Erlaubt ist, was guttut Aktiv während der Behandlung

Autor: Perspektive LEBEN

Bewegung tut Körper und Seele wohl. © Anton – stock.adobe.com

Eine Krebsbehandlung, allen voran die Chemotherapie, kann anstrengend sein – sowohl für den Körper als auch für den Geist. Die Zeit zwischen den Behandlungen verbringen Patienten deshalb oftmals mit Nichtstun: Man ist schlapp und möchte sich ausruhen. Das führt jedoch schnell zu weiterer Kraft- und Lustlosigkeit. Experten raten daher zu einer aktiven Freizeitgestaltung. Hoch im Kurs stehen Bewegung und Sport, aber auch Wellnessprogramme schaffen einen vorteilhaften Ausgleich. Und helfen die Behandlung besser zu überstehen.

Der Einfluss von Bewegung und Sport bei Krebspatienten wurde in letzter Zeit vermehrt in klinischen Studien untersucht. Die Wissenschaftsjournalistin Peggy Prien schreibt bei der Deutschen Krebsgesellschaft e. V., dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann. Außerdem werden Patienten leistungsfähiger und selbstbewusster – was die Lebensqualität enorm verbessern kann. Doch nicht nur das: Körperliche Aktivität hat auch direkten Einfluss auf die Entstehung von Krebs und den Verlauf einer Krebserkrankung.

Die Freizeit aktiv gestalten

Laut Prien zeigen die Studien zudem, dass körperliche Aktivität nach einer Tumorerkrankung die Gefahr eines Rückfalls reduziert und die Wahrscheinlichkeit für eine dauerhafte Heilung erhöht. Besonders gut erforscht sei dies bisher für Brust-, Darm- und Prostatakrebs. Aber auch für Leukämie- und andere Krebspatienten wurden in Studien schon positive Effekte gezeigt.

Auch Dr. Freerk Baumann, Wissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln und Autor des Buches „Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie“, weist auf die vielfältige Wirkung von bewusster Bewegung während der Therapiephasen hin. Ihm zufolge können begleitende Bewegungstherapien helfen, Behandlungen besser zu verkraften und die alltäglichen Aktivitäten aufrechtzuerhalten.

Die mögliche Intensität der Bewegung hängt immer von der jeweiligen Krebserkrankung ab und von der individuellen Verfassung der Patienten. Hierbei helfen der behandelnde Arzt und Bewegungstherapeuten. Sie richten ihr Programm nicht nur an der körperlichen Fitness ihrer Patienten aus, sondern vor allem auch an der Art und an der Schwere der Krebserkrankung. Grundsätzlich gilt: „Viel hilft viel“ ist nicht das beste Rezept. Krebspatienten brauchen regelmäßig Pausen – besonders während der Behandlungsphasen. Aber eben nicht dauerhaft. Die Freizeit sollte aktiv gestaltet werden.

Weniger Nebenwirkungen durch Sport

Der Erkenntnisgewinn der Bewegungstherapie in der Onkologie hat in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Wandel geführt. Durch individuelle Bewegungsprogramme konnten wissenschaftlich belegbare Effekte zur Reduktion von Nebenwirkungen erzielt werden. Damit ist die Bewegungstherapie sogar ein fester Bestandteil in der Therapie onkologischer Patienten geworden.

Besonders die Chemotherapie führt bei vielen Betroffenen zu Kraftlosigkeit. Dr. Baumann weist darauf hin, dass diese zwar teilweise durch die Wirkung der Medikamente entsteht, aber auch weil sich Patienten während der Behandlung einfach weniger bewegen. Und das, obwohl viele körperlich gar nicht eingeschränkt sind. Die Empfehlung lautet, die freie Zeit zwischen den Behandlungen besser zu nutzen.

Wellness für den Geist

Nicht nur die Stärkung des Körpers ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Der Geist sollte ebenso berücksichtigt werden. Für Krebspatienten sind laut Dr. Baumann Wellnessprogramme nicht nur zu empfehlen, sondern oftmals sogar notwendig. Etwa bei Menschen, die unter einem erhöhten Stressniveau leiden – und das kommt häufig vor. Denn allein die Diagnose Krebs versetzt viele bereits in eine dauerhafte Stresssituation, die durch die Behandlungen noch verstärkt wird.

Stress lässt sich durch Massagen, Schwimm- und Thermalbäder oder Saunabesuche abbauen. Aber auch hier sollte alles vorher mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Beispielsweise muss sich nach einer Bestrahlung die strapazierte Haut erst wieder erholen, bevor eine Sauna besucht werden darf. Auch sollte das Immunsystem des Patienten nach einer Chemotherapie wiederhergestellt sein, da in Schwimmbädern oder Saunen eine erhöhte Infektionsgefahr besteht.

Nach der Chemo gezielt zu Kräften kommen

Nach den Behandlungen ist gezielter Sport wichtig: Ob zur Gewichtsregulierung oder zur Steigerung von Kraft und Ausdauer: Für alle Patienten eignet sich nach einer Chemotherapie grundsätzlich ein Kraftaufbautraining kombiniert mit einem Ausdauertraining. Das baut die Muskulatur auf und bringt das Herz-Kreislauf-System wieder in Schwung.

Natürlich muss das Training individuell festgelegt werden. Patienten sollten das ebenfalls mit ihrem behandelnden Arzt besprechen. Möchte jemand zum Beispiel seine Wassereinlagerungen reduzieren, sollte er die Intensität geringer wählen und die Wiederholungszahlen dafür höher. So wird die Gewebeflüssigkeit wieder ausgeschwemmt. Genau das gegenteilige Training empfiehlt sich beim Aufbau von Muskulatur. Also eine höhere Intensität bei geringeren Wiederholungszahlen.

Das Fazit lautet: Während und nach der Krebsbehandlung sorgen Sport und Wellness für eine gute Lebensqualität. Tatenlosigkeit bewirkt eher das Gegenteil. Und es gilt: Alles was guttut, ist erlaubt! Also: Langsam anfangen und dann vorsichtig steigern.


Dr. Freerk Baumann, Wissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln © Privat