Blasenkrebs Ruhe und Geduld sind jetzt wichtig

Autor: MPL-Redaktion

Wird der Blasenkrebs früh erkannt, sind die Chancen auf Heilung sehr gut. © Peter Atkins – stock.adobe.com

In Deutschland wird jährlich bei etwa 20.000 Menschen ein Tumor der Blase entdeckt. Männer erkranken häufiger als Frauen. Das hängt mit den Risikofaktoren für diese Erkrankung zusammen. Hierzu zählt vor allem das Rauchen. Bestimmte chemische Substanzen fördern zudem seine Entstehung. So erkranken Menschen, die viel mit Farben zu tun haben, wie Lackierer, häufiger. Daher gilt der Blasenkrebs auch als Berufskrankheit.

Perspektive Leben sprach mit dem Chefarzt der Klinik für Urologie und Uroonkologie am Städtischen Klinikum in Braunschweig, Professor Dr. Peter Hammerer. Er erklärt, welche Therapiemöglichkeiten es nach der Diagnose Blasenkrebs gibt.

Das klassische Symptom für einen Blasentumor ist die schmerzlose Hämaturie, also die Blutbeimengung im Urin. „Das Problem ist die Schmerzlosigkeit und dass die Symptome anfangs meist wieder von alleine verschwinden“, sagt Prof. Hammerer. „Sobald Blut im Urin auftaucht, sollte das jedoch unbedingt zeitnah abgeklärt werden.“

Die Behandlung: je nach Stadium sehr unterschiedlich

Entscheidend für die Blasenkrebstherapie ist nämlich, dass er früh entdeckt wird. Die Urologen unterscheiden unterschiedliche Stufen der Ausbreitung. „Der oberflächliche Blasentumor ist auf die Schleimhaut beziehungsweise die obersten Schichten der Harnblase begrenzt. Dieser lässt sich gut durch eine Ausschabung entfernen“, erläutert Prof. Hammerer.

Wächst der Tumor in die Blasenmuskelschichten ein, wird die Behandlung problematisch. In Abhängigkeit von der Lage des Tumors und seiner Ausdehnung kommen nun verschiedene Therapieverfahren zur Anwendung. Das Standardverfahren ist die sogenannte Zystektomie, die Entfernung der Harnblase. Beim Mann wird hier von der Zystoprostatektomie gesprochen, weil die Prostata mit entnommen wird.

Die Behandlung: in zertifizierten Zentren

Eine Blasenkrebsbehandlung sollte natürlich von Spezialisten durchgeführt werden. Die finden sich deutschlandweit in zertifizierten Zentren. Patienten profitieren dort von einer interdisziplinären Behandlung. Sämtliche Experten, die an einer Blasenkrebstherapie beteiligt sind, arbeiten dort eng zusammen. Das führt zu optimalen Ergebnissen. Beim Krebsinformationsdienst unter www.krebsinformationsdienst.de gibt es hierzu Adressen und weitere Informationen, wie die „Blauen Hefte“, die kostenlos angefordert werden können.

Das Ziel: Erhaltung der Harnblase

„Wir möchten natürlich möglichst die Harnblase erhalten. Das ist unser Ziel“, betont Prof. Hammerer. „Und das ist teilweise auch bei Tumoren möglich, die in die Blasenmuskelschichten eingewachsen sind.“

Liegt der Tumor beispielsweise am Blasendach, kann nur dieser Bereich isoliert herausgeschnitten werden. Eine Entfernung der Blase ist dann nicht notwendig. Bei isolierten Tumoren, die nicht sehr ausgedehnt sind, besteht zudem die Möglichkeit einer Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung. Der Patient bekommt Medikamente, die den Tumor bekämpfen. Zusätzlich wird noch die Blase von außen bestrahlt.

Der Therapieerfolg: Geduld ist gefragt

Ob die Therapie erfolgreich war, zeigt sich beim Blasenkrebs erst nach längerer Zeit. Denn Harnblasentumoren neigen dazu wiederzukommen. Aus diesem Grunde empfehlen die Experten, alle drei Monate eine Kontroll-Zystoskopie durchführen zu lassen. Bei einer solchen Blasenspiegelung untersucht der Arzt mit einem speziellen Endoskop, dem Zystoskop, die Harnblase.

„Zum anderen verabreichen wir dem Patienten zusätzlich direkt nach der Ausschabung eine Chemotherapie als Blasenspülbehandlung. Existiert zudem ein erhöhtes Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors, geben wir dem Patienten sechs Wochen nach der Operation ebenfalls eine Chemotherapie-Spülung“, erläutert Prof. Hammerer.

Die Prognose: sehr gut bei wenig fortgeschrittenen Tumoren

Bei wenig fortgeschrittenen Tumoren, die im Rahmen einer Ausschabung behandelt werden können, ist die Prognose für die Betroffenen sehr gut.

„Heutzutage überleben Betroffene eine solche Behandlung in der Regel zu 100 Prozent“, lautet in diesen Fällen die überaus gute Nachricht von Prof. Hammerer. Bei fortgeschrittenen Tumoren ist die Prognose – wie bei den meisten Krebserkrankungen – zurzeit noch nicht so gut. „Allerdings erleben wir gerade eine positive Entwicklung mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren. Das sind Medikamente, die auf das Immunsystem wirken. Die ersten Studien sehen extrem Erfolg versprechend aus.“


Prof. Dr. Peter Hammerer, Chefarzt der Klinik für Urologie und Uroonkologie am Städtischen Klinikum in Braunschweig © privat