Lungenkrebs Genmutationstest in der Onkologie – Auf Testung beharren

Autor: Heiko Schwöbel

Nehmen Sie Ihre Rechte wahr und bestehen Sie auf die Testung Ihrer genetischen Vorbedingungen. © Surasak – stock.adobe.com

Patienten können in vielen Fällen von neuen, zielgerichteten Medikamenten besonders gut profitieren. Besonders Genmutationstests sind bei Lungenkrebs wichtig und sollten bei der Diagnosestellung immer durchgeführt werden.

Lungenkrebs wird auch heute noch meist sehr spät und damit schon im fortgeschrittenen Krankheitsstadium diagnostiziert. Fortgeschritten heißt dabei, dass sich im Körper bereits Tochtergeschwulste, sogenannte Metastasen, des Lungenkrebs gebildet haben. Diese können mit einer Operation oder Bestrahlung nicht oder nur schlecht bekämpft werden.

Daher werden in solchen Fällen oft starke und breit wirkende Chemotherapien eingesetzt. Sie sollen einzelne Krebszellen und Zellverbände abtöten und damit die weitere Ausbreitung des Krebses verhindern. Allerdings werden durch die Zellgifte der Chemotherapien nicht nur die gefährlichen Krebszellen abgetötet und geschwächt. Auch gesunde Zellen werden angegriffen und lösen dadurch zum Teil sehr schwerwiegende Nebenwirkungen bei den Patienten aus.

Angriffspunkte erkennen

„In den letzten Jahren konnten wir zahlreiche Besonderheiten und Veränderungen bei Lungenkrebszellen entdecken, die ganz spezifisch nur bei entarteten Zellen auftreten“, sagt Professor Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie der Universitätsklinik Köln. „Viele davon nutzen wir heute als Angriffspunkte, mit spezifischen Medikamenten ganz gezielt die Krebszellen zu bekämpfen.“

Dies hat für die Patienten ganz entscheidende Vorteile. Zum einen kann oft auf eine Chemotherapie ganz verzichtet oder sehr viel geringer dosiert werden. Zum anderen wirken die zielgerichteten Medikamente viel besser gegen den Krebs. „Die Erfolge sind in der jüngsten Vergangenheit enorm“, betont Prof. Büttner. „Wir können die Lebenszeit von Patienten oft um viele Jahre verlängern und auch die Lebensqualität gut und lange erhalten.“

Genmutationstest

Der Einsatz der gezielten Medikamente führt jedoch nur dann zum Erfolg, wenn der entsprechende Angriffspunkt für diese auch tatsächlich vorhanden ist. Das heißt, dass die Krebszellen von jedem Patienten, der für so eine Behandlung infrage kommt, auf die spezifischen Mutationen hin untersucht werden muss.

Diese sogenannten Genmutationstests können jedoch nur von wenigen hochspezialisierten Laboren und überwiegend in sogenannten universitären Spitzenzentren durchgeführt werden. „Damit möglichst viele Patienten von diesen Behandlungen profitieren können, haben sich derzeit 16 Zentren in Deutschland im nationalen Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs zusammengeschlossen“ sagt Prof. Büttner. „Dieses Netzwerk stellt die Genmutationstests allen Behandlern zur Verfügung. So stellen wir sicher, dass Patienten flächendeckend und damit auch außerhalb der Zentren von den zielgerichteten Therapien profitieren.“

Fortschritt

Der Lungenkrebs ist derzeit die Krebserkrankung, in der die größten Fortschritte bei der Erprobung neuer Behandlungen erzielt werden. „Trotzdem sind wir noch lange nicht am Ende der Entwicklung“, betont Prof. Büttner. „Wir haben noch eine sehr lange Wegstrecke vor uns und versuchen immer wieder neue Therapieansätze zu entwickeln und zu erforschen.“

Das Netzwerk ist hierfür eine ganz wichtige Informationsplattform für die Wissenschaftler und die Behandler. Es stellt sicher, dass die Rückkopplung von Behandlern – auch in der Fläche und weit weg von Lungenkrebszentren – und Wissenschaftlern gut funktioniert. Dabei gilt, dass die Testungen für die Patienten kostenlos sind. Sie können über die Kassen im Rahmen der sogenannten „besonderen Versorgung“ erstattet werden.

„Deshalb rate ich allen Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs unbedingt dazu, sich auf mögliche Genmutationen testen und in einem Zentrum des nationalen Netzwerks Genomische Medizin Lungenkrebs beraten zu lassen“, sagt Prof. Büttner „So kann man sicher sein, dass er entsprechend den neusten Erkenntnissen und dem medizinischen Stand behandelt wird.“


Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie, Universitätsklinik Köln © Privat