Brustkrebs Ein Rezidiv – was nun?

Autor: MPL-Redaktion

Besonders die Unterstützung aus dem privaten Umfeld spendet bei einer wiederkehrenden Krebserkrankung Kraft. © iStock/KatarzynaBialasiewicz

Nach einer Krebsbehandlung stehen meist engmaschige Nachsorgeuntersuchungen an. So sollen neue oder wiederkehrende Erkrankungen frühzeitig entdeckt und behandelt werden können. Im Fall der Fälle beginnt für den Patienten dabei ein neues Kapitel in der Behandlung.

Werden Patienten mit der Tatsache konfrontiert, dass sich wieder ein Krebsherd in ihrem Körper gebildet hat, ist die menschliche Unterstützung besonders wichtig. Das enge familiäre Umfeld und unter Umständen eine psychoonkologische Fachkraft müssen nun dabei helfen, dass eventuelle belastende Erfahrungen der ersten Behandlung die nun neu anstehende Therapie nicht zu stark beeinflussen.

Ärzte unterscheiden drei Arten der Wiedererkrankung. Erstens: Tritt der Krebs am ursprünglichen Ort wieder auf, sprechen die Mediziner von einem Lokalrezidiv. Zweitens: Werden Knochen oder Organe vom selben, bereits behandelten Krebs befallen, ist die Krankheit fortgeschritten: Der Krebs hat Metastasen gebildet. Und drittens: Wird die bisher gesunde Brust krank, wird die Behandlung meist wie bei einem Erstbefund durchgeführt. Die Ärzte sprechen dann von einer quasi Neuerkrankung. In jedem Fall wird aber ein neues Kapitel aufgeschlagen.

„Chancen und Risiken müssen auch hier offen und ehrlich angesprochen werden“, sagt Professor Dr. Babür Aydeniz, Direktor der Frauenklinik Ingolstadt. „Je besser die Patienten informiert sind, umso besser wird die Therapie und deren Bewältigung vonstattengehen können.“

Wenn der Krebs zurückkommt

Bei etwa fünf bis zehn von hundert Patientinnen kommt es innerhalb von zehn Jahren nach der Erstbehandlung zu erneutem Tumorwachstum in der gleichen Brust. Wurde die Brust entfernt, kann ein Rückfall an der Brustkorbwand auftreten, betroffen sind etwa vier von hundert Patientinnen. Anzeichen für ein Lokalrezidiv können knotige Veränderungen oder Rötungen der Haut der operierten Brustseite sein.

Am gleichen Ort

Nach einer Brustkrebsbehandlung treten innerhalb der ersten zehn Jahre bei fünf bis zehn Prozent der Patientinnen Lokalrezidive auf. Sie werden meist bei den regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen der Brust entdeckt. „Liegt ein verdächtiger Befund vor, sind zwei Tatsachen entscheidend“, betont Prof. Aydeniz. „Zum einen muss festgestellt werden, ob es sich um den ‚alten‘ Krebs handelt.“ Und zum anderen wird intensiv untersucht, ob der Krebs Metastasen im Körper gebildet hat.

Ist der Krebs auf die Brust begrenzt, wird er im Prinzip wie bei einer Erstdiagnose behandelt. Allerdings achten die Ärzte genau darauf, ob und wie sich der Krebs verändert hat. So kann die Therapie möglichst genau auf den Krebs abgestimmt werden.

Auf die Lebensqualität achten

„Die Heilungschancen sind dabei ähnlich gut zu prognostizieren wie bei der ersten Erkrankung“, erläutert Prof Aydeniz. Warum und wie Metastasen entstehen, ist noch nicht genau bekannt. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich einzelne Zellen oder Zellverbände aus dem Tumor lösen und sich über das Blut oder die Lymphbahnen im Körper verteilen. „Wir sprechen daher bei Brustkrebs von einer systemischen Erkrankung“, so Prof. Aydeniz. „Das Verrückte dabei ist, dass Metastasen auftreten können, obwohl in der behandelten Brust kein Krebs mehr ist.“

Warum, wo und wie die vagabundierenden Zellverbände zum Krebs werden, muss noch erforscht werden. Das macht die Metastasen so tückisch, gefährlich und nur sehr schwer behandelbar.

Metastasierender Brustkrebs

Metastasierend bezeichnet ein Stadium, in dem sich der Krebs auf Organe im ganzen Körper ausgebreitet hat. In den meisten Fällen handelt es sich um ein erneutes Auftreten von Tumoren nach einer ersten Behandlung.

Häufigstes Vorkommen:

  • Knochen:
    Rückgrat, Rippen, Hüfte,Schädel, längere Röhrenknochen
    Symptome: Knochenschmerzen, Taubheit, Schwäche, Bruchgefahr
  • Lunge
    Symptome: Atemnot, trockener Husten, aber auch symptomlose Fälle
  • Leber
    Bei 66 Prozent der Frauen mit metastasierendem Brustkrebs wird die Leber befallen.
    Symptome: Gewichts- und Appetitverlust, Fieber, Verdauungsstörungen

Die Behandlung:
Der Schwerpunkt der Behandlung von metastasierenden Tumoren liegt in erster Linie auf der Linderung der Symptome und dem Ziel der Lebensverlängerung für die Patienten.

Dabei spielen die Behandlung mit Hormonen, die Chemotherapie und Bestrahlungen meist eine wichtige Rolle.

Zum Brustzentrum? Auf jeden Fall!

„Werden Metastasen festgestellt, steht die Lebensqualität im Vordergrund der Behandlung“, betont Prof. Aydeniz. „Wir sind heute nämlich in der Lage, die negativen Auswirkungen der fortgeschrittenen Krebserkrankungen der Brust oft gut in den Hintergrund zu drängen.

In Deutschland werden ungefähr 250 Brustkrebszentren betrieben. Sie unterwerfen sich strengen Regeln und Qualitätsprüfungen. „Krebserkrankungen sind sehr ernste Erkrankungen“, sagt Prof. Aydeniz. „Deshalb ist dann die Zeit gekommen, ein Brustkrebszentrum aufzusuchen.“ Patienten profitieren ungemein davon, dass hier viele medizinische Disziplinen Hand in Hand arbeiten. Und ganz wichtig ist bei fortgeschrittenen Erkrankungen, dass professionelle Hilfe auch in psychosozialer Hinsicht zur Verfügung steht.

Weiter rät der Mediziner Patienten, gut darauf zu achten, dass die Nachsorge individuell geplant wird und dass die Nachsorgetermine auch eingehalten werden. „Dabei spielen die niedergelassenen Ärzte eine ganz wesentliche Rolle“, sagt Prof. Aydeniz. „Die enge Abstimmung zwischen dem Arzt vor Ort und dem Zentrum bringt die entscheidenden Vorteile für die Patienten“, so sein Fazit.


Prof. Dr. Babür Aydeniz, Direktor der Frauenklinik in Ingolstadt © Privat