Zervixkarzinom Gebärmutterhalskrebs richtig behandeln

Autor: Jonathan Fasel

„Ungefähr 90 Prozent der Frauen, bei denen der Tumor frühzeitig erkannt wurde, werden geheilt“ © iStock/LightFieldStudios

Aktuell erkranken rund 4500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Die Zahl tödlich verlaufender Erkrankungen geht allerdings seit Jahrzehnten stark zurück. Die Gründe: Frauen gehen regelmäßiger zu Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Zudem können neun- bis vierzehnjährige Mädchen seit vielen Jahren geimpft werden. Des Weiteren hat die Krebsforschung große Fortschritte gemacht, was sich in verbesserten Therapieoptionen äußert.

Wie bei den meisten Krebserkrankungen muss auch beim Gebärmutterhalskrebs anfangs eine genaue Diagnose gestellt werden. Sie dient dazu, das Erkrankungsstadium zu ergründen. „Nur wenn wir wissen, wie weit der Tumor fortgeschritten ist, können wir einen individuellen Therapieplan erstellen“, erläutert Professor Dr. Wolfgang Janni. Er ist Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Ulm. „Eine zentrale Untersuchung ist die Biopsie des Muttermundes. Die so gewonnene Gewebeprobe wird nachfolgend histologisch beurteilt. Auch führen wir eine Kernspintomographie sowie eine Bauchspiegelung durch, um die Ausbreitung des Tumors, das sogenannte Ausbreitungsmuster, zu erkennen.“ Sobald die Ergebnisse vorliegen, entscheiden die Experten gemeinsam mit der Patientin über das weitere Vorgehen. Beim Gebärmutterhalskrebs kommen meist eine Operation oder eine primäre Strahlen- und Chemotherapie infrage.

Operation in frühen Stadien

Wurde bei der Patientin ein Tumor im frühen Stadium diagnostiziert, ist die Operation die Therapie der ersten Wahl. „Wir entfernen entweder einen Teil des Gebärmutterhalses oder die gesamte Gebärmutter, manchmal auch angrenzendes Gewebe. Der Umfang der Operation hängt stets davon ab, wie ausgedehnt der Tumor ist“, erklärt Prof. Janni. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, ist eine Operation ebenfalls die Standardtherapie.

Der Chir­urg entfernt in diesen Fällen immer die Gebärmutter samt des umgebenden Bindegewebes sowie der Lymphknoten im kleinen Becken. Die Experten sprechen bei solchen Eingriffen von einer radikalen Hysterektomie. Der Umfang einer Operation hängt vor allem von der Ausdehnung des Tumors ab. Anhand der Befunde nach dem Eingriff können die Ärzte die Heilungsaussichten beurteilen. „Sehen wir ein Risiko für einen Rückfall, führen wir nach der Operation weitere Behandlungen durch“, erläutert der Experte.

Je nach Situation kann dies eine Radiochemotherapie oder eine alleinige Strahlen- oder Chemotherapie sein. Bei fortgeschrittenen Stadien ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Tumor schon Absiedlungen, sogenannte Metastasen, in den Lymphknoten gebildet hat. Patientinnen erhalten dann standardmäßig eine Strahlen- und Chemotherapie.

Neue Studie empfiehlt offenen Eingriff

Operationen führten Chirurgen bis vor Kurzem meist endoskopisch durch, also mit einer Bauchspiegelung. Im Unterschied zu einer offenen Operation am Bauch sind dabei nur einige kleine Schnitte notwendig, durch die sie das Endoskop und die Operationsgeräte in den Bauch einführen können. Man spricht auch von Schlüsselloch-Chirurgie. Die Bauchspiegelung ist im Vergleich zur offenen Bauchoperation für die Patientinnen schonender. Denn die kleineren Wunden verheilen schneller und verursachen weniger Schmerzen. Die Patientinnen können schneller wieder aufstehen und die Komplikationsrate ist in der Regel geringer.

Nun wurden allerdings Studien ausgewertet, die einen besseren Krankheitsverlauf für die offene Operation ergeben haben. Dazu untersuchten Experten von 2008 bis 2017 mehr als 600 Patientinnen aus zwölf Ländern. Das Ergebnis: Viereinhalb Jahre nach einer offenen Operation waren 96,5 Prozent der Frauen am Leben, ohne dass der Krebs zurückgekehrt war. Bei der minimalinvasiven Methode waren es 86 Prozent. Die genauen Ursachen für die geringere Rückfallquote sind noch nicht bekannt und müssen in weiteren Studien geklärt werden. Patientinnen sollten bis auf Weiteres über das Für und Wider der beiden verschiedenen Operationszugänge aufgeklärt werden.

Die Heilungsrate ist sehr hoch

Wenn fünf Jahre nach Therapieende die Krebserkrankung nicht wieder aufgetreten ist, gehen die Onkologen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von einer Heilung aus. „Ungefähr 90 Prozent der Frauen, bei denen der Tumor frühzeitig erkannt wurde, werden geheilt“, sagt Prof. Janni und ergänzt: „Meist entdecken wir den Gebärmutterhalskrebs in einem frühen Stadium.“

Hohe Behandlungsqualität sicherstellen

Die Behandlung des Gebärmutterhalskrebses ist vielschichtig. Experten unterschiedlicher Fachrichtungen sind daran beteiligt und suchen nach der optimalen Therapie für jede Patientin. „Die beste Versorgung bekommen Betroffene in einem zertifizierten Genitalkrebszentrum. Dort arbeiten spezialisierte Ärzte mit großer Erfahrung im Umgang mit Gebärmutterhalskrebs“, empfiehlt Prof. Janni. Solche Kliniken werden zudem nach einem strengen Qualitätskriterienkatalog in Zusammenarbeit mit der Deutschen Krebsgesellschaft regelmäßig geprüft und müssen hohe Therapiestandards aufweisen. In den zertifizierten Genitalkrebszentren besteht somit für die Patientinnen ein hohes Maß an Therapiesicherheit.


Unser Experte Prof. Dr. Wolfgang Janni ist Direktor der Frauenklinik vom Universitätsklinikum Ulm. Sein Rat: "Die beste Versorgung bekommen Betroffene in einem zertifizierten Genitalkrebszentrum" © privat