Schwarzer Hautkrebs Die Chancen haben sich deutlich verbessert

Autor: Jonathan Fasel

Durch neue Therapien bieten sich heute vielfältige Möglichkeiten. © iStock/gruizza

Die Prognosen verbessern sich dramatisch: War der schwarze Hautkrebs, das maligne Melanom, noch vor Jahren schwer heilbar, so kann er heute häufig sehr gut behandelt werden – selbst in fortgeschrittenen Stadien. Die Therapieoptionen werden immer vielfältiger und damit auch erfolgreicher. Einen großen Anteil daran haben sogenannte Immuntherapien. Perspektive LEBEN stellt die Behandlungsmöglichkeiten vor.

Etwa 11 000 Männer und 10 000 Frauen erkranken jährlich in Deutschland am malignen Melanom. Die meisten Betroffenen befinden sich dann im mittleren Lebensalter zwischen 45 und 60 Jahren.

Die körpereigene Abwehr befähigen

Melanome können bereits frühzeitig Metastasen in Lymphknoten sowie anderen Organen bilden – und zwar ohne Beschwerden für die Betroffenen beziehungsweise ohne, dass sie die Erkrankung rechtzeitig bemerken. „Diese Tatsache führte in der Vergangenheit oft zu recht ungünstigen Prognosen. Hat ein Tumor nämlich bereits Metastasen gebildet, ist eine Behandlung deutlich schwieriger“, betont Professor Dr. Markus Meissner. Der Hautkrebsexperte ist geschäftsführender Oberarzt der Dermatologie, Venerologie und Allergologie sowie Leiter der Dermatochirurgie und des Hautkrebszentrums am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen in Frankfurt. Doch seit einigen Jahren helfen neue Therapieformen dabei, die Metastasen erfolgreich zu bekämpfen, allen voran die Immuntherapie. Hierbei handelt es sich um eine Behandlung mit Medikamenten, deren Wirkstoffe die körpereigene Abwehr – also das Immunsystem – wieder befähigt, bösartige Zellen zu erkennen und abzutöten. „Genau das ist ja auch die Aufgabe unserer körpereigenen Abwehr. In seltenen Fällen versagt sie jedoch. Dann kann ein Tumor entstehen. Forscher haben erkannt, warum das so ist und auf Basis ihrer Erkenntnisse die Immuntherapie entwickelt“, erklärt Prof. Meissner.

Präventiver Einsatz

Dabei gibt es die Immuntherapie in der Onkologie eigentlich schon seit etwa 30 Jahren. So wurde in Deutschland noch bis vor ein bis zwei Jahren mit Interferon eine adjuvante beziehungsweise präventive Behandlung für spätere Tumorstadien durchgeführt. Das regt das körpereigene Abwehrsystem an, eventuell verbliebene, nicht sichtbare Tumorzellen zu bekämpfen. Doch erst in den letzten Jahren kam die Immuntherapie dank der Einführung neuer Wirkstoffe auf den Erfolgsweg. Mittlerweile stehen diverse Medikamente zur Verfügung. Vor Kurzem wurden in Europa zwei sogenannte PD1-Antikörper zur adjuvanten Therapie zugelassen.

Die richtigen Experten aufsuchen

Die vielversprechenden neuen Behandlungswege auch beim schwarzen Hautkrebs ermöglichen heute Behandlungserfolge, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Dies ist möglich dank der Forschungsarbeit und Behandlung an zertifizierten Zentren, die sich speziell für die Behandlung des malignen Melanoms qualifiziert haben. Ihr Arzt gibt Ihnen dazu gerne Auskunft.

„Das Besondere an den neuen Wirkstoffen der letzten Jahre ist, dass sie das rezidivfreie und das Gesamtüberleben deutlich verlängern“, erläutert Prof. Meissner und betont: „Erst kürzlich wurden einige sogar für die adjuvante Therapie bei Tumorstadien III und IV zugelassen. Präventiv wird so das Auftreten neuer Metastasen verhindert und das Überleben deutlich verbessert. Eine so effektive adjuvante Therapie gab es beim Melanom noch nie.“

Die Entwicklung immer weiterer Wirkstoffe erlaubt es den behandelnden Ärzten, ihre Therapiestrategien deutlich individueller und auf die Patienten zugeschnitten zu gestalten. „Die Behandlungsergebnisse sind vielversprechend. Die Langzeitüberlebensraten steigen deutlich an, selbst bei Patienten im Stadium IV, die bereits Fernmetastasen aufweisen“, berichtet Prof. Meissner. Zudem laufen weltweit Studien, die sogar noch erfolgsversprechender erscheinen. Getestet werden hier zum Beispiel Kombinationstherapien aus einem CTLA-4-Antikörper, einem PD1-Antikörper und zielgerichteten Therapien mit sogenannten BRAF- und MEK-Inhibitoren. Die Behandlungsergebnisse sind in den ersten Analysen die besten, die jemals erzielt wurden.

„Die Immuntherapien sind auf dem Vormarsch. Sie gelten als Hoffnungsträger der Onkologie. Vor ihrer Einführung hatten Patienten mit Fernmetastasen oft nur noch wenige Monate zu leben. Die neuen Wirkstoffe verschaffen nun vielen von ihnen ein Langzeitüberleben“, fasst Prof. Meissner zusammen.

Die Operation ist obligatorisch

Eine alleinige Immuntherapie gibt es natürlich nicht. Dieser Behandlungsform ist meistens eine Operation vorangestellt. „Das primäre Melanom muss entfernt werden. Der Chirurg schneidet es mit einem Sicherheitsabstand heraus. So stellt er sicher, dass kein bösartiges Gewebe im Körper verbleibt“, erklärt Prof. Meissner. Als Faustregel gilt: Je tiefer der Tumor eingedrungen ist, desto größer der Sicherheitsabstand.

Ist ein Melanom einen Millimeter oder tiefer in die Haut eingedrungen, entnimmt der Chirurg zusätzlich den Schildwächterlymphknoten. Ist dieser bereits von Metastasen befallen, werden trotzdem heutzutage bei einem Großteil der Patienten nicht mehr sämtliche zugehörigen Lymphknoten entfernt, da diese radikale Operation bei den meisten Patienten keinen Überlebensvorteil bietet. Hier kommt dann aber eine adjuvante Therapie, wie oben genannt, ins Spiel, die für die Patienten ganz neue Optionen ermöglicht.


Unser Experte Prof. Dr. Markus Meissner ist Geschäftsführender Oberarzt der Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Leiter der Dermatochirurgie und des Hautkrebszentrums, Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt © privat