Gebärmutterhalskrebs Ein Krebs auf dem Rückzug: Impfung und Früherkennung als Strategie

Autor: MPL-Redaktion

Früh entdeckt liegt die Heilungschance bei 95 %. © iStock/ericsphotography

Die Zahl der Diagnosen nimmt langsam ab. Der Grund: Seit vielen Jahren können neun- bis 14-jährige Mädchen und seit diesem Jahr Jungen im gleichen Alter geimpft werden. Bei der Erstellung des Therapieplans im Falle einer Erkrankung arbeiten Ärzte aus mehreren Fachgebieten eng zusammen. Sie orientieren sich dabei an einem deutschlandweit gültigen Leitfaden.

Wie bei den meisten Krebserkrankungen hängt die Therapiestrategie vom Erkrankungsstadium zum Diagnosezeitpunkt ab. „In Frühphasen können wir so operieren, dass Organe erhalten werden können. Das ist eine gute Nachricht für alle Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben“, betont Professor Dr. Thomas Schwenzer. Der Experte ist Direktor der Frauenklinik am Klinikum Dortmund Mitte.

So entwickelt sich die Krankheit

Papilloma-Viren setzen sich auf der Schleimhaut des Gebärmutterhalses fest. Sie verursachen über Jahre hinweg Entzündungen, die das Schleimhautgewebe wuchern lassen. Wird der Krebs später entdeckt, ist die Krankheit oft schon tief in das Gewebe der Unterleibsorgane eingedrungen.

Offene Operation erzielt besseren Krankheitsverlauf

Ist die Erkrankung etwas weiter fortgeschritten, dann ist die operative Standardtherapie die sogenannte radikale Hysterektomie. Dabei werden neben Gebärmutter samt dem umgebenden Bindegewebe auch die Lymphknoten im kleinen Becken entfernt. Noch während der Operation untersuchen die Ärzte diese mittels Schnellschnitt auf Metastasen. Sind sie befallen, werden die Lymphknoten entlang der großen Bauchschlagader entfernt.

„Solche Eingriffe führten wir bis vor Kurzem auch endo­skopisch durch, also mit einer Bauchspiegelung“, sagt Prof. Schwenzer. Im Unterschied zu einer offenen Operation am Bauch sind für eine Bauchspiegelung nur einige kleine Schnitte notwendig, durch die das Endo­skop und die Operationsgeräte in den Bauch eingeführt werden. Man spricht daher auch von einer Schlüsselloch-Chirurgie.

„Die Bauchspiegelung ist im Vergleich zur offenen Bauchoperation für die Patientinnen schonender.“ Die kleineren Schnitte verheilen schneller und verursachen weniger Schmerzen. Die Patientinnen können schneller wieder aufstehen und die Komplikationsrate ist in der Regel geringer. Nun wurden aber aktuelle Studienergebnisse ausgewertet: Sie haben einen besseren Krankheitsverlauf für die offene Operation ergeben.

Strahlentherapie bei fortgeschrittenen Stadien

„Ab dem Stadium 3, also bei fortgeschrittenen Karzinomen, steht die Strahlentherapie im Vordergrund. Das ist die Standardtherapie“, erklärt Prof. Schwenzer und ergänzt: „Eine Operation ist hier nicht mehr möglich oder macht keinen Sinn.“

Das Stadium 4 ist dadurch gekennzeichnet, dass der Tumor entweder bereits in die Nachbarorgane eingewachsen ist, etwa in Harnblase und Darm, oder Fernmetastasen vorhanden sind. „Liegt der Tumor günstig, kann eine Operation infrage kommen. Dabei würden wir dann die Harnblase mit entfernen und eine Ersatzblase einsetzen“, so Prof. Schwenzer. „Andernfalls würden wir bestrahlen. Bei Fernmetastasen führen wir hingegen eine Chemotherapie durch.“

Heilungschancen, die Mut machen

Im Stadium 1 liegen die Fünf-Jahres-Überlebensraten bei 95 Prozent. Und im Stadium 2 bei 75 Prozent. Im Vergleich zu vielen anderen Krebsarten bieten solche Quoten betroffenen Frauen eine recht beruhigende Perspektive. „Selbst in fortgeschrittenen Stadien, die ohnehin nur relativ selten vorkommen, sind die Fünf-Jahres-Überlebensraten noch relativ gut.

Im Stadium 3 liegen sie bei beachtlichen 58 Prozent“, sagt Prof. Schwenzer. Da sich diese Quoten auch nach zehn Jahren nicht signifikant ändern, wissen Patientinnen spätestens nach fünf Jahren, dass sie geheilt sind.

Behandlung stets in zertifizierten gynäkologischen Krebszentren

Eine optimale medizinische Versorgung ist die Voraussetzung für solch gute Heilungschancen. Prof. Schwenzer empfiehlt allen Betroffenen als erste Behandlungsadresse zertifizierte gynäkologische Krebszentren.

Diese gibt es überall in Deutschland. „Auch wenn es einmal etwas weiter ist, sollte man immer den Weg in diese Zentren suchen. Dort gibt es ausgewiesene Operateure mit sehr viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Zudem finden sich zentral alle weiteren medizinischen Experten, die nötig sind, um die Erkrankung wirkungsvoll zu behandeln.“ Informationen gibt es beispielsweise auf der Seite der Deutschen Krebsgesellschaft unter: http://www.krebsgesellschaft.de/


Prof. Dr. Thomas Schwenzer, Direktor der Frauenklinik am Klinikum Dortmund Mitte © Privat