Therapie nach Schweregraden Magenkrebs – wie ihn die moderne Medizin bekämpft

Autor: MPL-Redaktion

Wichtig für die weitere Behandlung ist die genaue Bestimmung des Tumorstatus. © iStock/Pablo_K, ericsphotography

Etwa 6.400 Frauen und 9.200 Männer erkranken jährlich an Magenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Frauen bei 75 Jahren und bei Männern bei rund 72 Jahren. Die Therapiemöglichkeiten sind vielfältig, die Heilungschancen verbessern sich.

Teilen sich Magenzellen unkontrolliert, entsteht Magenkrebs. Je nachdem, von welchem Zelltyp der Tumor ausgeht, unterscheiden Onkologen verschiedene Arten von Magenkrebs. Meistens entarten Drüsenzellen der Magenschleimhaut. Mediziner sprechen dann von einem Adenokarzinom.

Wichtig: Sorgfältige Untersuchungen für eine zielgenaue Strategie

Bevor die Behandlungsstrategie festgelegt werden kann, müssen die Ärzte das Tumorstadium abklären. „Wir teilen dazu den Tumor in Schweregrade ein, und zwar hinsichtlich seiner Ausdehnung, des Lymphknotenbefalls und möglicher Metastasen“, erklärt Prof. Wedemeyer. Entsprechend untersuchen Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, welche Schichten der Magenwand betroffen sind, ob Lymphknoten befallen sind und ob es Absiedlungen in anderen Organen gibt“, erklärt Prof. Wedemeyer. Das geschieht zum einen mithilfe der Endosonographie, einer Ultraschalluntersuchung, bei der der Schallkopf in den Körper eingebracht wird.

So erkennen die Ärzte die Tumoreindringtiefe in die Magenwand oder einen etwaigen Lymphknotenbefall. Zum anderen erstellen sie Röntgenbilder mithilfe einer Computertomographie, um mögliche Absiedlungen vor allem in Leber, Lunge, aber auch anderen Organen zu erkennen. Manchmal kann es sogar erforderlich sein, eine sogenannte Staging-Laparoskopie durchzuführen. Im Rahmen einer kleinen Operation wird dabei die Bauchhöhle von innen betrachtet. Mit dieser Methode stellt man am sichersten Absiedlungen eines Tumors in der Bauchhöhle fest.

Therapie in Abhängigkeit vom Tumorstadium

„Befindet sich der Tumor in einem frühen Stadium, also ohne tiefere Infiltration und Lymphknotenbefall, wird er in erster Linie operiert. In sehr frühen Stadien kann ein Magenkarzinom sogar mit dem Endoskop, also durch den Mund und ohne Operation entfernt werden!“, so Prof. Wedemeyer. Die gute Nachricht lautet: Danach ist die Behandlung bereits beendet.

Hat sich der Tumor bereits weiter ausgedehnt und befindet sich im Stadium 2 bis 3, erfolgt eine sogenannte neoadjuvante Therapie: Vor der Operation erhält der Patient zuerst eine Chemotherapie. Der Tumor ist nämlich bereits tiefer gewachsen, auch können Absiedlungen vorhanden sein – in Lymphknoten oder Organen. „Die Zytostatika machen den Tumor operabler und bekämpfen die Absiedlungen. Erst anschließend erfolgt die Operation des Tumors“, beschreibt Prof. Wedemeyer die Behandlung und fügt hinzu: „Nachfolgend führen wir erneut eine Chemotherapie durch. Dieses Mal soll sie dafür sorgen, dass keine Rezidive – also die Entstehung von Tumoren aus nicht sichtbaren, winzigen Absiedlungen – entstehen.“ Ob die Chemotherapie auch wirkt, überprüft der behandelnde Arzt während der Behandlung mit einer Magenspiegelung.

Die Heilungschancen steigen. Die medizinische Forschung und Entwicklung geht weiter. So haben sich bei den Chemotherapien Verbesserungen ergeben. Bei circa 20 Prozent der Magenkarzinome findet man einen bestimmten Tumormarker vermehrt an der Oberfläche der Tumorzellen. Mit einem Antikörper gegen diesen spezifischen Marker konnte selbst bei einem fortgeschrittenen Magenkarzinom das Überleben verbessert werden.

Nach Beendigung der Therapie heißt es abwarten. Tritt in den folgenden fünf Jahren kein Tumor mehr auf, gilt der Patient als geheilt. Allerdings zeigen sich die meisten Rezidive in den ersten drei Jahren, sodass schon nach diesem Zeitraum eine gute Prognose besteht.


Prof. Dr. Jochen Wedemeyer, Leiter der Klinik für Innere Medizin, Klinikum Robert Koch, Gehrden © Privat