemotherapie, überlebten nur 5 bis 10 Prozent der Patienten die nächsten fünf Jahre.

Auch wenn bei dieser neuen Immuntherapie noch keine Fünf-Jahres-Überlebensrate erhoben werden konnte, können Patienten mit fernmetastasierten Melanomen heutzutage lange Überlebenszeiten erreichen. So resümiert Prof. Hauschild: „Das ist ein Therapiedurchbruch! Die Chemotherapie wurde durch die zielgerichteten und Immuntherapien ersetzt. Patienten, selbst mit höheren Tumorstadien, haben große Chancen auf ein Langzeitüberleben.“


Prof. Dr. Axel Hauschild, Arbeitsgruppenleiter Dermatologische Onkologie, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitäts-Hautklinik Kiel; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel © Privat