Pankreaskarzinom Bauchspeicheldrüse in Gefahr: Schwierig, aber nicht aussichtslos

Autor: MPL-Redaktion

Die Tumorkonferenz zählt. © iStock/Sakramir

Die Diagnose stellen Mediziner rund 18.000-mal im Jahr. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs, fachsprachlich Pankreaskarzinom, gilt als relativ bösartige Erkrankung. Der Altersgipfel liegt etwa im siebzigsten Lebensjahr. Als ein Spezialist auf diesem Gebiet gilt Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann. Er ist Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in der Raphaels­klinik in Münster. In Perspektive LEBEN berichtet er über die aktuellen Möglichkeiten rund um die Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebses.

Bereits die Diagnosestellung ist sehr aufwendig: Besteht ein begründeter Verdacht auf einen Tumor der Bauchspeicheldrüse, muss dieser durch eine Reihe von speziellen Untersuchungen abgeklärt werden. Die Ärzte brauchen nämlich ein genaues Bild der Erkrankung. „Wir nutzen hierzu verschiedene bildgebende Verfahren. Dazu gehören in erster Linie die Computertomographie, die Kernspintomographie und die Endosonographie“, erklärt Prof. Hoffmann. Mit der Computertomographie bestimmen die Experten die Ausdehnung des Tumors und identifizieren mögliche Absiedlungen. Mit der Endosonographie sehen sie die präzise Ausdehnung des Tumors und können gezielt Gewebeproben entnehmen.

Bessere Chancen bei Operation

„Ziel der Untersuchungen ist zu ergründen, ob wir den Tumor operieren können. Voraussetzung für eine komplette Heilung ist es, das Tumorgewebe sowie die umgebenden Lymphknoten vollständig zu entfernen“, so Prof. Hoffmann. „Zudem muss der Tumor auf die Bauchspeicheldrüse begrenzt sein.“ Findet sich eine verdächtige Raumforderung und ist eine Operation möglich, entfernen die Chirurgen diese ohne vorherige Gewebeentnahme. Erst im Anschluss werden das Gewebe und die genaue Ausdehnung untersucht. Letztlich kann so das Tumorstadium festgelegt und die genaue Diagnose gestellt werden.

Nach einer gelungenen Operation, ist die Therapie noch nicht beendet. Da der Bauchspeicheldrüsenkrebs dazu neigt, früh kleinste Metastasen zu bilden, führen die Onkologen stets eine Chemotherapie durch. „Mit dieser Behandlung sollen winzige Absiedlungen, die sich gegebenenfalls im Körper befinden, zerstört werden“, begründet Prof. Hoffmann die Maßnahme.

Gute Versorgung in Deutschland

Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs befinden sich in Deutschland in guten Händen. Denn die Bauchspeicheldrüsen-Chirurgie ist eine sogenannte mindestmengen­relevante Chirurgie. Das heißt, ein Krankenhaus muss eine ausreichend große Zahl dieser Eingriffe nachweisen, um sie überhaupt mit den Krankenkassen abrechnen zu können. Betroffene dürfen also davon ausgehen, dass sie es immer mit erfahrenen Ärzten zu tun haben. Darüber hinaus gibt es noch zertifizierte Pankreaszentren, in denen deutlich ­höhere Operationszahlen gefordert sind und die Qualität der Behandlung regelmäßig durch externe Experten überprüft wird.

Der Patient entscheidet mit

Haben die Voruntersuchungen gezeigt, dass der Tumor nicht operabel ist, kann in Einzelfällen eine neoadjuvante Chemotherapie vorgeschaltet werden. „Sie soll den Tumor so verkleinern, dass er anschließend doch noch operiert werden kann“, sagt Prof. Hoffmann. Entfällt diese Option, entscheiden die Ärzte, welche andere Therapieform geeignet ist. Dies geschieht im Rahmen eines interdisziplinären Expertengremiums. Das bedeutet, Ärzte aller beteiligten Fachrichtungen beraten über die nächsten Schritte. In der Regel nehmen Onkologen, Internisten und Strahlentherapeuten teil.

Die Therapieentscheidung treffen die Experten schließlich gemeinsam mit dem Patienten. Für den Fall, dass der Tumor bereits gestreut hat, empfehlen die Ärzte meist eine palliative Chemotherapie. Sie soll ein weiteres Wachstum der Metastasen verhindern und so die Symptome der Erkrankung lindern. Für eine maximale Wirkung kann die Chemotherapie durch eine sogenannte zielgerichtete Therapie ergänzt werden. Insgesamt hängt die definitive Therapieentscheidung auch immer vom Allgemeinzustand des Patienten ab. An der Therapie sind auch speziell dafür ausgebildete Schmerztherapeuten beteiligt.

Oft ist es bei der Erkrankung erforderlich, eingeengte Gallenwege oder einen verengten Zwölffingerdarm durch den Einsatz von Stents, kleinen Draht- oder Kunststoffröhrchen, offenzuhalten. Alternativ können diese Verengungen durch einen begrenzten chirurgischen Eingriff, den sogenannten Doppel-Bypass umgangen werden.

Nebenwirkungen – oft nur vorübergehend

Eine Chemotherapie wirkt generell auf alle Körperzellen, die sich schnell teilen, also nicht nur auf Tumorzellen. Daher wird auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen sind oft die Schleimhäute von Magen und Darm, das blutbildende System im Knochenmark und die Haarwurzeln.

Begleiterscheinungen der Chemotherapie sind daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Haarausfall. Die gute Nachricht ist: „Die Nebenwirkungen lassen sich oft durch Medikamente abfangen oder lindern. In der Regel verschwinden diese Nebenwirkungen nach Abschluss der Behandlung vollständig“, so Prof. Hoffmann.


Prof. Dr. Dr. Matthias Hoffmann; Chefarzt Klinik für Allgemein- u. Viszeralchirurgie, Raphaelsklinik in Münster © privat