Physiotherapie Schnell und dauerhaft wieder auf die Beine kommen!

Autor: MPL-Redaktion

Jeder Patient braucht sein Programm. © Africa Studio – stock.adobe.com

Krebs ist heutzutage in vielen Fällen eine gut behandelbare Krankheit. Nach einer Operation, Chemo-, Strahlen oder Immuntherapie können jedoch Nerven, Muskeln, die körperliche Ausdauer oder auch der Bewegungsapparat sehr geschwächt sein. Es gilt dann, den Patienten wieder aufzubauen, damit er schnell in sein gewohntes Leben zurückkehren kann.

Wie das gehen kann, erklärt die Physiotherapeutin Nicole Beck aus Kirchhorst bei Hannover. Sie hat seit rund zwei Jahrzehnten eine eigene Praxis. In dieser Zeit begleitete Nicole Beck viele Krebspatienten auf ihrem Weg zurück in ein aktives Leben. Der Beruf Physiotherapeut gehört in Deutschland zu den Gesundheitsfachberufen. Die medizinische Notwendigkeit einer Behandlung wird in der Regel durch Ärzte festgestellt und auf Rezept verordnet. „Das ist auch wichtig für die nachfolgenden Behandlungen. Denn nur der behandelnde Arzt weiß, was man einem Krebspatienten nach vollendeter Therapie zumuten kann und welche ganz spezielle Hilfe er nun braucht“, stellt Nicole Beck fest.

Langsam wieder zu Kräften kommen

Jeder Krebspatient hat seine eigene Krankengeschichte und muss demnach auch individuell behandelt und nachbehandelt werden. Somit lassen sich keine allgemein geltenden Empfehlungen aussprechen, sondern es muss von Fall zu Fall entschieden werden, in welcher Form er physiotherapeutisch behandelt werden darf. „Grundsätzlich sind Patienten meist sehr schwach und müssen motiviert, mobilisiert und gekräftigt werden. Auch die Ausdauer muss meist wiederhergestellt werden“, so Nicole Beck. „Wichtig ist gerade zu Beginn, dass Krebspatienten keinesfalls überfordert werden dürfen.“ Sämtliche Trainingsziele und -schritte bespricht der Physiotherapeut immer mit dem Patienten.

Übungen für alle Bedarfe

Mit speziellen Bewegungsübungen werden körperliche Defizite gezielt abgebaut, das Immunsystem gestärkt und das allgemeine Wohlbefinden verbessert. Die physiotherapeutische Nachbehandlung von Krebspatienten erfolgt in manchen Fällen auch durch stationäre Rehabilitation. Meist reicht eine anschließende ambulante Nachversorgung jedoch aus. „Zu Beginn der Behandlungen schauen wir, welche Beschwerden beim Patienten vorliegen. Nach einer Brustkrebstherapie mobilisieren wir dann beispielsweise das Schulterblatt und führen Bewegungsübungen ohne Gewichte durch“, beschreibt Nicole Beck eine mögliche Maßnahme. „Stellen sich Erfolge ein, nutzen wir oft im nächsten Schritt Stäbe, Keulen oder auch Bälle. Neben der gezielten Kräftigung verbessern wir so gleichzeitig die Koordination.“

Nach einer Lungenkrebstherapie konzentrieren sich die Experten hingegen auf andere Körperteile. So muss oftmals die Lunge trainiert werden. „Hierfür nutzen wir spezielle Atemübungen. Auch achten wir besonders auf eine aufrechte Körperhaltung. Diese ist bei Lungenkrebspatienten wichtig, weil sie die Atmung grundsätzlich erleichtert“, erklärt Nicole Beck. „Hierzu haben wir vor allem die Stärkung der Rückenmuskulatur im Auge.“

Erst Schwachstellen, dann der ganze Körper

Bei vielen Tumorarten werden je nach Stadium die Lymphknoten entfernt. Das kann zu Stauungen im Lymphsystem führen. „In solchen Fällen führen wir Lymphdrainagen durch. Schwellungen werden dadurch beseitigt“, erläutert Nicole Beck und ergänzt: „Ein gut funktionierendes Lymphsystem ist die Voraussetzung für eine gute Beweglichkeit.“ Sind die krankheitsspezifischen Schwachstellen beseitigt, ist der nächste Trainingsschritt die Ganzkörperkräftigung und das Ausdauertraining. Ziel einer physiotherapeutischen Behandlung ist also stets die vollständige funktionale Gesundheit der Patienten. Unterstützende Physiotherapie hat heute in der Krebsbehandlung einen großen Stellenwert, da die Heilungschancen für einige Krebsarten deutlich besser geworden sind. Zudem sind die Patienten häufig jünger, sodass durch die eingeschränkte berufliche Leistungsfähigkeit und die lang anhaltenden Folgestörungen wiederholter Rehabilitationsbedarf besteht. Infolgedessen begleitet Nicole Beck Patienten nach einer Krebstherapie unterschiedlich lang: Je nach Therapieschwerpunkt von einem halben Jahr bis hin zu mehreren Jahren.

„Eine Patientin habe ich sogar über zehn Jahre betreut. Dabei baut sich dann ein freundschaftliches Verhältnis auf“, erinnert sich die Expertin.


Nicole Beck; Physiotherapeutin; Kirchhorst bei Hannover © privat