Wissenschaft Warum universitäre Krebsforschung für Patienten so wichtig ist

Autor: MT-Redaktion

Aus vielen Einzelerkenntnissen setzt sich ein Bild zusammen, das die Therapie voranbringen kann. © iStock/Rawpixel

Mehr als 500.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an Krebs. Etwa die Hälfte aller erwachsenen Krebspatienten können heute geheilt werden. Bei Kindern liegt die Quote sogar bei 80 Prozent. Das war nicht immer so. Dank der medizinischen Forschung haben sich die Heilungsraten – gerade in den letzten Jahren – deutlich verbessert. Eine zentrale Rolle spielt dabei die universitäre Forschung.

Der Kampf gegen den Krebs reicht lange zurück – und ein Ende ist nicht in Sicht. Seit Jahrzehnten forschen Experten unterschiedlicher Fachrichtungen daran, die Patientenversorgung zu verbessern – vor allem die Therapiemöglichkeiten.

Aber auch Prävention, Früherkennung, Diagnose, medizinische Nachsorge und psychosoziale Versorgung sind Themen, mit denen sich Experten unterschiedlicher Fachrichtungen tagein, tagaus beschäftigen. Und auch in der Rehabilitation wachsen die Erkenntnisse stetig.

Vielfalt – Grundlage für erfolgreiche Forschung

Einer der Wissenschaftler ist der Würzburger Krebsforscher Professor Dr. Martin Eilers vom Biozentrum der Universität Würzburg. Für seine erfolgreiche Forschung hat Prof. Eilers 2004 den Deutschen Krebspreis erhalten. 2006 wurde er zudem als Mitglied in die Europäische Molekularbiologie-Organisation EMBO in Heidelberg aufgenommen.

Gegenüber Perspektive LEBEN betont er die zentrale Rolle der universitären Krebsforschung: „Sie bietet per se eine besondere Vielfalt, die notwendig ist für nachhaltige Erfolge. Denn jede medizinische Universitätsklink ist in der Regel mindestens auf eine Tumorentität spezialisiert. Vereint man nun solche Expertisen, entstehen schlagkräftige interdisziplinäre Teams.“

Neben dieser Vielfalt an Spezialwissen zu verschiedenen Krebserkrankungen ist auch die Vielfalt an Forschungsversuchen und -ansätzen eine Besonderheit in der universitären Forschung. „An Universitäten werden auch mal Ansätze und Ideen verfolgt, die man bei einer Kosten-Nutzen-Betrachtung wohl eher verwerfen würde. Aber eben genau diese Vielfalt von Versuchen führt manches Mal zu großen Erfolgen. Auch das ist eine Stärke der universitären Forschung“, erklärt Prof. Eilers.

Universitäre Forschungsverbünde – die Stärken anderer nutzen

Zur Erreichung bestimmter Forschungsziele hebt Prof. Eilers die Bedeutung eines Forschungsverbundes hervor: Er selbst erforscht die Veränderungen, die normale Körperzellen zu aggressiven Krebszellen werden ­lassen.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt dabei seit Jahren auf den sogenannten Myc-Proteinen: „Wir wissen, dass sie an der Entstehung fast aller Tumoren beteiligt sind“, stellt Prof. Eilers fest. „Sie befeuern das Wachstum der Krebszellen. Könnte man die Myc-Proteine ausschalten, würden sich daraus vielleicht neue Therapien für Krebspatienten ergeben. Die große Herausforderung ist jedoch, dass wir bislang nicht wissen, wie die Myc-Proteine genau funktionieren und warum gerade sie bei der Krebsentstehung eine so zentrale Rolle spielen“, betont Prof. Eilers.

In einem aktuellen Projekt geht es nun um eine Untergruppe der Myc-Proteine. Die Forscher erkannten, dass diese sich erst mit einem anderen Protein namens Aurora verbinden müssen, um ihre unheilvolle Wirkung entfalten zu können. Wie beide Proteine voneinander abhängig sind, möchte Prof. Eilers herausfinden.

Und genau dazu gründete er einen Forschungsverbund. Als Partner hat der Würzburger Biochemiker Professor Dr. Richard Bayliss von der englischen Universität Leicester mit ins Boot geholt. „Die Kollegen dort sind Experten für Aurora, wir in Würzburg sind Experten für Myc“, so Prof. Eilers. Das Beispiel zeigt anschaulich, wie sinnvoll ein Forschungsverbund sein kann.

Neben einer solchen Bündelung von Fachwissen ist universitäre Forschung zudem thematisch meist breiter aufgestellt. So wird etwa Grundlagenforschung betrieben, die Fragen nachgeht, wie Krebs überhaupt entsteht oder welche Wechselwirkungen mit dem Immunsystem existieren.


Prof. Dr. Martin Eilers, Biozentrum der Universität Würzburg © privat